Tirol

T-Shirt mit Neonazi-Gedicht in Video: Tiroler Brigadier suspendiert

Brigadier Gaiswinkler wurde als Kommandant der 6. Gebirgsbrigade suspendiert. Bei einem Gespräch trug er ein T-Shirt mit einem Nazi-Spruch.
© Hörl/ilitärkommando

Der Kommandant der 6. Jägerbrigade in Absam, Johann Gaiswinkler, der in der Vergangenheit immer wieder Kritik am Kaputtsparen des Bundesheeres geübt hat, sorgt für mächtigen Wirbel. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hat am Abend Konsequenzen gezogen.

Innsbruck, Absam – Mit seiner Meinung hält Brigadier Johann Gaiswinkler selten hinter dem Berg. Haller Jugendliche baten ihn in der Vorwoche in ihrem Videoprojekt „Auf ein Wort“ vor die Kamera. Sie wollen darin Stimmen zur aktuellen Situation in Österreich öffentlich machen. Gaiswinkler übt in dem auf Youtube veröffentlichten Video als „Staatsbürger und nicht als Angehöriger des Heeres“ massive Kritik an der Corona-Politik der Bundesregierung, prangert Bruchlinien in der Gesellschaft an und sieht die Grund- und Freiheitsrechte gefährdet. Dass Kritiker regelrecht verfolgt würden, erinnert Gaiswinkler an „dunkle Zeiten“. Zugleich spricht er über einen persönlichen Gewissenskonflikt als Staatsbürger und Offizier, der einen Schwur geleistet habe, Befehle zu befolgen.

Mit dem Spruch auf seinem T-Shirt wolle er, so Gaiswinkler, bewusst provozieren, aber der Inhalt würde die aktuelle Stimmung im Land klar wiedergeben. „Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott!“ Gaiswinkler schreibt diesen Spruch, wie viele andere auch, dem deutschen Dichter Theodor Körner zu. Doch die Aufmachung wie die Schrift passen nicht dazu. Vielmehr handelt es sich laut Deutsche Presse-Agentur um eine leicht abgewandelte vierte Strophe eines Neonazi-Gedichtes.

Verteidigungsministerin zog Konsequenzen

„Das war leider ein Versehen und ein Fehler“, sagt ein zerknirschter Brigadier. Zum Inhalt seiner Aussagen steht er, weil „ich wegen des gesellschaftlichen Auseinanderdriftens eigentlich für einen Zusammenhalt appelliert habe. Und dazu gehört auch, Kritik ernst zu nehmen und nicht zu disziplinieren.“ Doch zu diesem Zeitpunkt wusste der Brigadier bereits, dass Konsequenzen unausweichlich sein werden. Am Nachmittag gab es ein „ernstes“ Gespräch zwischen ihm und dem Kommandanten der Streitkräfte des Bundesheeres, Generalleutnant Franz Reißner. Danach zog Verteidigungsministerin Klaudia Tanner die Reißleine und suspendierte ihn.

„Ich bin schockiert über die Äußerungen des Brigadekommandanten Gaiswinkler. Seine private Meinung sei ihm un-
benommen und steht ihm auch zu. Ein Anstreifen an nationalsozialistischem Gedankengut werde ich jedoch keinesfalls dulden“, begründete Tanner ihren Schritt. Die Disziplinarkommission wurde eingesetzt und wird über weitere Schritte beraten, Gaiswinklers Karriere dürfte wohl beendet sein.

Gaiswinklers Stellvertreter, Oberst Kurt Pflügl, führt ab jetzt interimistisch die 6. Gebirgsbrigade mit Standorten in Absam, Landeck, Lienz, St. Johann, Bludenz und Spittal an der Drau. (pn)