TV-Kritik

Der Mundeskanzler sabbelt sich in Schleckstase: Das war die siebte „Bachelor"-Folge

Eine Folge, vier Schmusereien: Der „Bachelor" lässt sich nicht lumpen.
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Die verflixte siebte Woche und der „Bachelor" verteilt Küsse so großzügig wie der Papst den Ostersegen. Der Geiligenschein des Oralapostels blendet plötzlich so sehr, dass die jähzornigen Jüngerinnen ihn nach und nach kreuzigen wollen. Ein Rosenkränzchen, bei dem man fast den Glauben verliert. Eine TV-Kritik.

Innsbruck – Testen, testen, testen. So lautet das Gebot der Stunde. Auch beim „Bachelor". Nach wochenlangem Verschleckspiel outet sich Niko Griesert in Folge sieben als der ultimative Superspreader. Vor der gefährlichen süddeutschen Mundation ist niemand sicher – die letzten sechs Überliebenden werden ungefragt in den Leckdown gesteckt und müssen einen räudigen Rachenabstrich nach dem anderen über sich ergehen lassen. Von der Schnelltest-Orgie erhofft sich der Mundeskanzler wichtige Erkenntnisse, wie er selbst zu Protokoll gibt: „Für die Frauen wird diese Woche nicht einfach. Es ist definitiv noch alles offen." Und bald wird jeder jemanden kennen, der mit dem „Bachelor" rumgemacht hat.

Beim Dreierdate herrscht Partystimmung.
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Zu seiner ausgeklügelten Teststrategie zählt offenbar auch die Generalprobe fürs Rosenfinale. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er ausgerechnet die beiden haushochfavorisierten Herzrivalinnen Michèle und Mimi zu einem Dreierdate zitiert. „Das ist so als würde man eine Schokotorte mit einem Wiener Würstchen verbinden", übt sich Letztere in gewohnter Bescheidenheit. Und die Kombi ist auch wirklich kein Genuss. Wie eigentlich der ganze Ausflug: Das Trio radelt zu einem Bauernhof. Na gut, Michèle versucht es zumindest. In früheren Staffeln hätte man an dieser Stelle mitten im Dschungel in einem Wasserfall gebadet oder wäre mit einem Formel-1-Wagen in einen brennenden Vulkan gesprungen – stattdessen wird im Freien bei minus 234987 Grad sich peinlich anschweigend gejausnet und sich anschließend im Stall an echtem Tierfell warmgefummelt. Das Ganze wirkt wie ein cringes Crossover mit „Bauer sucht Frau" – und am Ende lädt der lüsterne Landwirt Niko Nimmersatt die mucksmäuschenstille Michèle noch zum gemeinsamen Schäferstündchen ein. Die meckernde Mimi muss das Scheunenfest hingegen vorzeitig verlassen. Und darf alleine wieder heimradeln.

Aus dem Streichel- wird ein Speichelzoo

Da kommt natürlich Freude auf. Denn das Gute an Mimi ist ja, dass sie quasi Premium-Gönnerin ist, also solch eine vermeintliche Schmach problemlos wegstecken kann und auch sichtlich großes Verständnis für Nikos Entscheidung aufbringt: „Der hat die ernsthaft dagelassen, ge? Er will die einfach haben. Und der himmelt die so dämlich an, ich könnte kotzen." Ach. Es gibt halt einfach Tage, da hast du mehr Bock auf ein knackiges Wiener Würstchen, weil du die Schokotorte schön langsam satt hast.

Warum liegt hier eigentlich Stroh rum? – Der Beginn einer jeden guten Lovestory.
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Oben auf dem Heubodenbett, umgeben von funkelnden Lichterketten und eingewickelt in einem Meer aus Kuscheldecken, liegt Michèle aber erst mal da wie eine besonders seltene und emotionslose Forellen-Art, die sich gerne durch infantiles Gekichere tot stellt, um den Jagdinstinkt des anderen Geschlechts zu wecken. Und Niko? Der fährt freilich nicht nur voll drauf ab, sondern wie gewohnt auch seinen komatösen Komplimenteköder aus und ist kurz davor, zuzuschnappen: „Du bist süß. 😏" – Auweia Michèle, mach dich bereit, gleich packt er die Mundmangelroute aus ... „Sehr süß sogar. 😏😏" MICHÈLE! DAS IST KEINE ÜBUNG!

Das rollige Nahgetier robbt sich immer näher ran – und schmachtet sein Objekt der Bettgierde mindestens so verliebt an wie ich einen Becher Ben & Jerries, nachdem ich mich zur Abwechslung mal zwei Stunden gesund ernährt habe. Und dieses sündhaft teure Eis braucht ja auch immer ewig, bis es mal auftaut. So wie Michèle. Irgendwann reicht's dem zungeduligen Niko dann aber auch mal mit dem Warten – bevor er noch anfängt zu hecheln und Männchen zu machen, löffelt er mit seinem Lecklappen endlich in ihrer Mundhöhle rum.

