Brexit-Gespräche: Johnson rechnet nicht mit Einigung in letzter Minute
Der britische Premierminister Boris Johnson rechnet damit, dass die künftigen Beziehungen zwischen EU und Großbritannien eher jenen von EU in Australien entsprechen, nicht den engeren zwischen EU und Kanada.
London – Der britische Premierminister Boris Johnson dämpft die Erwartungen an ein Handelsabkommen Großbritanniens mit der Europäischen Union. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu einer Vereinbarung für die Zeit nach dem EU-Austritt seines Landes komme, sagte Johnson am Donnerstag.
"Es besteht nun die hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Lösung bekommen, die dem Verhältnis Australiens mit der EU ähnelt und nicht eine, die den kanadisch-europäischen Beziehungen entspricht", sagte Johnson. "Das heißt nicht, dass es schlecht ist." Dennoch werde er nach Paris, Brüssel oder Berlin reisen, um doch noch ein Abkommen zu erziehen. Das britische Pfund gab nach Johnsons Aussagen nach.
Die EU hat mit Australien bisher nur ein Rahmenabkommen, das unter anderem technische Hürden betrifft. Im Großen und Ganzen findet der Handel zwischen Europa und Australien auf Grundlage der Welthandelsorganisation (WTO) statt. Zwischen der EU und Kanada gibt es im Gegensatz dazu ein Freihandelsabkommen.
Großbritannien und die EU haben sich eine Frist bis Sonntag gesetzt. Dann soll sich entscheiden, ob ein Handelsabkommen für die Zeit ab Jänner 2021 möglich ist. Die EU bereitet sich aber bereits auf den für die Wirtschaft schlimmsten Fall vor - einen harten Bruch zum Jahreswechsel, ohne dass die künftigen Beziehungen zueinander geklärt sind.
Großbritannien war Ende Jänner offiziell aus der EU ausgetreten, der das Königreich zuvor seit 1973 angehört hatte. Am 31. Dezember endet die Übergangsphase, in der Großbritannien noch EU-Regeln anwenden muss. (APA, Reuters)