Interview mit Oprah

Meghan und Harry packen aus: Royaler Rassismus und Selbstmordgedanken

Harry und Meghan antworteten auf die meisten Fragen der Talkmasterin.
© Joe PUGLIESE / HARPO PRODUCTIONS / AFP

In dem seit Wochen erwarteten Interview mit US-Moderatorin Oprah Winfrey ließ vor allem Meghan einige Bomben platzen. Harry überließ ihr die frohe Botschaft zur Verkündung des Geschlechts ihres zweiten Babys.

Los Angeles/London – Enormer Druck, der Palast als goldener Käfig und Rassismusvorwürfe gegen die Royals: Herzogin Meghan und Prinz Harry haben in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten US-Interview ein erschütterndes Bild des britischen Königshauses gezeichnet. Persönliche Angriffe gegen Mitglieder der Royal Family vermied das Paar zwar, doch warf es diesen implizit rassistisches Verhalten während Meghans Schwangerschaft mit Sohn Archie vor. Meghan erzählte auch von Selbstmordgedanken. Das gesamte Interview ist am Montag auch auf ORF 1 zu sehen, um 13.50 Uhr und m 21.10 Uhr.

Die Aussagen waren durchaus brisant. Immer wieder kam die Sprache auf Rassismus – und Meghan berichtete ausführlich von Suizidgedanken. Das Interview sei ein "schwerer Schlag" für das Königshaus, kommentierte die BBC. "Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein", schilderte Meghan in dem mit Spannung erwarteten Auftritt im US-Senders CBS bei US-Moderatorin Oprah Winfrey ihre Zeit, in der sie mit Sohn Archie schwanger war. "Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen." Es sei keine abstrakte Idee mehr gewesen. Von der königlichen Familie fühlten sich der Enkel von Queen Elizabeth II. und seine Frau im Stich gelassen – gerade beim Thema Rassismus. In den Jahren, die Meghan im Palast verbrachte, sei nie ein Familienmitglied gegen rassistische Angriffe und "koloniale Untertöne" in der Berichterstattung aufgestanden, kritisierte Harry. "Das hat weh getan."

📽 Video | Prinz Harry und Herzogin Meghan packten aus

"Bedenken, Archies Haut könnte zu dunkel sein"

Im Gegenteil: Rassismus hat das Paar nach eigenen Worten auch von der engeren Familie erfahren. Als sie mit Söhnchen Archie schwanger war, habe es Bedenken gegeben, "wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird", sagte Meghan. Während sie alle anderen Fragen offen beantworteten, schwiegen sich die Eheleute hier aber über die Details aus. Er werde nie sagen, wer mit ihnen darüber gesprochen habe, betonte Harry. Und Meghan sagte, sie wolle sich nicht genauer äußern, weil dies "sehr schädlich" für einige Personen wäre. Es sei aber wohl klar, dass ein dunkelhäutiges Baby ein Problem für den Palast gewesen wäre. Die Mutter der 39-Jährigen Amerikanerin ist schwarz.

Die Vorwürfe richten sich nach Angaben von Moderatorin Oprah Winfrey aber nicht gegen Queen Elizabeth II. und ihren Ehemann Prinz Philip. Prinz Harry habe ihr zwar nicht gesagt, gegen wen sich die Vorwürfe konkret richteten, sagte Winfrey am Montag nach der Ausstrahlung im US-Fernsehen. Aber: "Er wollte sicherstellen, dass ich weiß, dass weder seine Großmutter noch sein Großvater Teil dieser Unterhaltungen waren."

Herzogin Meghan: War nicht auf Leben als Royal vorbereitet

Herzogin Meghan war nach eigenen Worten nicht richtig auf ein Leben in der königlichen Familie vorbereitet. "Was man über Royals weiß, das kennt man aus Märchen", sagte Meghan Markle in einem am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Interview des US-Senders CBS. "Deshalb ist es einfach, ein Bild davon zu haben, das so fern der Realität ist." In die britische Königsfamilie einzuheiraten sei aber eine "ganz andere Sache", erklärte die Frau von Prinz Harry.

