Coronavirus

Wegen „unfairer" Vergleiche: Ischgl lädt Bayerns Ministerpräsident Söder ein

Bayerns Ministerpräsident soll sich selbst ein Bild der Lage in Ischgl machen, so der Tourismusverband.
© AFP/Kneffel

Söder nannte Ischgl immer wieder als warnendes Corona-Beispiel, der Tourismusverband reagierte nun mit einer Einladung. Die Expertenkommission zur Untersuchung des Tiroler Corona-Krisenmanagements präsentiert ihren Bericht indes am 12. Oktober.

Ischgl – Immer wieder hatte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CDU) Ischgl in Sachen Corona als warnendes Beispiel genannt. Nun reagiert der Wintersportort: Söder wurde gebeten, Ischgl nicht immer als Seuchen-Hotspot zu nennen – und zu einem Besuch im Paznauntal eingeladen.

Es sei "unfair", die Region Ischgl "bei jeder sich bietenden Gelegenheit für Corona-Vergleiche heranzuziehen", lautete es in einem Brandbrief des Tourismusverbandes an den Ministerpräsidenten, über den die Bild Zeitung berichtete. So hatte Söder zuletzt etwa in der Debatte um die Zulassung von Zuschauern bei Spielen der deutschen Fußball-Bundesliga vor einem "Fußball-Ischgl" gewarnt.

"Sie werden anders über Ischgl denken"

"Sobald Sie sich bei einem Besuch mit eigenen Augen ein Bild von unseren Anstrengungen gemacht haben, werden Sie anders über Ischgl denken. Davon sind wir überzeugt", lockten die Ischgler den CSU-Chef und verwiesen auf die "Hunderttausende Gäste" aus dem Freistaat, die seit Jahrzehnten nach Ischgl kommen. Die Verantwortlichen verwiesen in dem Brief, der unter anderem auch von Bürgermeister Werner Kurz unterzeichnet worden war, auf ein "einzigartiges Gesundheitsmanagement", das inzwischen in der Gemeinde erarbeitet worden sei und das "weit über den behördlichen Auflagen" liege.

"Unser Ziel ist es, nicht nur zu den besten Gastgebern der Welt zu gehören, sondern dank umfassender Maßnahmen auch zu den sichersten Urlaubsdestination. Was geschah, soll sich nicht wiederholen. Dafür werden wir alles tun", hieß es. "Wir haben gelernt, wir haben verstanden. Wir werden es besser machen", betonten die Ischgler. Aber der Ausbruch und die rasante Verbreitung von Covid-19 hätten Ischgl im Frühjahr "genauso unvorbereitet getroffen wie jede Stadt, jeden Kreis, jedes Land auf dieser Welt".

Expertenkommission präsentiert Bericht am 12. Oktober

Die Expertenkommission zur Untersuchung des Tiroler Corona-Krisenmanagements von Ischgl und Co. plant indes, am 12. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz in Innsbruck ihren Bericht zu präsentieren. Dies gab das Gremium am Montag bekannt. In insgesamt vier mehrtägigen Sitzungen seien 53 Auskunftspersonen angehört worden, teilte die Kommission mit, die unter dem Vorsitz des ehemaligen OGH-Vizepräsidenten Ronald Rohrer steht.

Da die Kommission eine möglichst breite Informationsbasis anstrebte, seien unter anderem Touristiker, Seilbahnverantwortliche, Personen, die mit Covid-19 infiziert waren, ein Fernsehjournalist, ein Vertreter des Verbraucherschutzvereins, Ärzte und Wissenschafter, Vertreter der Wirtschaft und die Verantwortungsträger der Bezirke, des Landes und des Bundes angehört worden. Die Befragten hätten umfassend Auskunft gegeben.

Die Anhörungen seien mittels Tonträger in insgesamt 40 Stunden und 55 Minuten auf 703 Seiten protokolliert worden. Die Kooperation des Landes betreffend die Vorlage von Unterlagen und die Zurverfügungstellung von Ressourcen, wie Videokonferenzeinrichtungen, sei ausgezeichnet gewesen, hieß es seitens der Kommission. Rund 5.800 Seiten an verschiedensten Unterlagen seien durchgesehen worden. (APA)

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