Trump räumt Niederlage nicht ein: So lösten das unterlegene Kandidaten bisher
Auch drei Tage nach der Bestätigung des Wahlsieges von Demokrat Joe Biden weigert sich Amtsinhaber Donald Trump, seine Niederlage einzugestehen. Bislang waren sogenannte "concession speeches" in den USA Tradition. Seit dem Wahltag machen Videos davon die Runde, um sie mit dem Verhalten des aktuellen Präsidenten zu kontrastieren.
Von Matthias Sauermann
Washington – Wie bereits im Vorfeld der Wahl angedeutet, weigert sich US-Präsident Donald Trump weiter, seine Niederlage einzugestehen. Trotz immer klarer werdender Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten, von dem landesweiten Vorsprung Joe Bidens ganz zu schweigen. Trump tut das mit Verweis auf angeblichen Betrug. Belege oder Beweise dafür nennt der Republikaner nicht. Vielmehr dient ihm als hinreichender Grund, dass er am Wahlabend noch vorne gelegen hatte und erst mit Auszählung der Briefwahlstimmen ins Hintertreffen geriet.
Freilich hatte der Amtsinhaber seine Anhänger dazu gedrängt, direkt am Wahltag abzustimmen und die Briefwahl bereits im Vorfeld als betrugsanfällig bezeichnet. Die Demokraten indes ermutigten die Wähler, nach Möglichkeit die Briefwahl zu nutzen – um der Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu entgehen und die Pandemie nicht durch den Wahltag weiter explodieren zu lassen. Letzteres hatten die Republikaner nicht adressiert bzw. durch Massenversammlungen mit Unterstützern nicht als Priorität erklärt. Das schlug sich im Wahlverhalten nieder. Viel mehr Demokraten wählten per Brief, viel mehr Republikaner am Wahltag. In vielen Bundesstaaten durften die Wahlkarten erst ab dem Wahltag ausgezählt werden. Entsprechend kamen mit Verlauf der Auszählung mehr Stimmen für Joe Biden dazu und weniger für Donald Trump.
Trump lässt das nicht gelten, sondern erklärt per Twitter in den verlorenen Swing States kurzerhand seinen Sieg. Die Weigerung des US-Präsidenten, seine Niederlage einzugestehen, ermutigt Nutzer Sozialer Medien nun dazu, Videos zu teilen, in denen unterlegene Kandidaten bei vergangenen Wahlen ihrem Kontrahenten gratulieren. Ein Blick zurück zeigt den starken Kontrast zwischen dem Verhalten des US-Präsidenten und Vorgängern.
▶️ 1992: Das letzte Mal, dass ein US-Präsident nach nur einer Amtszeit nicht mehr wiedergewählt wurde, war 1992. Der Republikaner George H. W. Bush unterlag damals dem Demokraten William ("Bill") J. Clinton. In seiner Rede sagte Bush damals: "Wir respektieren die Majestät unseres demokratischen Systems". Er habe Senator Clinton angerufen und ihm zur Wahl gratuliert. "Amerika muss immer an erster Stelle stehen und wir werden uns hinter diesem neuen Präsidenten versammeln und ihm alles Gute wünschen". Sein Team werde eng mit dem Team Clintons zusammenarbeiten, um einen reibungslosen Übergang zu gratulieren.
📽️ Video | George H. W. Bush gratuliert Bill Clinton
▶️ 2016: Beim letzten Wahlgang 2016 unterlag die Demokratin Hillary Clinton dem Republikaner Donald Trump, obwohl sie landesweit drei Millionen mehr Wahlstimmen als ihr Kontrahent erhielt. Dennoch räumte sie nach einem erbitterten Wahlkampf ihre Niederlage ein und gratulierte ihrem Herausforderer. "Ich glaube noch immer an Amerika und werde das immer tun. Wenn ihr das auch tut, dann müsst ihr dieses Resultat akzeptieren und in die Zukunft schauen. Donald Trump wird unser Präsident werden. Wir schulden ihm Unvoreingenommenheit und eine Chance, zu führen. Unsere Verfassung verankert die friedliche Machtübergabe. Und wir respektieren das nicht nur, wir halten das in Ehren."
📽️ Video | Hillary Clinton räumt ihre Niederlage gegen Donald Trump ein
▶️ 2008: Der Republikaner John McCain unterlag dem demokratischen Kontrahenten Barack Obama. In seiner Rede unterband er Buh-Rufe des Publikums und sagte, er und Obama würden Amerika lieben. Er könne die besondere Bedeutung dieser Wahl für Afroamerikaner nachempfinden. Er referierte über Ungleichheit und wie früher vielen Bürgern gleiche Rechte verwehrt worden waren. Amerika sei heute weit von diesen Zeiten entfernt. Symbolisiert sei das durch die Wahl des ersten Afroamerikaners zum US-Präsidenten. Barack Obama und John McCain sollten später während dessen Amtszeit immer mehr Respekt füreinander entwickeln, was später dazu führen sollte, dass Obama Trauerredner bei dessen Begräbnis werden würde.
📽️ Video | John McCain gratuliert Barack Obama