Corona-Krise

KSV warnt: Unternehmen bauen Schulden auf und verschleppen Insolvenz

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© Erwin Wodicka

In den ersten neun Monaten des Jahres sind um ein Drittel weniger Firmen pleitegegangen. Allerdings hat sich laut den Gläubigerschützern die Verschuldung auf 2,7 Milliarden Euro verdoppelt.

Innsbruck - Die Tiroler Unternehmen sind seit rund sechs Monaten mit den Folgen der Corona-Pandemie konfrontiert. Dabei ist die Zahl der Firmeninsolvenzen um ein Drittel zurück gegangen. Gute Nachricht ist das allerdings keine, denn viele Insolvenzen - so die Gläubigerschützer vom KSV 1870 - wurden in der Regel nur verschleppt. Die Verschuldung habe sich nämlich auf 2,7 Mrd. Euro verdoppelt. Das führe zu einer nicht einschätzbaren Wettbewerbsverzerrung, die auch gesunde Unternehmen "ins Verderben" ziehen könne.

Die massive Unterstützungen der Betriebe durch Maßnahmen der öffentlichen Hand und langfristige Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsabgaben erhalten auch Unternehmen, welche bereits vor der Covid19-Krise wirtschaftlich angeschlagen waren, künstlich am Leben. "Die Mechanismen eines sich selbst regulierenden Marktumfeldes sind aktuell außer Kraft gesetzt", so der KSV in einer Aussendung am Mittwoch.

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Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie lagen die Insolvenzzahlen in Tirol auf einem sehr niedrigen Niveau. Aufgrund der niedrigen Zinsen für Fremdkapital konnten sich Unternehmen über Jahre hinweg am Markt halten, die nur knapp über der Wirtschaftlichkeitsgrenze ihre Geschäfte abwickelten.

Die in Schieflage geratenen Unternehmen versuchen sich mit allen Mitteln am Markt zu behaupten. Es wir dann oft zu wirtschaftlich nicht mehr sinnvollen Preisen angeboten. Als Folge wird das gesamte Preisgefüge einer Branche zerstört.
Klaus Schaller, KSV1870 Regionalleiter West

Seien die Maßnahmen der Regierung zu Beginn der Krise zweifellos notwendig und richtig gewese, stelle sich heute die Frage der volkswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit. Die Stundung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen in das Jahr 2021 hinein, würde die Tendenz verstärken, dass Betriebe am Markt verbleiben, welche aus volkswirtschaftlicher Sicht eigentlich ausscheiden sollten.

Die vier größten Insolvenzen in Tirol 2020

  • CPH Gastronomie u. Betriebs GmbH* in Kufstein: 14.000.000 Euro
  • Stahl- und Metallbau Hörburger GmbH* in Roppen: 5.600.000 Euro
  • Winkler Steinmetz-Gm.b.H. & Co KG * in Schwaz: 4.300.000 Euro
  • Consilio ZT GmbH* in Schwaz: 2.700.000 Euro

(*Insolvenzursachen stehen mit der Corona-Krise in keinem/nur untergeordnetem Zusammenhang)

Die Tatsache, dass schwache Unternehmen - mit einer nicht stimmigen Kosten-Erlösstruktur - im Rahmen einer Insolvenz aus dem Markt ausscheiden müssen, gehöre zu einem funktionierenden Wirtschaftssystem dazu. Das Ausscheiden dieser Unternehmen schaffe Platz für neue, innovative Betriebe. Diese wiederum würden neuen Schwung in einen Sektor bringen und dies wiederum den Tiroler Wirtschaftsstandort in seiner Gesamtheit stärken, so die Gläubigerschützer.

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Resultat eines "Stundungsmodus'"

Ein ähnliches Bild gibt es laut KSV1870 bei den Privatinsolvenzen, die um ein Viertel zurückgegangen sind. Hier seien auch die Verbindlichkeiten deutlich, fast um ein Drittel, auf 754 Millionne Euro gesunken. Aber auch darin die Gläubigerschützer keine gute Nachricht, denn das sei "das Resultat eines "Stundungsmodus".

Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass durch eine Verzögerung der Fälligkeit, die Schulden weg sind. Das einzig richtige Instrument um sich geregelt zu entschulden ist und bleibt das Privatinsolvenzverfahren", so Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz des KSV.

Er vermutet, dass die Spätfolgen des Lockdowns bei Privatinsolvenzen erst in ein bis zwei Jahren sichtbar werden. (APA)

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