„Kottan"-Regisseur Peter Patzak mit 76 Jahren verstorben
Einer breiten Öffentlichkeit wird Patzak als Schöpfer der Figur des Major Kottan in Erinnerung bleiben. Er verstarb am Donnerstag im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus von Krems.
Wien – Der österreichische Künstler, Autor und Regisseur Peter Patzak, der nicht zuletzt mit der Krimiserie "Kottan ermittelt" Kultstatus erreichte, ist tot. Er verstarb am gestrigen Donnerstag im Alter von 76 Jahren im Krankenhaus von Krems. Damit endet eine vielschichtige künstlerischer Lebenslauf.
Geboren wurde Patzak am 2. Jänner 1945 als echtes Nachkriegskind in Wien. Das Aufwachsen im Arbeiterbezirk Brigittenau sollte sowohl ihn als auch seinen langjährigen Wegbegleiter - den Autor Helmut Zenker - nachhaltig prägen, wie sich Patzak einst in einem ORF-Porträt erinnerte. Nach dem Schulabschluss studierte er Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei und hatte seine erste Ausstellung unter Albert Paris Gütersloh, dem geistigen Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.
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Erste Kurzfilme von 1968 bis 1970
Und kurz darauf folgte bereits die erste Hinwendung zum Film, als Patzak Mitte der 60er-Jahre zur "Films of Art"-Show nach New York eingeladen wurde, entstanden doch von 1968 bis 1970 erste Kurzfilme. Der Weg zum Spielfilm war da nicht mehr weit.
Schon früh arbeitete der junge Filmemacher mit prominenten Darstellerinnen, etwa Rita Tushingham im Thriller "Die Situation" (1972) oder Paula Wessely, die in "Glückssache" (1977) eine Supermarktkassiererin vor Patzaks Kamera spielte.
Eine der bedeutendsten Kinoarbeiten Patzaks jener Zeit war das Neonazi-Porträt "Kassbach" (1979), für das er international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand. "Kassbach" gilt immerhin als einer der Lieblingsfilme von US-Regielegende Martin Scorsese.
19 Folgen "Kottan ermittelt"
Dass er parallel mit dem Major Kottan, an dem er mit Zenker arbeitete, eine legendäre Figur und ein Stück österreichischer Fernsehgeschichte schreiben würde, war ihm damals noch nicht bewusst. Bis 1983 entstanden 19 Folgen der ungewöhnlichen Kriminalserie sowie der Kinofilm "Den Tüchtigen gehört die Welt" (1981). Schließlich hievte Patzak mit "Kottan ermittelt: Rien ne va plus" im Jahr 2010 den Kult-Kommissar noch einmal auf die Leinwand.
Doch auch wenn Peter Patzak vielen vor allem als der Vater der Kultfigur Kottan in Erinnerung bleiben wird, ist sein Oeuvre doch unendlich weitergespannt. So zeichnete er in den 80er Jahren auf für den Kinofilm "Die letzte Runde (Strawanzer)" (1983) mit Elliott Gould und den Krimi "Joker" (1987) mit Peter Maffay verantwortlich. Mit "Killing Blue" (1988), "Gavre Princip - Himmel unter Steinen" (1990) oder "Brennendes Herz" (1995) erregte er erneut international Aufsehen.
Zahlreiche Auszeichnungen
Für "Shanghai 1937" (1996) erhielt er in Moskau den "Preis der russischen Filmschaffenden" und wurde im gleichen Jahr mit dem Max-Ophüls-Preis gewürdigt. Für die Doderer-Verfilmung "Die Wasserfälle von Slunj" gab es dann einen Preis in Venedig und den Volksbildungspreis. Seit 1993 unterrichtete er überdies als ordentlicher Professor Regie an der Wiener Filmakademie, die er auch als Institutsvorstand leitete. Und doch kam es zu dieser Zeit zum Bruch mit dem Fernsehen, von dem sich Patzak schlicht vergessen glaubte.
Dies war eine weitere Triebfeder, sich verstärkt der Bühne zuzuwenden. So inszenierte Patzak 2007 mit Theo van Goghs "Interview" im Stadttheater Walfischgasse erstmals für die Bühne. Vor allem aber rückte die Malerei wieder an zentrale Stelle im Schaffen des Umtriebigen. Zwar hatte Patzak seit den 1960ern stets parallel zu seinem filmischen Schaffen auch die Malkunst betrieben und weltweite Ausstellungen gehabt. Nun jedoch wurde das Medium noch bedeutender für ihn. So widmete ihm das Bank Austria Kunstforum unter dem Titel "Aus dem Archiv der Erinnerung" im September eine verspätete Geburtstagsausstellung.
Und auch sonst war das Lebenswerk des Künstlers gewürdigt worden. Zum 65. Geburtstag erhielt der Tausendsassa, der auch Kurzgeschichten verfasste und Drehbücher schrieb, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Erst im Vorjahr gestellte sich hier das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien hinzu. (APA)