Biathlon

Heimvorteil in Hochfilzen ist für Tirols Biathleten heuer keine Bürde

Der Heim-Weltcup in Hochfilzen zauberte Lisa Hauser schon immer ein Lächeln ins Gesicht: „Ich will unter die Top 20.“
© GEPA pictures/ Philipp Brem

Mit dem Sprint der Damen und Herren wird heute das erste von zwei Biathlon-Wochenenden in Hochfilzen eröffnet. Fans fehlen diesmal gänzlich.

Von Florian Madl

Hochfilzen – „Warum sollte ich nach einem Rennen alles auf den Kopf stellen?“, meinte Felix Leitner gestern unmittelbar nach dem Training. Der 23-jährige Milser spielte auf den Weltcup-Auftakt in Kontiolahti (FIN) an, als er am Schießstand nicht in gewohnter Manier die Scheiben traf. Er fühle sich den wenig erbaulichen Ergebnissen zum Trotz gut, schon heute will das Leichtgewicht den Beweis antreten. „Ich will unter die Top 15“, wiederholte Leitner gebetsmühlenartig. Damit würde er sich für die morgige Verfolgung in eine tolle Ausgangssituation bringen. Am Insiderwissen mangelt es jedenfalls nicht – keinen Schießstand im Weltcup kennt der Wahl-Hochfilzner Leitner ähnlich gut wie jenen im Pillerseetal. Das Kriterium: bei der Anfahrt zu den Scheiben auf die Windfähnchen achten und im besten Fall kein­e Böe erwischen. Den Bö zu erwischen, nämlich Serien­sieger Johannes Thingnes, wird allerdings umso schwerer. „Er ist der Favorit.“

📆 Biathlon-Weltcup in Hochfilzen - Programm

  • Freitag: Sprint der Frauen (11.30 Uhr), Männer (14.20 Uhr, jeweils ORF eins)
  • Samstag: Staffel der Frauen (11.45 Uhr, ORF Sport +), Verfolgung Männer (14.45 Uhr, ORF eins).
  • Sonntag: Verfolgung Frauen (11.45 Uhr) und Staffel Männer (14.00 Uhr/jeweils ORF Sport +)

Neben Patrick Jakob (24) hält Lisa Hauser (26) die Tiroler Fahne hoch. Die Reitheri­n konnte beim Auftakt in Kontiolahti bereits mit tollen Laufzeiten aufwarten, das Ziel Top 20 scheint in Griffweite. „Ich bin zuversichtlich, die Laufform ist gut“, hält sie den Ball flach.

Doch auch der neue Damen-Trainer Markus Fischer erwartet sich heuer mehr als man das früher konnte: „Mit den ersten Ergebnissen haben wir gesehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Gastkommentar von Dominik Landertinger

Der Schießstand ist einzigartig

Ich stehe das erste Mal seit Langem am Streckenrand, wenn meine Heimrennen in Hochfilzen über die Bühne gehen. Für uns Österreicher bringt diese Weltcup-Station sicherlich einige Vorteile mit sich:

Die Strecke kennen alle heimischen Biathleten in- und auswendig. Was auf diesem Kurs, der Sommer wie Winter unzählige Male im Training abgespult wird, von Bedeutung ist: Das Profil gilt zwar nicht als allzu schwierig, aber gerade deshalb musst du immer arbeiten. Hochfilzen kennzeichnen viele Kuppen, auf denen musst du ständig Tempo machen.

Das gut zu bewältigen ist vor allem Einteilungssache, auf eine Schlüsselstelle gilt es besonders achtzugeben: Der Zulauf zum Schießstand ist nämlich einzigartig im Weltcup. Während der Weg zum Liegend- oder Stehendanschlag für gewöhnlich flach verläuft, hat man es in Hochfilzen mit einem Anstieg zu tun. Das macht es schwierig für Athleten!

Wo Vorteile sind, verbergen sich für die Österreicher auch Nachteile: Zwar genießt man in Tirol das heimische Umfeld, allerdings sorgt die Umgebung auch für mehr Druck durch Medien und Sponsoren. Die Fans fehlen heuer zwar, aber jeder kennt dich, da verliert man schnell den Fokus.

Der heutige Sprint ist der Bewerb, in dem Seriensieger Johannes Thingnes Bö am schwierigsten zu knacken ist. Läuferisch befindet sich der Norweger in einer anderen Liga. Das Ziel sollte für die Österreicher die Staffel sein, Damen und Herren traue ich dabei einiges zu.

Ein Vorteil für schwer­e­re Leute wie Julian Eber­hard und Simon Eder: Es soll kälter werden, dadurch sinken sie in der Loipe weniger ein.

Dominik Landertinger, 
neunfacher WM- und Olympiamedaillengewinner, beendete heuer seine Karriere und kommentiert für die TT das Biathlon-Geschehen.