Virus-Mutation: Österreich verhängt Landeverbot für Flüge aus Großbritannien
Nachdem neue Variante des Virus entdeckt wurde, verhängt auch Österreich ein Landeverbot für Flüge aus Großbritannien. Außenminister Schallenberg: „Rasche Maßnahmen sind in dieser gefährlichen Situation das Gebot der Stunde".
Amsterdam, London – Nach der Entdeckung einer neuen Variante des Coronavirus auf den britischen Inseln werden Österreich und andere EU-Länder Landeverbote für Flüge aus Großbritannien aussprechen. Das kündigten am Sonntag Gesundheitsministerium und Außenministerium gegenüber der APA an. "Rasche Maßnahmen sind in dieser gefährlichen Situation das Gebot der Stunde", ließ Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) wissen. Es werde daher ein Landeverbot für alle Flüge aus Großbritannien geben.
"Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass diese gefährliche Virus-Mutation zu uns eingeschleppt wird", argumentierte Schallenberg in einer Mitteilung an die APA. "Wir haben Großbritannien bereits darüber informiert, dass wir zum Schutz unserer Bevölkerung diese einschneidende Maßnahme treffen müssen. Die Mutation zeigt die große Gefahr, die weiterhin von diesem Virus ausgeht."
Für die neue Maßnahme in Österreich ist als rechtliche Grundlage eine Verordnung notwendig. Diese werde gerade erarbeitet, hieß es am späten Sonntagnachmittag auf Anfrage der APA im Gesundheitsministerium. Derzeit gebe es bereits strenge Auflagen, war dort bereits zuvor betont worden: Großbritannien wird als Staat mit erhöhtem Infektionsrisiko angesehen, weshalb für Einreisende eine Quarantänepflicht gilt. Ein Freitesten aus der zehntägigen Quarantäne ist frühestens nach dem fünften Tag möglich. NEOS Gesundheitssprecher Gerald Loacker kritisierte zwischenzeitlich jedoch die "Untätigkeit der Regierung".
📽️ Video | EU schottet sich gegen Virus-Variante ab
Landeverbote für britische Flieger in zahlreichen Ländern
Auch andere EU-Länder wie Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Italien, Schweden und die Tschechische Republik kündigten ein Kappen der Flug- und mitunter sogar anderer Verkehrsverbindungen an. Auch die nicht zur EU gehörende Schweiz kündigte an, die Flugverbindungen zu Großbritannien und Südafrika per Mitternacht einzustellen. In Deutschland sind Landungen aus Großbritannien ab Mitternacht untersagt, wie aus einer Verfügung des Verkehrsministeriums hervorgeht. Ausgenommen sind demnach reine Frachtflüge, Flüge mit medizinischem Personal oder wenn Maschinen nur mit Crews an Bord nach Deutschland zurückkehren wollen.
Frankreich stoppt für 48 Stunden den gesamten Personenverkehr aus Großbritannien. Ab Sonntag um Mitternacht wird der Straßen-, Schienen-, See- und Luftverkehr aus dem Vereinigten Königreich eingestellt, wie die Regierung nach einer Krisensitzung am Sonntagabend mitteilte. Betroffen sind demnach auch Gütertransporte mit einem Fahrer. Griechenland verlängerte die Quarantänepflicht für Reisende aus Großbritannien von drei Tagen auf eine Woche.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel, EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen und Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, erörterten in einem Telefonat die neue Corona-Lage in England. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft berief für Montag ein Notfalltreffen mit Vertretern anderer Mitgliedstaaten ein. Im Rahmen des Krisenreaktionsmechanismus der Staatengemeinschaft (IPCR) sollen nationale Experten zusammenkommen. Auf der Tagesordnung stehe die Koordination der Europäischen Union in Bezug auf die neue Virusvariante.
Um bis zu 70 Prozent ansteckender
Wegen der raschen Ausbreitung einer neuen Variante des Coronavirus in Großbritannien hatte die britische Regierung einen neuen Shutdown u.a. für die Hauptstadt London verhängt. Die kürzlich entdeckte Variante sei um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form, sagte Premierminister Boris Johnson am Samstag. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.
Die schottische Polizei verstärkte ihre Kontrollen. "Heute habe ich die Verdoppelung unserer Präsenz in den schottischen Grenzgebieten genehmigt", sagte Polizeichef Iain Livingstone. "Gut sichtbare Patrouillen" sollten jeden abschrecken, der erwäge, gegen die Reisebeschränkungen zu verstoßen.
Checkpoints oder andere Kontrollstellen werde es aber nicht geben, betonte Livingstone. Regierungschefin Nicola Sturgeon hat ein striktes Reiseverbot zwischen Schottland und den übrigen britischen Landesteilen verhängt. Einzelne Fälle der Virus-Mutation wurden auch aus Schottland und Wales gemeldet. Die hoch ansteckende Corona-Variante breitet sich vor allem in London und anderen Gegenden in Südostengland rasch aus. Dort gelten seit Sonntag weitreichende Ausgangs- und Reisesperren. (APA/dpa/Reuters/AFP)