Studie

Wilde und Wiener Weißbüschelaffen haben stabile Persönlichkeiten

Die Persönlichkeit von Weißbüschelaffen wurde erstmals in einer neuen Studie untersucht.
© Vedrana Šlipogor

In einer neuen Studie wurde erstmals die Persönlichkeit von Weißbüschelaffen untersucht, die den Menschen nicht unähnlich sind. Die Tiere veränderten ihr Verhalten nur bei Rollenänderung.

Wien – Ob ein Weißbüschelaffe etwa Neugierde auf bisher unbekannte Nahrung zeigt oder eben nicht, ist laut Beobachtungen von Forschern über die Zeit hinweg eine recht stabile Persönlichkeitseigenschaft. Dass das nicht nur bei von Wissenschaftern in Wien gehaltenen Tieren so ist, zeigte nun ein internationales Forschungsteam im American Journal of Primatology. Auch in Brasilien wild lebende Artgenossen benahmen sich ähnlich konsistent - mit einer Ausnahme.

Die Verhaltensbiologen aus Österreich, Brasilien und den Niederlanden gingen in ihrer Studie der Frage nach der Persönlichkeit der kleinen Weißbüscheläffchen (Callithrix jacchus) derart nach, dass die Tiere verschiedene Aufgaben zu bewältigen hatten. Entworfen wurde dieser tierische Persönlichkeitstest von der Erstautorin der Arbeit, Vedrana Šlipogor, vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien.

Nachwuchs-Aufzucht wird innerhalb von Familien organisiert

Die Tiere interessieren die Forscher besonders, da ihr Sozialverhalten und ihre gemeinschaftliche Organisation in etwa mit jener des Menschen vergleichbar ist, heißt es am Montag in einer Aussendung der Uni Wien. So wird etwa die Nachwuchs-Aufzucht innerhalb von Familien organisiert.

Die Wissenschafter konstruierten einerseits für die in Österreich gehaltenen Tiere und andererseits für ihre Artgenossen in den halbtrockenen Caatinga-Wäldern im Nordosten Brasiliens unterschiedliche Situationen, in denen sie sich für sie neuen Lebensmitteln oder auch Objekten annähern konnten, die potenziell auch eine Gefahr für sie darstellen, wie etwa eine Spielzeugschlange.

Unterschiedliche Reaktionen auf neue Reize

Dabei fanden die Wissenschafter, dass - ähnlich wie beim Menschen - verschiedene Äffchen auch sehr unterschiedlich auf die neuen Reize reagierten. Auffällig war auch, wie stabil dieses Verhalten über vier Jahre hinweg war, wie das Team bei den österreichischen Affen beobachtete.

In freier Wildbahn war das erstaunlich ähnlich: Dort seien die "Affen zwar sehr beschäftigt, im Austausch gegen einige Bananen waren sie jedoch bereit, an unseren Aufgaben teilzunehmen. Wir konnten feststellen, dass wilde Affen eine sehr ähnliche Persönlichkeitsstruktur aufweisen wie Affen in menschlicher Obhut", so der Co-Autor der Studie, Thomas Bugnyar. Dies zeige auch, dass "wir unseren Affen in Österreich die bestmöglichen Bedingungen bieten".

Veränderungen über die Zeit hinweg legten laut der Studie nur Tiere an den Tag, deren Status in den Familieneinheiten sich verändert hatte. "Wir haben festgestellt, dass die Affen, die für die Fortpflanzung und Aufzucht zuständig und somit auch dominante Individuen in der Gruppe waren, auch mutiger wurden", so Šlipogor. Auch hier zeige sich eine Parallele zum Menschen, wo Personen in Führungsrollen bekanntlich im Schnitt häufiger extrovertierter oder gewissenhafter agieren. (APA)