Kunstpreis für Tirolerin: Poesie als Instrument der Erkenntnis
Die Tiroler Lyrikerin Barbara Hundegger erhält den Österreichischen Kunstpreis für Literatur 2021.
Innsbruck, Wien – Im vergangenen Herbst wurde Barbara Hundegger mit dem Tiroler Landespreis für Kunst ausgezeichnet. Nun folgt für die Innsbrucker Schriftstellerin die Kür auf Bundesebene. Wie Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) gestern bekannt gab, wird Hundegger für ihr bisheriges Werk mit dem mit 15.000 Euro dotierten Österreichischen Kunstpreis für Literatur ausgezeichnet.
Hundegger setze „in ihrer sprachmächtigen Arbeit die Poesie als Instrument ein, um einen offenen, klaren Blick auf die Realität zu werfen und diese gleichzeitig, oft mit feinem Humor, zu hinterfragen“, heißt es in der Begründung der Jury, die sich heuer aus Daniela Strigl, Anton Thuswaldner und Robert Huez zusammensetzte. Die Preisträgerin sei bestens mit den lyrischen Traditionen vertraut, die sie aufgreife, umdenke und weitertreibe. „Herrschaftsverhältnisse stehen dabei genauso im Mittelpunkt ihres literarischen Spiels wie die Phrasenhaftigkeit der Sprache des Alltags. Aber das Spiel mit und um Sprache ist keinem Selbstzweck geschuldet, sondern stellt ein probates Mittel der Analyse und Erkenntnis dar, auch vor einem gesellschaftspolitischen und feministisch geprägten Hintergrund“, schreibt die Jury.
Barbara Hundegger, geboren 1963 in Hall, lebt und arbeitet in Innsbruck. Sie engagiert sich in feministischen und kulturpolitischen Arbeitsgruppen, gehörte der Gründungsredaktion der Straßenzeitung 20er an – und zählt seit Langem zu den bedeutendsten Lyrikerinnen des deutschen Sprachraums. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. 2014 etwa erhielt sie den Anton-Wildgans-Preis.
Zuletzt veröffentlichte sie die Gedichtbände „wie ein mensch der umdreht geht“ (2014) und „[anich.atmosphären.atlas]“ (2019), in dem sie sich mit Leben, Werk und Umwelt des „Bauerngeografen“ Peter Anich beschäftigte. Mit ihrer „Public Poetry“ – etwa dem Projekt „tunnel ende“ (2010) oder „PAMPA PAMPA“ (2015) – bespielte sie zuletzt mehrfach den öffentlichen Raum. (jole)
„Vollendet geschrieben, klar komponiert“
Der mit 25.000 Euro dotierte Österreichische Staatspreis für europäische Literatur geht heuer an den ungarischen Autor László Krasznahorkai. Der 67-Jährige wird für sein „vollendet geschriebenes und klar komponiertes Werk“ gewürdigt. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen „Staatstango“ und „Melancholie des Widerstandes“. Zuletzt veröffentlichte er 2018 den Roman „Baron Wenckheims Rückkehr“.
Der ebenfalls gestern zuerkannte, mit 10.000 Euro dotierte Outstanding Artist Award 2021 geht heuer an die Autorin Lisa Spalt („Das Institut“).
Der biennal vergebene Staatspreis für Literaturkritik in Höhe von 10.000 Euro geht heuer an den langjährigen Literaturredakteur des Standard Stefan Gmünder.