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Und es scheint ihm auch wirklich gemundet zu haben: „In dem Moment habe ich nur Michèle bei mir gehabt." Ähm, joa. Und halt das RTL-Kamerateam, den Soundtyp, drei Redakteure, zwei Setdesigner, einen Belichter und nicht zu vergessen den unmotivierten Praktikanten. „Ich merke ja auch, dass ich so ein kleines Stück von meinem Herzen in sie investiert habe." Bevor er allerdings noch andere Teile seines Körpers in sie investieren konnte, wird sie sicherheitshalber zurück ins Dirndl-Domizil geschickt.

Mordsmäßige Stimmung

Dort hält die Kamera spätabends auf die Badezimmertür drauf. Scheinbar duscht Stephie gerade in Mimis Tränen. Untertitel poppen auf. „Ich werde am Ende gegen dich verlieren. Ich kann dir nicht mehr die ganze Zeit positiv zureden, weil das bei mir niemand macht", lamentiert Stephie in Richtung ihrer einstigen Busenfreundin, die völlig überraschend nur an sich denkt. „Safe nein. Ich kann dir sagen, dass ich nächste Woche rausfliege." Boah, ernsthaft? Mimi ist wie diese typischen Klassenstreber, die rumheulen, weil sie in der Schularbeit „ganz sicher eine schlechte Note haben“ – und dann doch einen Einser zurückbekommen. Furchtbar.

„Hier ist dein Zeugnis. Und jetzt verschwinde."
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Beim nächsten Einzeldate ist Niko dann derjenige, der die Noten vergibt. Oh. Okay. Das, was er Hannah da in der Sternwarte aushändigt, ist gar kein Knutsch-Zeugnis? Wie jetzt? Achsooo. Er hat ihr auf RTLs Nacken einen Stern geschenkt und auf ihren Namen getauft. Und die Urkunde war im Jochen-Schweizer-Paket noch gratis dabei. Verstehe. Na dann ist ja alles gut. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem Mimi erfährt, dass ihr zukünftiger Ehemann innerhalb von zwei Tagen zwei Frauen geküsst hat. Nach einem mentalen Breakdown am Stockbettgerüst im Schlafzimmer hat sie dafür auch eine wie ich finde sehr pragmatische Lösung im Sinn: „Gab's schon einmal einen Mord beim Bachelor?"

Noch nicht. Dafür übt sie am nächsten Tag aber schon mal und lässt ihre Fantasien und Aggressionen an einer unschuldigen Piñata aus. Und auch beim anstehenden Dreierdate von Karina und Stephie hätte es beinahe Tote gegeben. Der Übeltäter: Ein flauschiges Alpaka. „Die können nicht nach hinten treten, oder?", vergewissert sich Karina vor dem Waldspaziergang noch über die Friedfertigkeit der Tiere. „Nein, nein, nein", fachsimpelt DDr. vet. Niko Griesert voller Überzeugung. Und ja, wirklich: Sowas würden Alpakas wirklich niemals tun. Never ever. Außer sie hassen dich halt. Dann geht's dir so wie Stephie.

Linda, das Charmäleon

Und eigentlich wäre das ein Zeichen gewesen. Mit dieser Geste wollte mein Spirit Animal doch nur sagen: „Verpiss dich endlich und lass Karina gefälligst mal ran." Mit Fräulein Puderquaste hat sich der „Bachelor" bisher nämlich noch weniger unterhalten als mit einer durchschnittlichen Dekovase. Irgendwie wird sie von Folge zu Folge nur mitgeschleift, wie diese Blechdosen, die hinten an einem Hochzeitsauto dranhängen. Das würde zumindest die ganze Erde in ihrem Gesicht erklären. Aber Niko checkt mal wieder gar nix und schickt sie nach Schlittschuhlaufen und Glühwein-Umtrunk eiskalt nach Hause. Also ich wär' ja froh drum. Ein Typ, der mir nur so ein Mini-Schlückchen einschenkt, kann direkt Leine ziehen.

Wenn nicht mal das Alpaka Bock hat, dich kennenzulernen.
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Und apropos Leine ziehen: Beim Tête-à-tête mit Stephie mutiert Niko wieder zum ungezogenen Welpen, der sich über jede Person freut und ihr sofort quer übers Gesicht schlabbert. Und er säuselt ihr auch noch dasselbe ins hundertfach durchgepiercte Ohr, wie 24 Stunden zuvor noch Hannah und 48 Stunden zuvor Michèle: „Ich fühle mich wirklich wohl bei dir." Weitere 24 Stunden später lässt er das dann auch noch Linda wissen, die von ihrem langen Leiden endlich erlöst und statt für ein weiteres Opferdate nun für ein Einzeldate auserkoren wird.

