Sexuelle Übergriffe im schulischen Umfeld: Debatte in Großbritannien
Schülerinnen und Schüler berichten auf einer Webseite anonym von ihren Erlebnissen. Geschildert werden Vorfälle von verbalen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungen.
London – In Großbritannien bahnt sich eine gesellschaftliche Debatte über sexuelle Übergriffe an Schulen und im schulischen Umfeld an. Eine Webseite, auf der Schülerinnen und Schüler anonym von ihren Erlebnissen berichten können, hat in den vergangenen Monaten mehrere Tausend Einträge verzeichnet. Viele der beschriebenen Übergriffe auf der Seite "Everyone's Invited" sollen von Mitschülern ausgegangen sein, aber auch Lehrer werden teilweise bezichtigt.
Geschildert werden dort Vorfälle von verbalen Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungen. Vor allem auch Privatschulen sollen davon betroffen sein. Die Betreiber von "Everyone's Invited" beklagen eine "Vergewaltigungs-Kultur". Sexuelle Gewalt werde durch Gedanken, Verhaltensweisen und Einstellungen in Gesellschaft oder Umfeld normalisiert und verharmlost, hieß es auf der Webseite. Gegründet wurde die Seite von einer jungen Frau, die ihre eigenen Erlebnisse im vergangenen Jahr im Internet teilte und daraufhin Hunderte Rückmeldungen erhielt.
Untersuchung der Vorfälle gefordert
Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Parlament, Robert Halfon, forderte eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Die Polizei in London bestätigte, die Einträge nach Straftaten zu durchsuchen und Opfer zu einer Anzeige zu ermutigen. Auch einzelne Schulen seien bereits kontaktiert worden.
Simon Bailey vom Rat der britischen Polizeichefs (NPCC) machte in einem Radiointerview mit der BBC am Montag auch eine "schrittweise Erosion gesunder sexueller Beziehungen" durch die einfache Verfügbarkeit von Pornografie im Internet verantwortlich. "Das schafft eine Kultur vor allem bei jungen Männern, in der es akzeptabel ist, junge Frauen auf die Art und Weise zu behandeln, wie wir es jetzt von so vielen hören", sagte Bailey. (APA/dpa)