45 Jahre Anschnallpflicht: Ohne Gurt zehn Mal höheres Todesrisiko
Drei Prozent der Auto-Insassen schnallen sich nicht an. Ein Gesetzesmissbrauch, der vor allem in der zweiten Reihe stattfindet. Dabei erhöht sich dadurch das Todesrisiko extrem.
Wien – 97 Prozent der Pkw-Insassen schnallen sich im Auto an, zeigt eine Beobachtung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) von mehr als 50.000 Betroffenen anlässlich 45 Jahre Gurtpflicht. "Ohne Gurt ist das Todesrisiko für bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden verunglückte Pkw-Insassen zehn Mal höher als mit", wies KFV-Direktor Othmar Thann auf die Wichtigkeit hin. Denn gerade auf Kurzstrecken oder dem Schulweg wird häufig auf das Anschnallen verzichtet.
Gurt kann in jeder Situation Leben retten
Die Gurttragequote auf den Vordersitzen ist laut KFV allerdings höher als auf dem Rücksitz, wo sie unter den Jugendlichen und Erwachsenen nur 92 Prozent beträgt. Die Statistik der tödlichen Verkehrsunfälle zeigt aber, von im Schnitt der Jahre 2016 bis 2020 177 tödlich verunglückten Pkw-Insassen waren 52 Personen zum Unfallzeitpunkt nicht angegurtet (vorläufige Zahlen). Das bedeutet, dass rund drei von zehn getöteten Pkw-Insassen (29 Prozent) nicht angegurtet sind.
"Hier müssen wir das Bewusstsein dafür erhöhen, dass der Gurt in jeder Situation – d.h. auch bei der kurzen Fahrt zum Bäcker – ein wahrer Lebensretter sein kann", betonte Thann. Ein Blick auf die Unfallstatistik zeigt, dass die getöteten und schwerverletzten Pkw-Insassen ohne Gurt überwiegend männlich und häufig jüngere Erwachsene im Alter von 20 bis 29 Jahren sind.
Kinder häufig fehlerhaft gesichert
Bei den Kindern liegt die Sicherungsquote grundsätzlich bei 98 Prozent. Ein Lokalaugenschein des KFV vor Schulen zeigte jedoch, dass Kinder zwar großteils gesetzeskonform, allerdings häufig fehlerhaft gesichert sind. "Besonders folgenschwere Fehler bei der Kindersicherung sind eine falsche Gurtführung, ein zu locker sitzender Gurt sowie ein eingeschalteter Airbag bei Verwendung einer Babyschale am Beifahrersitz", erläuterte Thann. "Bei einem Verkehrsunfall können derlei Sicherungsfehler tragische Konsequenzen haben."
Neben dem Lokalaugenschein führte das KFV auch eine Befragung unter mehr als 1000 Pkw-Lenkern durch. Dabei gaben sechs Prozent der Befragten zu, mitgenommene Kinder nicht immer zu sichern. Begründet wurde dies häufig mit Zeitmangel, Stress und der Angabe, dass das Kind nicht gesichert werden wollte. 16 Prozent der Befragten führten darüber hinaus an, dass das Kind bei der Mitnahme im Auto manchmal einen Rucksack oder die Schultasche am Rücken trägt. (APA)