Spätes Wiedersehen

76 Jahre nach Weltkrieg: Ex-US-Soldat fand drei Kinder in Italien

Der 96-jährige Veteran Martin Adler hatte während des Krieges 1944 drei Kinder in Norditalien fotografiert. Sieben Jahrzehnte später begegneten sich die vier Senioren per Videokonferenz.

Monterenzio – 76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat ein ehemaliger US-Soldat, der in Italien 1944 gegen die nationalsozialistischen Truppen gekämpft hatte, drei Kinder von damals wiedergefunden, die er in einem Haus am Apennin in Norditalien fotografiert hatte. Die drei Geschwister meldeten sich beim 96-jährigen Martin Adler aus New York, nachdem dieser im Internet ein Bild gepostet hatte, auf dem er lächelnd mit den drei Kindern zu sehen ist.

Adler wünschte sich bereits seit Jahren, die Kinder wieder zu treffen. Erschwert wurde die Suche dadurch, dass Adler sich nicht an den Namen der Ortschaft zwischen den Apenninbergen der Emilia Romagna und der Toskana erinnern konnte, in der er die Kinder fotografierte. Mithilfe des Journalisten Matteo Incerti, der Romane mit historischem Hintergrund schreibt und das Foto veröffentlichte, konnten die drei Geschwister wieder gefunden werden. Sie heißen Bruno, Mafalda und Giuliana Naldi und sind 83, 81 und 79 Jahre alt.

Virtuelles Treffen

Am heutigen Montag trafen sie den Ex-Soldaten per Videokonferenz, der sie in ihrem Haus in Monterenzio nahe Bologna fotografiert und ihnen Schokolade geschenkt hatte. „Die Mission ist erledigt“, kommentierte der Journalist Incerti, der sich um den Fall gekümmert hat.

Adler, der aus einer ungarischen Familie stammt, zog als 20-Jähriger mit der 85th Infantry Division Custermen nach Italien, wo er in den Jahren 1944-1945 kämpfte. „Mit einem anderen Soldaten drangen wir in ein Haus am Apennin auf der Suche nach deutschen Soldaten ein und hörten Geräusche aus einem Korb kommen. Wir wollten schon schießen, doch plötzlich tauchte eine Frau auf, die laut ‚Bambini, Bambini‘ schrie. In dem Korb waren drei entzückende Kinder versteckt, ein Bub und zwei Mädchen. Zum Glück haben wir nicht geschossen. Ich hätte mir das nie verziehen“, sagte Adler.

Der US-Soldat bat die Mutter, die Kinder fotografieren zu dürfen. „Die Frau gab mir zu verstehen, dass die Kinder nicht auf so etwas vorbereitet waren. In wenigen Minuten wurden ihnen ihre besten Kleider angezogen und wir durften sie fotografieren. Dieses Ereignis war ein Lichtblick im Kriegsinferno“, erzählte Adler.

Im November 1944 wurde Adler verletzt und in Neapel ins Spital eingeliefert. Im März 1945 beteiligte er sich dann an der Befreiung Italiens von der NS-Besatzung und kehrte in seine Heimat zurück. Sein Weihnachtswunsch war, die Kinder wieder zu finden und sie eventuell nach Ende der Coronavirus-Pandemie zu treffen. Sein Wunsch ist jetzt wenigstens zum Teil in Erfüllung gegangen. (APA)

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