Italien

Prozess gegen Salvini: Premier Conte und Innenministerin vorgeladen

Salvini erschien in Begleitung seiner Anwältin, der Lega-Abgeordneten Giulia Bongiorno.
© ALBERTO PIZZOLI

Dem Chef der rechten Lega-Partei wird Freiheitsberaubung im Fall der Blockade des Küstenwachschiffs "Gregoretti" vorgeworfen. Er behauptet, in Abstimmung mit der damaligen Regierung gehandelt zu haben.

Rom/Catania – In der sizilianischen Stadt Catania hat am Samstag die Voranhörung im Prozess gegen den Chef von Italiens rechter Lega-Partei, Matteo Salvini, wegen Freiheitsberaubung im Fall der Blockade des Küstenwacheschiffs "Gregoretti" im Zuge seiner Flüchtlingspolitik als damaliger Innenminister begonnen. Salvini erschien in Begleitung seiner Anwältin, der Lega-Abgeordneten Giulia Bongiorno. Anhänger versammelten sich vor dem Justizpalast in Catania und schwenkten Plakate für Salvini.

Salvini – damals noch Innenminister einer Regierung aus seiner Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung – hatte im Juli 2019 116 Flüchtlinge an Bord des Schiffs "Gregoretti" der italienischen Küstenwache de facto festgesetzt. Der 47-jährige Mailänder, der mit seiner einwanderungsfeindlichen Lega einen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik verfolgte, hatte dem Schiff drei Tage lang die Einfahrt in einen italienischen Hafen verweigert.

Mehrere Mitglieder des aktuellen Kabinetts werden vorgeladen

Bei der Voranhörung hat ein Richter die Vorladung von Premier Giuseppe Conte und mehrerer Mitglieder des aktuellen Kabinetts sowie der Vorgängerregierung beschlossen. Conte wird am 20. November zusammen mit Ex-Verteidigungsministerin Elisabetta Trenta und Ex-Verkehrsminister Danilo Toninelli vor Gericht erscheinen müssen.

Am 4. Dezember werden der amtierende Außenminister Luigi Di Maio und Innenministerin Luciana Lamorgese vor Gericht aussagen. Salvini behauptet, dass er die Entscheidung, die Migranten nicht an Land zu lassen, um die EU zu einem Umverteilungssystem für Flüchtlinge zu zwingen, im Einklang mit dem Rest der Regierung getroffen habe. Daher müsse auch gegen den damaligen und aktuellen Premier Conte Anklage erhoben werden. Daher beschloss der Richter die Vorladung von Ministerpräsident Conte. Der Lega-Chef betonte, er habe als Innenminister stets zum Schutz der italienischen und europäischen Grenzen gehandelt.

Salvini erschien in Begleitung seiner Anwältin, der Lega-Abgeordneten Giulia Bongiorno. Anhänger versammelten sich vor dem Justizpalast in Catania und schwenkten Plakate für Salvini. Parlamentarier der Lega, Politiker aus dem Rechtslager und Anhänger Salvinis trafen in Catania ein, um ihre Solidarität mit dem Angeklagten auszudrücken. Zu ihnen zählte auch die Vorsitzende der postfaschistischen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens/FdI), Giorgia Meloni, sowie der Spitzenpolitiker der rechtskonservativen Forza Italia und Ex-EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani. Forza Italia und Fratelli d'Italia sind mit Salvinis Lega im Rahmen einer Mitte-Rechts-Allianz verbündet. Salvini dankte den Koalitionspartnern für die Unterstützung.

Zugleich fand eine Demonstration gegen die Lega statt. Angesichts des Prozessbeginns wurden in Catania höchste Sicherheitsverkehrungen getroffen. (APA)

Vor dem Gerichtsgebäude herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen.
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