Aus für umstrittenen Testanbieter in Tirol, „Lab Truck“-Vertrag offengelegt
Die Teststationen des Ärztezentrums Telfs wurden gestern endgültig gestoppt. Das Land legte den Vertrag mit der HG Pharma offen.
Von Peter Nindler
Innsbruck – Heute wird LH Günther Platter (VP) im Landtag eine dringliche Anfrage zum Testlabor „Lab Truck“ der HG Pharma beantworten. Die Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer Ralf Herwig wurde wegen Ungereimtheiten gekündigt. Darüber hinaus gibt es Zweifel, ob es – wie vertraglich vereinbart – zu jeder Zeit einen labormedizinischen Leiter gegeben hat. Die Testungen seit Ende September sollen jedenfalls von befugten Personen durchgeführt worden sein, das Qualitätsmanagement obliegt Herwigs Partner, dem Grazer Universitätsdozenten für Medizinische Chemie Joachim Greilberger.
Mittwoch hat Platter den Landtagsparteien auch den Werkvertrag mit „Lab Truck“ übermittelt. Bisher wurden für mehr als acht Millionen Euro PCR-Tests gemacht und ausgewertet. Demnach hat sich „Lab Truck“ gegenüber dem Land verpflichtet, dass als medizinischer Verantwortlicher für die Screeningteams ein Arzt oder eine Ärztin fungiert. Zumindest bis Anfang März durfte Ralf Herwig als Arzt tätig sein, danach hat die Disziplinarkommission der Österreichischen Ärztekammer über ihn wegen anhängiger Verfahren ein vorläufiges Berufsverbot verhängt. Ein ebenfalls als Leiter genannter Arzt aus Deutschland soll nach seinen Angaben gegenüber dem Land diese Funktion nie ausgeübt haben. Ob er mit Herwig einen Vertrag hatte, wird noch geprüft.
Ärztezentrum Telfs erfüllt organisatorische Kriterien nicht
Abgeschlossen ist indessen die Prüfung eines Großanbieters für Antigen-Schnelltests in Tirol. Laut Gesundheits-LR Annette Leja (VP) erfolgten bisher bereits rund 30 Kontrollen bei Antigentest-Anbietern. Bei einem Testanbieter, der mehrere Teststationen betreibt, war laut Land Tirol nach derzeitigem Kenntnisstand das dortige Personal zwar befugt, die Abstriche und Testungen durchzuführen und zu bestätigen. „Allerdings erfüllt dieser Testanbieter nicht die organisatorischen Voraussetzungen, um die Tests mit dem Land Tirol abrechnen zu können“, heißt es. Es handelt sich um die Ärztezentrum Telfs GmbH.
Ins Rollen brachte den Fall der Ötztaler Blogger Markus Wilhelm. Der Geschäftsführer wurde umgehend informiert, dass die Teststationen geschlossen bleiben müssen. In zwei weiteren Fälle wird derzeit noch erhoben, ob die Teststationen befugt sind, die Antigen-Testungen durchzuführen. Dazu Landesrätin Leja: „Wir gehen bei den Kontrollen kompromisslos vor. Die Vorgaben von Bund, Land und die Produktvorgabe sind strikt einzuhalten.“