Nordzulauftrasse für BBT fixiert, Scheuer bei Verlagerung sehr vage
Strecke für 54 Kilometer langen Brenner-Nordzulauf zu 60 Prozent im Tunnel. Jetzt beginnen aber erst die Verhandlungen für die Realisierung.
Von Peter Nindler
Innsbruck – Für den deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer ist der Bedarf für den Bahnausbau langfristig gegeben, um den Schwerverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Und keinesfalls blockiere Deutschland europäische Initiativen, im Gegenteil: „Mit einer leistungsfähigen Infrastruktur und einer Modernisierung soll das gelingen.“ Scheuer und der Konzernbeauftragte der Deutschen Bahn für Bayern, Klaus-Dieter Josel, sprechen von einem Meilenstein.
Doch für die Trassenauswahl benötigte es sechs Jahre – und nach wie vor steht die Deutsche Bahn erst am Anfang. Jetzt beginnt der mühsame Weg durch die Ebenen mit den Detail- und Feinplanungen und den Verfahren. Mit der Vorplanung wolle man 2025 fertig sein, so Josel. Die Fertigstellung wird um das Jahr 2040 angepeilt, der Brennerbasistunnel soll Anfang der 2030er-Jahre in Betrieb gehen.
Die Strecke im bayerischen Inntal und im Raum Rosenheim soll zu 60 Prozent unterirdisch geführt und so auch mit der Unterinntalbahn in Kufstein verknüpft werden. Die Baukosten dafür werden mit 6,7 bis 7,2 Milliarden Euro veranschlagt. Beschwerden von Bürgerinitiativen und Anrainergemeinden könnten die Realisierung verzögern, Klagen wurden bereits angekündigt. Kritik kommt bereits aus der in Bayern regierenden CSU. Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig spricht davon, dass es noch Abschnitte gebe, die dringend überarbeitet und verbessert werden müssten. „Wir müssen die Trasse Kilometer für Kilometer überprüfen, verfeinern und wo nötig auch verändern.“
🔗 Informationsmöglichkeiten für die Öffentlichkeit
Aufgrund der aktuellen Gesundheitslage haben die Bahnen (DB und ÖBB) ihre digitalen Informationsangebote intensiv weiterentwickelt. Ab sofort ist eine virtuelle Planausstellung unter www.brennernordzulauf.eu abrufbar.
Neben Informationen zur Auswahltrasse und zu den Planungsprozessen erhalten Interessierte in einer interaktiven Karte einen Einblick in alle Planungsschritte seit 2015.
Trotzdem: In Tirol wird die Trassenentscheidung positiv aufgenommen. „Unsere Straßeninfrastruktur ist bereits jetzt am Limit, deshalb ist eine leistungsfähige und moderne Eisenbahnstrecke von München nach Verona alternativlos. Der Schlüssel dafür ist der Brennerbasistunnel mit den dazugehörigen Zulaufstrecken“, erklärt Landeshauptmann Günther Platter (VP). Mit der Festlegung einer Trassierung für den Nordzulauf sei ein erster wichtiger Schritt getan. „Jetzt liegt es an den politischen Entscheidungsträgern in Bayern, sich voll und ganz hinter dieses Jahrhundertprojekt zu stellen und die Menschen auf diesem Weg mitzunehmen, denn das Ziel ist ein gemeinsames, nämlich eine nachhaltige und leistungsfähige Eisenbahnstrecke durch die Alpen“, nimmt er die Politik in Bayern in die Pflicht.
Für Verkehrsreferentin LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) ist es erfreulich, dass auch längere Abschnitte untertunnelt werden, sodass die Bevölkerung bestmöglich geschützt werde. „In Österreich sind die Planungen für den Ausbau zwischen Radfeld und Schaftenau bereits abgeschlossen und wir erwarten im ersten Halbjahr 2021 den positiven UVP-Bescheid, sodass 2032 der zweite Teil im Unterinntal fertiggestellt sein wird.“
Für die ÖBB unterstreicht Projektleiter Reinhold Hödl das Ergebnis „unserer Planungen den europäischen Charakter des Projekts: Gemeinsam suchen wir nach Lösungen, den Verkehr klimafreundlich zu gestalten.“ Jetzt seien weitere Planungsschritte in Deutschland und Österreich in Vorbereitung.