Sie habe nie viel darüber nachgedacht, wie es sein würde, einen Prinzen zu heiraten. "Ich habe nicht völlig verstanden, was das für ein Job ist, was es bedeutet, als Royal aufzutreten", sagte Meghan in dem mit Spannung erwarteten TV-Auftritt. "Wir haben zu Beginn unserer Beziehung darüber geredet. Aber ich denke, es gab keine Möglichkeit, zu verstehen, was das im Alltag bedeuten würde."

Eheschließung drei Tage vor offiziellem Event

Meghan und Harry haben laut Markle bereits drei Tage vor ihrer royalen Hochzeit im Mai 2018 in kleinstem Rahmen geheiratet. "Niemand weiß das, aber wir haben den Erzbischof angerufen. Wir haben gesagt: Dieses Spektakel, es ist für die Welt. Wir wollen unseren Bund zwischen uns. Die Eheversprechen, die gerahmt bei uns im Zimmer hängen, die sind nur von uns beiden im Garten mit dem Erzbischof von Canterbury".

In den Jahren am Hof sei es schwierig gewesen: "Wahrnehmung und Realität sind zwei sehr unterschiedliche Dinge und man wird nach der Wahrnehmung beurteilt, aber lebt die Realität", sagte Meghan. Ihr erstes Treffen mit Queen Elizabeth II. bezeichnete Meghan als "schön und einfach": "Wir saßen einfach da und plauderten." Zuvor habe sie noch schnell einen Knicks geübt, um der Königin Respekt zu zollen.

Herzogin Kate hat Meghan Markle ihrer Darstellung hingegen zufolge zum Weinen gebracht. Ein paar Tage vor der Hochzeit von Meghan mit Prinz Harry 2018 sei Kate über das Kleid eines Blumenmädchens verärgert gewesen, sagte Meghan: "Und es brachte mich zum Weinen. Und es hat wirklich meine Gefühle verletzt". Danach habe die Frau von Prinz William sich allerdings entschuldigt und ihr Blumen geschenkt, sagte Meghan. Kate sei eine "gute Person".

Mit großem Trommelfeuer hatte der US-Sender CBS das Interview beworben und mit mehreren Clips die Stimmung angeheizt. Schon vor der Ausstrahlung wirkte die Stimmung zwischen dem Paar, das vor rund einem Jahr mit Archie in Meghans Heimat USA ausgewandert war, und dem Palast vergiftet. Zwar äußerten sich Queen und Co. nicht zu dem Interview und gingen demonstrativ ihren täglichen Pflichten nach. Doch in der britischen Öffentlichkeit gerieten Meghan und Harry schwer unter Beschuss.

Palast erhöhte Druck auf das Paar im Vorfeld

Es sei eine Frechheit, dass sie an der Ausstrahlung festhielten, obwohl Harrys Großvater Prinz Philip im Krankenhaus liege, so die Reaktion in manchen Medien. Der Druck wurde immer größer: Interne E-Mails zu Mobbing-Vorwürfen von Palast-Mitarbeitern gegen die Herzogin wurden an Journalisten weitergegeben. Die Vorwürfe will der Palast nun untersuchen. Auch die Arbeit der Wohltätigkeitsorganisation des Paares, Sussex Royal, wird nun unter die Lupe genommen.

Harry sprach über ein angespanntes Verhältnis zu seinem Vater und seinem Bruder William.
© Joe PUGLIESE / HARPO PRODUCTIONS / AFP

Doch das Paar bemühte sich sichtlich, nicht alle Brücken einzureißen. Harry nannte seine Großmutter, die Queen, als Vorbild. Meghan lobte ihre Schwägerin, Prinz Williams Ehefrau Kate, als "gute Person" und widersprach damit Berichten über einen Bruch. Und auch mit seinem Bruder William hofft Harry auf eine Versöhnung. "Zeit heilt alle Wunden, hoffentlich", sagte er.

Nur seinen Vater Charles kritisierte der Prinz. "Ich werde ihn immer lieben, aber es gab sehr viele Kränkungen." Er fühle sich im Stich gelassen, obwohl der Thronfolger ihn doch eigentlich verstehen müsse – eine klare Anspielung auf die Turbulenzen um seine Mutter Prinzessin Diana, die 1997 auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Charles sei zeitweise nicht mal mehr ans Telefon gegangen, als er mit ihm über seine Loslösung vom Königshaus habe sprechen wollen, so Harry.

