Tirol

Neue App unterstützt beim Kampf gegen Naturgefahren in Tirol

Umgestürzte Bäume oberhalb der Geschiebesperre im Axamer Bach werden in der App vermerkt.
© Nikolaus Paumgartten

Die 240 Tiroler Waldaufseher sammeln Informationen über den Zustand der Schutzbauten in den Gemeinden – und nutzen dafür eine neue App.

Axams – Es ist ein starkes Hagelunwetter, das am 4. Juli 1983 gegen 18.30 Uhr über der Mittelgebirgsgemeinde Axams niedergeht. Innerhalb kürzester Zeit verwandelt sich der Axamer Bach in ein reißendes Gewässer, mehrere Muren füllen das Rückhaltebecken im Süden des Ortsgebietes und letztlich zieht die Geschiebesperre gegen die Naturgewalten den Kürzeren: Etwa 50 Gebäude im Ort werden teilweise schwer beschädigt. Bis heute ist das Murenunglück von vor fast 40 Jahren in der Bevölkerung ein Thema – vor allem dann, wenn es stark regnet, sagt der Axamer Bürgermeister Christian Abenthung.

📽️ Video | App zur Wildbachüberwachung:

Längst ist auch der Bereich unterhalb der Axamer Geschiebesperre reguliert. Damit die Bauwerke aber die volle Schutzwirkung entfalten können, müssen sie regelmäßig auf ihre Unversehrtheit und Funktion überprüft werden. Diese Aufgabe übernehmen dort und in den anderen Tiroler Gemeinden seit mittlerweile zehn Jahren die rund 240 Waldaufseher. Neu an der Kooperation zwischen Land Tirol, der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung sowie den Gemeinden ist, dass die Waldaufseher nun auf eine extra entwickelte App zugreifen können. Dabei werden direkt vor Ort bei den Begehungen entdeckte Schäden, Verklausungen oder Rutschungen dokumentiert – samt dem genauem GPS-Standort. Zur Veranschaulichung können außerdem Fotos der Entdeckungen gleich mit erfasst werden. Die Informationen landen so praktisch in Echtzeit bei der Abteilung Wildbach- und Lawinenverbauung. Dort nehmen die Experten eine Bewertung vor und entscheiden das weitere Vorgehen bzw. stimmen dieses mit der betroffenen Gemeinde ab oder nehmen selbst einen Lokalaugenschein vor.

Die App ermögliche es dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller Beteiligten, wichtige Informationen noch schneller an die richtigen Stellen zu bringen, loben LHStv. Josef Geisler (ÖVP), Landesforstdirektor Josef Fuchs und der Leiter der Sektion Tirol der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebhard Walter, die Innovation. „Mit der neuen App wird die Arbeit unserer Waldaufseher deutlich erleichtert“, betont auch Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes. Die Tiroler Waldaufseher haben im Vorfeld eine Einschulung für die App erhalten, in der Probephase wurden bisher bereits 1000 Begehungen auf diese Weise dokumentiert. Insgesamt sorgen in Tirol 25.000 Bauwerke an den über 2200 Wildbächen für Schutz.

Derzeit kommt die App noch ausschließlich in Tirol zum Einsatz, sie soll aber ihren Weg in die anderen Bundesländer finden. (np)

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