„Ever Given" beschlagnahmt: Ägypten fordert 900 Millionen Dollar Schadensersatz
Ägypten will den Unglücksfrachter „Ever Given" so lange festhalten, bis die Schadensersatzfrage geklärt ist. 900 Millionen Dollar fordert die Suezkanal-Behörde – und will ohne Gerichte auskommen. Doch das ist gar nicht so einfach.
Kairo – Ägypten fordert eine Entschädigung in Höhe von 900 Millionen Dollar (rund 750 Millionen Euro) für die tagelange Blockade des Suezkanals - und hat zur Absicherung das Containerschiff „Ever Given" beschlagnahmt. Das sagte der Chef der Kanalbehörde, Ossama Rabie, der Zeitung Al-Ahram. Die „Ever Given" hatte die wichtige Handelsroute zwischen Asien und Europa sechs Tage lang blockiert. Sie war am 23. März in einen Sandsturm geraten und auf Grund gelaufen.
Das 400 Meter lange Schiff steckte danach quer in dem engen Kanal fest, davor und dahinter stauten sich mehr als 400 Schiffe. Ägypten entgingen Einnahmen aus den Kanalgebühren; dazu kamen laut Rabie Unterhaltskosten und Kosten für Arbeiten, um das Schiff freizuschleppen. Das gelang am 29. März. Die Kanalbehörde hatte angegeben, Ägypten seien wegen der Blockade pro Tag zwischen zwölf und 15 Millionen Dollar entgangen. Laut Allianz-Versicherung verursachte der Unfall weltweit Kosten von sechs bis zehn Milliarden Dollar.
Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die Verantwortlichen um eine mögliche Einigung ohne Gerichtsverfahren bemühen wollen. Ein Gerichtsverfahren könnte kompliziert und langwierig werden – auch wegen der Frage, welches Land zuständig wäre: Die „Ever Given" eines japanischen Eigentümers fährt unter der Flagge Panamas und wurde vom in Taiwan ansässigen Unternehmen Evergreen gechartert, ehe es zu dem Unfall in Ägypten kam.
Zuständig für die technische Leitung ist das deutsche Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement, die Besatzung wiederum stammt aus Indien. Die „Ever Given" hängt also vorerst weiter am Großen Bittersee fest. Ägypten will die Weiterfahrt erst nach einer Einigung mit Blick auf den Schadenersatz erlauben. (AFP)