📽 Video | Meghan und Harry sprechen über ihre Royal-Tragödie

Oprah ließ kaum ein Thema aus

Das am Sonntagabend (Ortszeit) zur besten US-Sendezeit ausgestrahlte Gespräch war das erste Interview von Meghan und Harry, seitdem das Paar seine royalen Pflichten aufgegeben hatte. In zwei Stunden – inklusive zahlreicher Werbeblöcke – ließ Moderatorin Oprah Winfrey kaum ein Thema aus. Und erhielt einige Exklusivnachrichten. Sie hätten bereits drei Tage vor der weltweit übertragenen Traumhochzeit im ganz privaten Kreis geheiratet, erzählte Meghan. Und dass das zweite Kind, das sie derzeit erwartet, ein Mädchen sein wird. "Einen Buben zu haben und ein Mädchen, was kann man mehr wollen?", sagte Harry. Die beiden wollten es aber bei zwei Kindern belassen.

Das Baby wird im Sommer erwartet. Bis dahin will Großbritannien die Corona-Pandemie weitestgehend überstanden haben, die derzeit ein Familientreffen im Haus Windsor verhindert. Gespannt wartet das Land darauf, ob auch die Royals dann die Reisefreiheit nutzen werden.

Das spektakuläre Interview dürfte das Königshaus noch einige Zeit beschäftigen. Besonders der Rassismus-Vorwurf sei ein "bleibender Fleck" für die Royals, befand der BBC-Experte Peter Hunt. Doch es könnte noch nicht alles gewesen sein: Erwartet wird, dass der US-Sender CBS noch einige Szenen für die kommenden Tage zurückgehalten hat. (APA/dpa/Reuters)

Die wichtigsten Zitate von Meghan und Harry

Das Interview von Herzogin Meghan und Prinz Harry brachte nicht die befürchteten persönlichen Angriffe auf die königliche Familie. Trotzdem schockierte das Paar mit einem Blick hinter die Kulissen des Systems Königspalast. Ausgewählte Zitate aus dem CBS-Interview:

"Ich wollte einfach nicht mehr am Leben sein."

"Ich dachte, es würde die Situation für alle lösen".

(Meghan zu ihren Selbstmordgedanken angesichts des immensen Drucks im Königshaus)

"Meine größte Sorge war, dass sich die Geschichte wiederholt"

(Harry über Parallelen beim tragischen Tod seiner Mutter Diana zu der Behandlung seiner Frau Meghan)

Es habe Bedenken und Gespräche darüber gegeben, "wie dunkel seine Haut sein könnte, wenn er geboren wird."

(Meghan über Rassismus gegenüber ihr und ihrem Sohn Archie)

"Sie haben von Beginn unserer Beziehung an angegriffen und so sehr zum Rassismus aufgewiegelt, deshalb hat sich unser Risiko verändert."

(Meghan über Rassismus der britischen Boulevardmedien)

"Ich kenne die Institution (Monarchie) nicht, deshalb wurde uns gesagt, wir sollen schweigen."

(Meghan zu Einschränkungen ihres Lebens durch den Palast)

"Sie ist eine gute Person."

(Meghan über Herzogin Kate)

"Ich fühle mich wirklich im Stich gelassen, weil er durch etwas Ähnliches gegangen ist."

(Harry über die Enttäuschung gegenüber seinem Vater Prinz Charles)

"Ich habe aber das, was meine Mutter mir hinterlassen hat. Und ohne das hätten wir das nicht geschafft."

(Harry über seine finanzielle Situation, nachdem der Königspalast die finanzielle Unterstützung für ihn einstellte)

"Es ist ein Mädchen."

(Harry darüber, dass Meghan und er ein Mädchen erwarten)

"Ich denke, das Highlight für mich ist, ihn hinten aufs Fahrrad auf seinen kleinen Kindersitz zu setzen und ihn auf Radtouren mitzunehmen."

(Harry über seine Lieblingsbeschäftigung mit Sohn Archie)

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