Weihnachten 2020: Stille Nacht, nicht ganz leise
Gemeinschaftliches Weihnachtsbaum-Schmücken, Krippenpfade und Christmetten in Dauerschleife: Tirols Pfarren setzen am 24. Dezember auf distanziertes Zusammensein.
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck – Ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern, teilweise gesperrte Bänke, natürlich Mund-Nasen-Schutz und auch kein gemeinsames Singen. In den Kirchen gelten auch am Heiligen Abend genau vorgegebene Sicherheitsbestimmungen. Auch wenn laut Seelsorgeamtsleiter Harald Fleissner von der Diözese Innsbruck nicht auf alles verzichtet werden muss. Ein Weihnachtslied soll doch gestattet sein, und das wird wohl „Stille Nacht, Heilige Nacht“ sein, wie er meint. Erlaubt sind auch kleine Ensembles bis zu höchstens vier Solisten für Gesang und Instrumentalmusik.
Die Mette in der Dauerschleife
Um volle Kirchen zu vermeiden und trotzdem allen die Möglichkeit zu geben, zur Mette zu kommen, gibt es diese in manchen Pfarren sozusagen in Dauerschleife, andere senden live, verlegen den feierlichen Gottesdienst nach draußen oder nützen auch die Kapellen in den Seelsorgeräumen dafür. In der Pfarre St. Andrä in Lienz beginnt der Heilige Abend mit der Rorate um 6 Uhr morgens, am Nachmittag finden zwei Weihnachtsandachten und zwei Wanderungen statt, und für den Abend sind zwischen 18 und 22 Uhr vier Christmetten an verschiedenen Orten geplant. In einigen Pfarren ist eine Anmeldung im Pfarramt nötig und braucht es Zählkarten.
Fleissner: „Insgesamt erleben wir in zahlreichen Pfarren eine unglaubliche Kreativität, es gibt viele kleine, stille Initiativen, im Detail steckt da oft viel Arbeit dahinter.“ Im Seelsorgeraum Wilten-Wilten West zum Beispiel ist für den 24. Dezember eine Schatzsuche geplant, bei der alle Kinder, Jugendlichen und Familien zwischen 15 und 17 Uhr eingeladen sind, zeitlich verteilt in die beiden Pfarrkirchen zu kommen und sich mit einem Stadtplan auf die adventliche Suche nach dem Weihnachtsschatz zu machen. Im Seelsorgeraum Zwischentoren im Außerfern können Kinder am Nachmittag die noch ungeschmückten Weihnachtsbäume mit Selbstgebasteltem verzieren. So ist dann bei den Gottesdiensten doch die ganze Gemeinde mit dabei.
Verschiedene Möglichkeiten zu Weihnachten
Im Seelsorgeraum Jenbach-Wiesing-Münster können Familien zwischen 14 und 17 Uhr einen Weihnachtsweg mit vier Stationen gehen. Wer eine Laterne dabei hat, kann am Weg auch das Friedenslicht mit nach Hause nehmen. In Maria Himmelfahrt in Schwaz gestaltete der Arbeitskreis für Kinderliturgie als Alternative zur Kindermette verschiedene Stationen in der Kirche, sie können ab 14 Uhr begangen werden.
In Birgitz werden in der Kirche Kinderzeichnungen aufgehängt, die vom 23. bis 25. Dezember wie bei einem Museumsrundgang besichtigt werden können. Spazieren, schauen und staunen können auch die Bewohner von Götzens, wo Fenster, Vorgärten oder Eingangsbereiche mit Hirten, Schafen und Engel geschmückt sind und so das ganze Dorf zur Krippe wird. Der Weg führt zur Kirche, wo auf dem Vorplatz Maria, Josef, Jesus und ein einfacher Stall zu finden sind.
Friedenslicht leuchtet auch im Corona-Jahr
Innsbruck – Das Friedenslicht aus Betlehem ist unterwegs, die Übernahme in Tirol wird in diesem Jahr aber zum großen Teil kontaktlos und weniger feierlich erfolgen und auch ohne die übliche Andacht bei der Florianikapelle der Landes-Feuerwehrschule. Jugendgruppen aus ganz Tirol und befreundete Gruppen aus Südtirol waren dazu immer nach Telfs gekommen. Stattdessen wird Landesfeuerwehrkommandant Peter Hölzl die kleine Flamme am 22. Dezember am Innsbrucker Hauptbahnhof von den ÖBB entgegennehmen und an die Jugendsachbearbeiter zur Verteilung im ganzen Land weitergeben.
In den Gemeinden wird auf die Tradition, das Friedenslicht von Haus zu Haus zu bringen oder im Rahmen einer kleinen Adventfeier vor den Feuerwehrhäusern zu verteilen, verzichtet. Wie Anton Wegscheider vom Landes-Feuerwehrverband Tirol berichtet, werden fixe Zeitpunkte festgelegt, zu denen das Friedenslicht aufgestellt wird und so kontaktlos von der Bevölkerung abgeholt werden kann. In manchen Orten bringt die Feuerwehrjugend das Friedenslicht auch in die örtliche Kirche. Nähere Informationen gibt es bei den Freiwilligen Feuerwehren und den Pfarren.
Wie jedes Jahr werden auch diesmal Spenden gesammelt, die über die Aktion „Licht ins Dunkel“ an das „Netzwerk Tirol hilft“ verteilt werden. Im vergangenen Jahr konnten bedürftigen Menschen in Tirol 6000 Euro übergeben werden. (ms)