Polizei befreite Frau aus mutmaßlicher Sekte, „Prophet“ festgenommen
Auf dem Areal eines ehemaligen Klosters am Niederrhein soll sich eine Sekte etabliert haben. Die Polizei befreit eine Frau, die dort offenbar festgehalten wurde. Ein 58-Jähriger wird festgenommen – er soll sich selbst als „Prophet“ bezeichnen.
Goch – In Goch am Niederrhein in Deutschland ist die Polizei auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters offenbar auf eine Sekte gestoßen. Eine 25-Jährige sei dort mutmaßlich gegen ihren Willen festgehalten worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft Kleve. Ein 58 Jahre alter Niederländer, der sich selbst als „Prophet“ bezeichne, wurde festgenommen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler stellten Datenträger und zwei Schreckschusspistolen sicher.
Die Polizei war in den frühen Morgenstunden angerückt. Zuvor habe es Hinweise gegeben, dass auf dem Gelände einer Eventfirma eine Person gegen ihren Willen festgehalten werde. „Den Ermittlungen zufolge soll sich auf dem Areal eine Glaubensgemeinschaft etabliert haben, man kann auch sagen: eine Sekte“, erläuterte der Sprecher. Es sei die Rede von einem „Orden der Transformation“.
Die Ermittler trafen bei der mehrstündigen Aktion „mit Unterstützung einer Hundertschaft“ insgesamt 54 Personen an. Darunter waren den Angaben zufolge auch zehn Kinder. In einem der Wohngebäude stießen die Beamten auf die 25-Jährige, die Opfer der Freiheitsberaubung geworden sein soll.
Keine Geiselnahme
Es habe keine Verletzten gegeben und sich auch nicht um eine Geiselnahme gehandelt, sagte eine Polizeisprecherin. Die genauen Zusammenhänge seien unklar. Die Frau sei in Sicherheit gebracht worden, sie werde derzeit von der Polizei befragt. Zudem war zunächst offen, ob auf dem Gelände weitere Menschen unfreiwillig festgehalten wurden.
Der Verdacht richte sich gegen Verantwortliche der Eventfirma, hieß es in einer Mitteilung. Es handle sich um Personen, die „im Zusammenhang mit einer Glaubensgemeinschaft stehen“ und zugleich auf dem Grundstück einer Geschäftstätigkeit nachgingen. Es gebe mehrere Veranstaltungsräume, Wohn- und Wirtschaftsräume oder auch ein Cafe, berichtete die Polizeisprecherin.
„Ob es sich tatsächlich um eine Sekte handelt und diese dort weiter ansässig sein darf, ist nicht Sache der Staatsanwaltschaft“, sagte der Sprecher. Unklar sei, ob alle dort angetroffenen Menschen dieser Gemeinschaft angehörten. Die Befragungen und Ermittlungen gestalteten sich schwierig. (dpa)