Hamza bin Hussein: Vom Kronprinzen zum Regierungskritiker
Der Sohn von König Hussein ging bei der Erbfolge leer aus. Nun wird ihm eine Verschwörung gegen den jordanischen Palast vorgeworfen. Hamza wurde unter Hausarrest gestellt.
Amman – Nach dem Wunsch seines verstorbenen Vaters, Jordaniens früherem König Hussein, hätte Hamza bin Hussein ihm einmal auf dem Thron folgen sollen. Doch das Amt wurde Hamza zunächst verwehrt und später ganz entrissen. Heute ist Hamza ein großer Kritiker des Königreichs Jordanien. Am Wochenende wurde er von der Regierung wegen Verschwörungsvorwürfen unter Hausarrest gestellt.
Hamza wird beschuldigt, an einem Komplott gegen seinen Halbbruder, König Abdullah II., beteiligt gewesen zu sein. Die jordanischen Sicherheitsbehörden werfen ihm und weiteren Verdächtigen vor, „Kontakte zu ausländischen Vertretern“ unterhalten zu haben, die darauf abzielten, „die Sicherheit Jordaniens zu destabilisieren“. Mindestens 16 Verdächtige wurden verhaftet.
Hamza bestreitet Vorwürfe
Der 41-jährige bestritt am Samstag in einem von der BBC veröffentlichten Video, in eine Verschwörung verwickelt zu sein. Er sei kein Teil eines Komplotts, betonte Hamza. Zugleich übte er massive Kritik an der Regierung und unterstrich, er sei nicht verantwortlich „für den Zusammenbruch der Regierungsführung, die Korruption und für die Inkompetenz“ in der Führung des Landes.
Hamza habe in den vergangenen Monaten „seine Kritik an dem, was er als Korruption innerhalb der Regierung bezeichnete, vor seinen Freunden verschärft“, sagte ein jordanischer Analyst, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Der 41-Jährige habe „sicherlich Ressentiments“ gegenüber dem Palast, weil er nie über den Verlust seines Titels als Kronprinz hinweggekommen sei.
Die Unruhen haben einen internen Machtkampf in dem Königreich offengelegt. Die beiden Königssöhne Abdullah II. und Hamza wuchsen zunächst unter ähnlichen Bedingungen auf. Hamza wurde am 29. März 1980 als Sohn von Husseins vierter und letzter Ehefrau, Königin Nur, geboren. Die Königin, die unter dem bürgerlichen Namen Lisa Halaby zunächst in den USA lebte, kam mit 24 Jahren nach Jordanien.
Wie sein 18 Jahre älterer Halbbruder besuchte Hamza die Königliche Militärakademie Sandhurst in Großbritannien, wo er, ähnlich wie der 18 Jahre ältere Abdullah II., zahlreiche Auszeichnungen gewann. Danach schlug Hamza eine militärische Laufbahn ein und beteiligte sich unter anderem an Missionen im ehemaligen Jugoslawien.
Wie sein Vater tat er sich als erfolgreicher Sportler und guter Pilot hervor. Bei den Jordaniern ist der 41-Jährige auch deshalb beliebt, weil er dem verstorbenen König so ähnlich sieht.
Nach Tod des Vaters zum Kronprinzen ernannt
Als König Hussein im Februar 1999 einer Krankheit erlag, war Hamza noch sehr jung. Sein Halbbruder Abdullah II., der älteste Sohn von Husseins zweiter Frau, bestieg deshalb den Thron.
In Übereinstimmung mit dem letzten Wunsch seines Vaters ernannte Abdullah II. Hamza zum Kronprinzen. Doch Hamza konnte seine neue Rolle nicht lange ausüben: Fünf Jahre später, im Jahr 2004, entzog Abdullah II. seinem Halbbruder die Erbfolge. Stattdessen ernannte er seinen eigenen Sohn Hussein zum Kronprinzen.
In einem Brief an Hamza schrieb der König damals, dass die symbolische Position des Erben „deine Freiheit eingeschränkt und uns davon abgehalten hat, dich mit bestimmten Verantwortlichkeiten zu betrauen, für die du voll qualifiziert bist“. Hamza schien mit dieser Begründung für seine Enterbung jedoch nicht einverstanden. „Die Chance, König zu werden, ist ihm zweimal entgangen: als sein Vater zu früh starb, damals war er zu jung, und als sein Bruder ihm den Titel des Erben entzogen hat“, sagte der jordanische Analytiker der AFP.
Hamza, der selbst Vater von fünf Töchtern und einem Sohn ist, hat sich seitdem immer mehr von den obersten Palastkreisen entfernt. Und dennoch könnte ihn sein königliches Blut am Samstag vor dem Gefängnis bewahrt haben: „Denn in der königlichen Familie sperrt man einen Prinzen nicht ein, sondern stellt ihn unter Hausarrest“, erklärte der Analytiker. (AFP)