Frankreich

Macron zu Corona-Infektion: Husten, Kopfschmerzen und Müdigkeit

Die Regierung geht davon aus, dass sich Macron beim EU-Gipfel Ende der vergangenen Woche angesteckt haben könnte. Wegen der Vielzahl seiner Kontakte ist dies jedoch unmöglich nachweisbar.
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Der Verdacht besteht, dass sich Frankreichs Staatschef beim EU-Gipfel Ende letzter Woche angesteckt hat. Nach Bekanntwerden von Macrons positivem Test begaben sich eine Reihe von Spitzenpolitikern aus Frankreich und der EU vorsorglich in Quarantäne.

Paris – Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich erstmals seit seiner Corona-Infektion direkt an seine Landsleute gewandt. "Mir geht es gut", sagte der 42-Jährige in einem Freitag via Twitter verbreiteten Video. Er leide aber an den Corona-Symptomen Kopfschmerzen, Husten und Müdigkeit. In dem Video war Macron in einem Arbeitszimmer zu sehen. Der Élyséepalast hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass Macron positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Der Staatschef isolierte sich daraufhin in der Präsidentenresidenz La Laterne am Rande des Schlossparks von Versailles. Seine 67-jährige Frau Brigitte blieb im Pariser Elysée-Palast in Quarantäne.

Macron sagte, er habe seinen Arbeitsablauf etwas verlangsamt, verfolge aber weiter wichtige Themen wie das Corona-Krisenmanagement im Land oder die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU über einen Brexit-Handelspakt. Macron dankte seinen Landsleuten für ihre Anteilnahme und forderte sie mit Blick auf die Pandemie zur Vorsicht auf.

Ansteckung beim EU-Gipfel?

Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Corona-Beirats der Regierung, Jean-François Delfraissy, sagte dem Sender BFM-TV, die Erkrankung des Präsidenten zeige, dass die Lungenkrankheit Covid-19 jeden treffen könne – ob jung oder alt. "Das Virus bleibt präsent, und es besteht ein Risiko, deshalb muss sich jeder an die Abstandsregeln halten", mahnte Delfraissy.

Die Regierung geht davon aus, dass sich Macron beim EU-Gipfel Ende der vergangenen Woche angesteckt haben könnte. Wegen der Vielzahl seiner Kontakte ist dies jedoch unmöglich nachweisbar. Nach Bekanntwerden von Macrons positivem Testergebnis hatten sich am Donnerstag eine Reihe von Spitzenpolitikern aus Frankreich und der EU vorsorglich in Quarantäne begeben – darunter der spanische Regierungschef Pedro Sánchez und EU-Ratspräsident Charles Michel.

Regierung versprach "Transparenz" über Gesundheitszustand

Die Regierung hat "Transparenz" über Macrons Gesundheitszustand versprochen. Dies ist jedoch nicht unumstritten: Der Vorsitzende der französischen Zentrumspartei UDI, Jean-Christophe Lagarde, wünschte sich größere Diskretion. "Ich ziehe es vor, dass weniger kommuniziert wird und man aufhört zu lügen, wie es unter Mitterrand und Chirac der Fall war", sagte der Vorsitzende, dessen Oppositionspartei mit Macron "konstruktiv" zusammenarbeitet.

Der frühere sozialistische Präsident François Mitterrand hatte aus seinem Rückenleiden und seiner Krebserkrankung in den 1980er Jahren ein Staatsgeheimnis gemacht, um nicht schwach zu erscheinen. Die degenerative Nervenerkrankung von Altpräsident Jacques Chirac wurde 2011 erst durch einen Pressebericht bekannt, im vergangenen Jahr starb er.

Warnung vor drittem Lockdown in Frankreich

Die nationale Gesundheitsbehörde in Paris stellte derweil "eine Zunahme der Verbreitung des Virus" fest, nachdem die Corona-Kennzahlen zunächst stagniert hatten. Vor den Feiertagen mit ihrer Vielzahl von Begegnungen sei die Lage besonders riskant, warnte die Gesundheitsbehörde.

Am Donnerstagabend waren mehr als 18.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert worden. Der Epidemiologe Arnaud Fontanet warnte im Fernsehsender BFM-TV vor einem dritten Lockdown im Januar, wenn sich die Franzosen an den Feiertagen nicht diszipliniert verhielten. Nach einer Umfrage für den Sender RTL und den Telekomkonzern Orange wollen 68 Prozent der Bürger an Heiligabend keine Maske tragen, obwohl Virologen dies empfehlen.

Durch den strikten Lockdown seit Ende Oktober waren die Neuinfektionen in Frankreich zunächst deutlich gesunken, auch der Druck auf die Krankenhäuser ließ nach. Seit Ende November sind alle Geschäfte wieder offen, auch die Ausgangsbeschränkungen wurden gelockert. Zu Weihnachten dürfen die Franzosen zu ihren Familien reisen. (APA/AFP)