„Verliebt (später nicht mehr)": Die besten Zitate aus 65 Jahren Tagebuch-Geschichte
Seit sieben Jahren holt Diana Köhle das Tagebuch vom stillen Kämmerchen auf die Bühne, mittlerweile hat sie sich damit auch in ihrer Heimat Tirol einen Namen gemacht. Weil Auftritte heuer nur schwer möglich waren, sind die besten Zitate des Tagebuch-Slams jetzt wieder in gedruckter Form zu haben – mit dabei sind auch 15 Tirolerinnen und Tiroler.
Von Klara Hürlimann
Innsbruck – Ein alles andere als gewöhnliches Jahr geht für Diana Köhle zu Ende: Seit sieben Jahren ist die gebürtige Tirolerin mittlerweile in ganz Österreich unterwegs und bringt das wohl Privateste überhaupt auf die Bühne – Tagebücher. Sowohl Köhle selbst als auch andere Mutige lassen beim Tagebuch Slam an ihrer Vergangenheit teilhaben. Das Mitfühlen, -leiden und vor allem -lachen begeistert, im Innsbrucker Treibhaus ist der Slam fast immer ausverkauft, so auch noch im Jänner und März 2020.
Corona-bedingt ist Köhle heuer aber „schon ganz aus der Übung", erzählt sie: Während sonst sechs, in einem stressigen Monat sogar acht Auftritte im Kalender standen, waren es im Jahr 2020 insgesamt nur 21. Die meisten davon fanden im Sommer Open Air statt, mehr als 40 Termine entfielen. Die gewonnene Zeit investierte die Wahl-Wienerin in ihr „neues Baby" – ein zweites Buch mit gesammelten Zitaten: „Verliebt (später nicht mehr) – Das Beste aus 7 Jahren Tagebuch Slam".
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„Verliebt (später nicht mehr) – Das Beste aus 7 Jahren Tagebuch Slam"
- Hardcover, 176 Seiten
- Verlag: Holzbaum
- Preis: 17,90 Euro
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„Ich werde auch das Internet kaufen, wenn ich erwachsen bin"
Das titelgebende Zitat stammt, wie schon beim ersten Buch („Wir haben nämlich beide eine Zahnspange, aber er nur oben") von Diana Köhle selbst: Mit „Verliebt (später nicht mehr)" beschriftete sie ihren ersten Liebesbrief, als sie ihn 1991 als Elfjährige im Tagebuch einklebte. Jahreszahlen spielen im Buch eine wichtige Rolle, sind die Einträge doch „neben Liebesgeschichten auch zeithistorische Dokumente", erklärt Köhle. Besonders deutlich wird das etwa beim Zitat einer Tirolerin aus dem Jahr 1998: „Wir haben jetzt das Internet. Ich bin mir sicher, bald ist Internet in jedem Haushalt, so wie ein Telefon. Aber das wird noch dauern. Ich werde bestimmt auch einmal das Internet kaufen, wenn ich erwachsen bin, falls es da noch modern ist."
Die zitierten Tagebucheinträge gehen aber noch viel weiter zurück, der älteste stammt aus dem Jahr 1952. Von den 50er-Jahren aus startet das Buch, das diesmal chronologisch aufgebaut ist, die Zeitreise bis zum jüngsten Eintrag aus dem Jahr 2017. Jedes Jahrzehnt bekommt dabei außerdem einen eigenen Steckbrief – von historischen Ereignissen über Modetrends und technischen Erfindungen bis zur angesagtesten Boyband. Während sich diesbezüglich so einiges getan hat, bleiben manche Themen wohl für immer aktuell: die erste Liebe, die erste Regel, das erste Mal Bravo lesen.
15 Tirolerinnen im Buch vertreten
Genau so vielfältig wie die Jahrgänge der Protagonisten und Protagonistinnen – von 1913 bis 1997 – ist auch ihre Herkunft: Alle Bundesländer sind vertreten, mit 17 Kandidaten und Kandidatinnen nimmt Niederösterreich den ersten Platz ein. Dahinter folgen Wien mit 16 und Tirol mit 15 – Diana Köhle eingeschlossen, die selbst aus Nassereith stammt. Aber auch über die Grenzen Österreichs hinaus reichen die Tagebucheinträge, erzählt sie: Deutschland, die Schweiz und Russland sind mit von der Partie. Letzteres erinnert an eine lustige Anekdote: „Die Kandidatin aus Russland war in Vorarlberg, um Deutsch zu lernen – und hat sich später in Wien gewundert, warum sie keiner versteht."
Im ersten Lockdown im Frühjahr kontaktierte Köhle 176 der insgesamt 471 verschiedenen Kandidaten und Kandidatinnen des Tagebuch-Slams, fragte nach und begann Stoff für das neue Buch zu sammeln. Mit Erfolg: 75 Frauen und acht Männer sind jeweils mit mindestens einem Zitat vertreten, sieben davon auf eigenen Wunsch hin unter einem Pseudonym. „Es waren so viele gute dabei, dass mir das Aussortieren unglaublich schwer fiel", erzählt die Herausgeberin. „Schlussendlich musste ich aber den ersten Entwurf nochmal um 70 Seiten kürzen." 176 Seiten zählt nun das fertige Buch, das am 2. Dezember im Holzbaum-Verlag erschienen ist. Mit den abgesagten Slams entfällt aber gleichzeitig eine wichtige Gelegenheit, für das „neue Baby" zu werben, erzählt Köhle: „Das ist natürlich sehr schade und es wird sich so schnell wohl leider nicht ändern."
„Es ist nie zu spät zum Tagebuchschreiben", gibt Diana Köhle ihrem Publikum abschließend immer mit auf den Weg. Wer also nach der Lektüre selbst wieder Lust bekommt, kann es ja einfach mal mit folgenden Worten aus dem Buch probieren: „Seas Tagebuch, kennst du mich noch?"