Corona-Impfung

Seltene Thrombosefälle: Weiter Diskussionen um Vakzine von AstraZeneca

Der Impfstoff von AstraZeneca.
© LOIC VENANCE

Nun setzten die Niederlande Impfungen mit dem Impfstoff von AstraZeneca aus. Eigentlich wollte man das Vakzin nur noch an Menschen über 60 Jahre verimpfen, konnte dann jedoch nicht sicherstellen, dass nichts verschwendet würde.

London – Der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca kommt nicht aus der Diskussion: Die Niederlande haben die Impfung mit dem Präparat des Herstellers vorläufig eingestellt. Zunächst hatte das Gesundheitsministerium am Freitagabend beschlossen, Personen im Alter unter 60 Jahren nicht mehr mit dem Präparat von AstraZeneca zu impfen.

Auslöser waren Fälle von schweren Nebenwirkungen bei Frauen. Am Samstag entschieden die Gesundheitsämter nach Beratung mit dem Ministerium, alle AstraZeneca-Impfungen auszusetzen, um Verschwendung vorzubeugen. Noch rund 700 Personen in der Altersgruppe über 60 sollten in den nächsten Tagen mit AstraZeneca geimpft werden. Da nicht garantiert werden konnte, dass bei wenigen Personen pro Impfzentrum tatsächlich der gesamte Impfstoff aus einer Ampulle auch genutzt werden konnte, hat man diese Termine vorläufig abgesagt. Der Impfstopp soll vorläufig bis zum 7. April gelten.

Fünf Thrombosefälle als Auslöser

Grund für den vorläufigen Impfstopp sind fünf Thrombose-Meldungen bei Frauen im Alter von 25 bis 65 Jahre nach Impfung. Eine Person war gestorben. Es wird nach Angaben der Behörden noch untersucht, ob es einen Zusammenhang mit der Impfung gibt. Bisher wurden in den Niederlanden rund 400.000 Personen mit dem Präparat von AstraZeneca geimpft.

In Großbritannien gab es nach Angaben der Arzneimittelbehörde nach mehr als 18 Millionen Impfungen mit AstraZeneca sieben Todesfälle wegen seltener Blutgerinnsel. Es sei jedoch nicht klar, ob diese Nebenwirkungen des Impfstoffs oder durch Zufall zeitnah aufgetreten seien, sagte die Chefin der britischen Behörde, June Raine, der BBC. "Die Vorteile, eine Covid-19-Infektion und ihre Komplikationen zu verhindern, überwiegen weiterhin jegliche Risiken, und jeder sollte sich impfen lassen, wenn er eingeladen wird."

In Großbritannien 30 Fälle bei 18 Millionen Impfungen

Zuvor hatte die Behörde 30 Fälle seltener Blutgerinnsel bei den 18,1 Millionen AstraZeneca-Impfungen (Stand: 24. März) gemeldet. Es seien 22 Fälle der Hirnvenenthrombosen und acht andere Arten von Thrombosen gemeldet worden. Auch hierbei sei jedoch der Zusammenhang unklar.

In Deutschland hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag beschlossen, dass das Präparat von AstraZeneca in der Regel nur noch Menschen ab 60 gespritzt werden soll - außer jüngere wollen es nach Klärung mit dem Arzt auf eigenes Risiko. In Deutschland waren bis Anfang der Woche 31 Verdachtsfälle von Hirnvenenthrombosen nach einer AstraZeneca-Impfung gemeldet worden, wie das Paul-Ehrlich-Institut kürzlich berichtete. Bisher haben rund drei Millionen Menschen eine erste Dosis des Mittels bekommen. Das bedeutet, dass es in Deutschland bezogen auf eine Million Geimpfte wesentlich häufiger einen Verdacht auf Hirnvenenthrombose gab als in Großbritannien. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden.

Österreich impft uneingeschränkt mit AstraZeneca weiter

In Österreich hatte das Nationale Impfgremium am Mittwoch die Weiterführung des Impfprogramms mit AstraZeneca empfohlen. Ab kommendem Dienstag wird sich der Sicherheitsausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) unter anderem mit dem Thema auseinandersetzen.

In Großbritannien sind insgesamt bereits mehr als 31 Millionen Menschen erstgeimpft worden, mehr als die Hälfte davon mit AstraZeneca. Die Infektionslage im Land hat sich seither deutlich verbessert, die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 55 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Auch die Zahl der neuen täglichen Todesfälle ist massiv gesunken. (APA, dpa)

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