Mein Blick, wenn mein hackedichtes Ich versucht, nicht ins Taxi zu kotzen.
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Nachdem eine der schon abservierten Kandidatinnen mit dem „Bachelor"-Chauffeur durchgebrannt ist, muss Niko die gemietete Karre ab sofort alleine lenken und klaubt Linda in ihrem feuerroten Flamenco-Fummel irgendwo in der Pampa am Straßenrand auf, wie mich der Taxler meines Vertrauens nach einer durchzechten Partynacht vor der Mausefalle. Und die Gespräche sind auch ähnlich tiefgründig, wie ich sie dann während der Fahrt mit zwei Promille intus führe:

  • Hast du das Gefühl, dass du hier die Liebe finden kannst?"
  • Ich find' es voll krass. Dass du existierst hätte ich nicht gedacht."
  • Du hast voll die Mini-Ohren."
  • Du bist echt ein Mann für sich."

Es ist schon faszinierend. Folge ein, Folge aus echauffiert sich Linda über den „Bachelor" und die mangelnde Aufmerksamkeit, die er ihr schenkt, droht mit freiwilligem Abgang, Rosenverweigerung und Gewalt. Und kaum ist er in ihrer Nähe, wird aus der Krawallbürste ein Krawallkämmchen und sie schmilzt in seinen sich an ihren Beinen in Richtung Monika hochgrabbelnden Griffeln wie Butter in der Sonne. Sie ändert ihre Laune so schnell wie ihre Perücken. Aber man muss das praktisch sehen: Wenn er am Ende den mobilen Haarschopf nimmt, bekommt er 17 Persönlichkeiten im Körper von einer.

Linda packt sogar schon die Fußkrallen aus.
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Peinliche Besitzansprüche

Persönlichkeit Nummer 1 – „die Großmäulige" – ist dann nach der Rückkehr vom Tegernsee-Dinner-Date wieder an der Reihe. Denn natürlich wollen die Daheimgebliebenen wissen, ob er seinen Mundzipfel heute ein viertes Mal in Folge versenkt hat. Michèle hakt mutig nach: „Uuuund?" – „Was ,und'? Ob wir Sex hatten? Ich kann euch nur sagen: Ich bin wieder im Spiel, Leute!" Und einmal dürft ihr raten, wer überhaupt keinen Bock mehr auf dieses Spiel hat (bzw. eigentlich noch nie hatte)? Jep. Ganz genau. Ihr liegt goldrichtig. „Zurückkommen und einen auf ,Ist jetzt meiner' zu machen, finde ich passt einfach nicht. Geht einfach nicht", wütet die permanent Hochverrat witternde Dauermimiose und hat scheinbar schon vergessen, dass sie es war, die Hannah erst am Vortag mit den Worten „Grüß meinen Mann von mir" zum Date verabschiedete. Wer sagt es ihr?

Die diesjährige „Bachelor"-Staffel in a Nutshell.
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Bei der Nacht der Rosen hat Niko ihr jedenfalls nicht mehr allzu viel zu sagen. Freundlicherweise erklärt er ihr aber noch einmal das Prinzip der Show. Ihrer Herzrivalin Michèle hat er dafür umso mehr zu sagen: „Der Kuss war so verdammt gut. Das war so ein Bäm-Moment und ich denke da auch oft dran und am liebsten wäre ich da ewig mit dir liegen geblieben", attestiert er ihr maximales Erektionspotenzial, nur, um fünf Minuten später Linda aus dem Nichts heraus im Mundumdrehen zu bezüngeln, während der Rest davon nichts mitbekommt. Klappe, die vierte, meine Freunde!

Homie statt Home-Dates

Wenn du plötzlich merkst, dass der letzte Shot vielleicht doch nicht die beste Idee war.
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Und als sich beim angestrengten Gruppenschunkeln plötzlich Elton Johns Schmachtfetzen „Sorry Seems To Be The Hardest Word" durch die Boxen schält, rennt Karina heulend auf die Damentoilette. Offenbar ist ihr just in diesem Moment klar geworden, dass – abgesehen von Zimmerpflanzen, Deko-Elementen und eventuell dem Praktikanten – sie das Einzige ist, was der „Bachelor" noch nicht geküsst hat. Niko rennt ihr nach und macht das, was jeder Mann bekanntlich immer und unbedingt tun sollte, wenn er eine Frau trösten will: Er lügt sie an. „Mach dir keine Sorgen" ist nämlich bachelor'sche Geh-heimsprache für „Tschüssikowsi" – und nach dieser Hiobsbotschaft flennt Karina weiter, dass man fast meinen könnte, sie hätte hinter der Kamera eine krasse Affäre mit dem Typen am laufen gehabt.

Gefasster reagiert Hannah, die ebenfalls nicht mit zu den Home-Dates darf, sondern für Niko bloß ein Homie bleibt. Wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn beim „Bachelor" einmal eine aufrichtige, authentische, normale, nichts überstürzende und sympathische Frau gewonnen hätte.

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