Innsbrucker Chemiker entdeckten neues Angriffsziel für HIV-Therapie
Mit Hilfe einer neuen Methode hat ein Team vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck den Replikationsmechanismus des HI-Virus genauer unter die Lupe genommen und dabei eine neue Bindungsstelle entdeckt, die für neue Therapien interessant sein könnte.
Innsbruck – Ein neues Angriffsziel für eine HIV-Therapie haben Innsbrucker Chemiker entdeckt. Sie entschlüsselten einen Mechanismus, der für die Vermehrung des Virus zentral ist. Konkret haben sie eine neue Bindungsstelle gefunden, die für neue Therapien interessant sein könnte, berichten die Wissenschafter im Fachjournal Nature Communications.
Im Streben nach effizienteren Therapien, die die Vermehrung der HI-Viren unterdrücken, wird intensiv nach neuen Angriffspunkten gesucht. Um sich zu vermehren und auszubreiten, dringt das HI-Virus in menschliche Zellen ein und baut seine Erbinformation im Zellkern in die DNA ein. So wird neue Messenger-RNA (mRNA) des Virus produziert, die aus dem Zellkern in die Zellflüssigkeit (Cytosol) transportiert und dort in virale Proteine umgeschrieben wird, die der Virus-Replikation dienen.
Um den Zellkern schnell zu verlassen, braucht die Virus-mRNA acht bis zehn Moleküle eines bestimmten Proteins ("rev"). Bisher war unklar, wo genau an der RNA und in welcher Reihenfolge sich diese rev-Proteine anlagern. Mit diesem Wissen könnte man aber die Virusvermehrung unterbrechen.
Mit Hilfe einer neuen Methode hat die Arbeitsgruppe um Kathrin Breuker vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck den Replikationsmechanismus des Virus genauer unter die Lupe genommen und dabei eine neue Bindungsstelle entdeckt. Dort werden die rev-Proteine eingefangen, dann an bereits bekannte Bindungsstellen weitergereicht und so die Bildung von stabilen RNA-Protein-Komplexen ermöglicht. Der Fund sei nicht nur in Hinblick auf eine neue Therapie interessant, sondern würde auch viele Forschungsergebnisse erklären, die bisher nicht oder nur teilweise verstanden wurden, betonen die Wissenschafter. (APA)