Tirol will weg von „Risiko-Liste": Ziel ist Ende der Grenzkontrollen
Österreich positioniert sich mit viel Geld fürs Testen als sicheres Urlaubsland. Nützen tut das Tirol und Vorarlberg noch nichts.
Von A. Heubacher und P. Nindler
Innsbruck – Tirol hat zwar seit ein paar Tagen eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50, dennoch sind wir in den Augen Deutschlands noch immer Risikogebiet. Das Robert-Koch-Institut hat die 50 als Maß der Dinge festgelegt. Sie gelten als Marke, bei der die Pandemie noch handhabbar ist und das Gesundheitssystem nicht überlastet wird.
Die 50 müssen noch dazu ein stabiler Wert sein. Der Beobachtungszeitraum, in dem Vorarlberg und Tirol die gewünschte Marke erreicht haben, ist noch zu kurz. Daher hat Deutschland zwar Restösterreich von der Liste der Risikogebiete gestrichen, nicht aber Tirol und Vorarlberg. Das heißt, macht ein Deutscher bei uns Urlaub, drohen noch immer Quarantänepflicht, die Pflicht zur Registrierung vor der Einreise nach Deutschland bleibt. Das ist besonders abträglich für den Tourismus und „schmerzt“ Tirols Tourismusreferenten LH Günther Platter, wie er gestern zu Protokoll gab. „Ich bin aber mit meinen deutschen Kollegen im Gespräch und optimistisch, dass Tirol in absehbarer Zeit von der Liste kommt.“ Man werde es schaffen, die 50 konstant zu halten.
Testen als Wettbewerbsnachteil
Österreich will sich heuer zum zweiten Mal als „sicheres Urlaubsland“ positionieren. Urlaubern werden kostenlose Corona-Schnelltests angeboten. Alle 48 Stunden müssen sich Gäste wie Einheimische testen, so sie nicht genesen oder geimpft sind. Kritiker sehen in dieser „Teststrategie“ einen veritablen Wettbewerbsnachteil. In anderen Destinationen müssen Gäste vor dem Frühstücksbuffet keinen Corona-Test absolvieren. „Die Tests müssen daher auch für die Gäste gratis sein“, sagt ÖVP-Tourismussprecher Mario Gerber. Der Zugang zum Testen müsse niederschwellig sein. „Man muss das aus der Sicht des Gastes sehen, der Komfort will.“
Wer in einem Haus mit weniger als 30 Betten bucht, hat als Gast bei der Ausreise eine Aufgabe. Da braucht es einen negativen Corona-Test, der vor einer Vertrauensperson absolviert werden muss. Betriebe mit mehr als 30 Betten können eine solche Person stellen, die anderen müssen ihre Gäste zur Teststraße oder in den Tourismusverband schicken. Was das heißt, hatte man zuletzt im Zillertal gesehen. Wo, wie berichtet, die Touristiker zu Corona-Testern wurden und Gäste sich in Warteschlangen wiederfanden. „Das funktioniert in der Vorsaison, in der Hauptsaison wird das schwierig“, sagt Gerber. Ausreisetesten könnten auch Ärzte und Apotheker, dort allerdings müssten die Gäste zahlen.
Gerber hofft, dass die Grenzkontrollen fallen und die Reisefreiheit kommt. „Dann wäre die 3G-Regel an der Grenze überflüssig und es gebe auch keine Staus mehr.“ Wann die Tests für die Gastronomie überflüssig werden? Das könne er nicht beantworten, meint Gerber. Die Bundesregierung hält am Testen fest, wohl auch, um die Impfrate zu erhöhen.