Hoffen auf Öffnung im Mai: Tiroler Tourismus ist bereit fürs „Comeback“
LH Günther Platter und Tirols Tourismus-Vertreter pochen auf eine Öffnung ab Mitte Mai. Bisher hat die Krise die Branche 10 Mrd. Euro Umsatz gekostet.
Von Alois Vahrner
Innsbruck – Hotellerie und Gastronomie seien jetzt fast schon ein halbes Jahr in der Corona-Zwangspause und sollten wie auch Kultur und Sport im Mai wieder aufsperren dürfen. Die Tiroler Tourismuswirtschaft als zentrale Lebensader im Land, die direkt und indirekt jeden dritten Euro erwirtschafte und für jeden vierten Job sorge, sei gerüstet für ein „Sommer-Comeback“ und die Rückkehr in die Erfolgsspur, sagt Platter. Grundsätzlich müsse Tirol den Tourismus nicht neu erfinden, man werde aber Adaptierungen dort vornehmen, wo es „Fehlentwicklungen wie exzessiven Partytourismus gibt“. Die neue Tourismusstrategie werde man dann im Juni vorstellen.
Mit den Impfungen gehe es deutlich vorwärts, zudem seien die Zahl der Krankenhauspatienten und die Belegung der Intensivstationen sinkend. Tirol sei jedenfalls gut auf das Wiederhochfahren vorbereitet. „Sicherheit muss das Herzstück eines jeden Tirol-Aufenthalts sein“, so Platter. Die Betriebe hätten umfassende Sicherheits- und Hygienekonzepte ausgearbeitet, in allen Tourismusverbänden gebe es zudem einen Covid-Beauftragten. Zudem biete Tirol Einheimischen und Gästen überall im Land eine Testkapazität, die ihresgleichen suche.
Einen Grünen Pass, wie er bereits in Israel eingeführt wurde und wie er in der EU bald kommen soll, hält Platter für „dringend notwendig als Schlüssel für die Reisefreiheit“. Den Pass sollten neben Geimpften auch Personen mit Covid-Antikörpern sowie frisch negativ Getestete (bis 48 Stunden bei Antigen- und bis 72 Stunden bei PCR-Tests) bekommen. Die Sicherheit sei dann ja auch durch Zutrittstests und Registrierungen gesichert. Fest steht für den Landeshauptmann, dass dann auch Reisewarnungen fallen müssen und es für eine erfolgreiche Tourismussaison eine Reisefreiheit brauche: „Mit Quarantäne nach der Ein- oder Ausreise geht das nicht.“
Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Martina Entner und Tourismus-Obmann Mario Gerber fordern wegen der Vorbereitungen vom Bund einen „konkreten und verbindlichen Zeitplan“ für die Öffnungen. Derzeit gebe es viele Nachfragen, aber wegen der Unsicherheiten noch relativ wenige Buchungen. Man biete jedenfalls in der Branche flexible Storno-Lösungen an. Die Hilfen des Staates in dieser Extremsituation seien besser dotiert gewesen als im Ausland, niemand habe sich hier aber eine goldene Nase verdient, so Gerber. Eine Rückholaktion wollen die Touristiker auch für die vielen in andere Branchen abgewanderten Mitarbeiter starten.
Nach dem Totalausfall im Winter zeigt sich der Geschäftsführer der Tirol Werbung, Florian Phleps, für die Sommersaison vorsichtig optimistisch. Das Interesse etwa in Deutschland, wo der Ruf Tirols trotz vieler negativer Meldungen nicht gelitten habe, sei sogar höher als in vorangegangenen Jahren. Jeder zweite Deutsche, der einen Aufenthalt in Österreich plane, interessiert sich laut Sommer-Potenzialstudie für Tirol, so Phleps. 47 Prozent der Urlaubsplaner aus Österreich und gleich 60 Prozent aus Deutschland wollen sobald wie möglich eine längere Reise von mehr als fünf Tagen unternehmen. Die Tirol Werbung hat für den Sommer ein auf 5,8 Mio. Euro aufgestocktes Budget zur Verfügung gestellt, vorerst soll vor allem in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Holland geworben werden. Für Ausweitungen auf andere Länder sei man gerüstet.
Laut Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus, hat der Tiroler Tourismus seit Ausbruch der Corona-Krise vor 13 Monaten insgesamt 10 Mrd. Euro an touristischem Konsum verloren. Er sei auch wegen der in Österreich auf 15 Prozent und in Deutschland auf 17 Prozent nahezu verdoppelten Sparquote zuversichtlich. Im Tiroler Tourismus gehe es nicht, wie oft behauptet, um „immer mehr, immer höher, immer weiter“. Die Realität sei eine andere: So sei die Zahl der Gästebetten seit Längerem sinkend.