Öffentlich-rechtliche Zukunftsfragen vor der Wahl im ORF-Stiftungsrat
Der ORF-Stiftungsrat tagt heute zum letzten Mal vor der Generaldirektoren-Wahl. Alexander Wrabetz’ Newsroom-Vorhaben wird eines der bestimmenden Themen sein.
Wien – Am 10. August wählt der ORF-Stiftungsrat den neuen Generaldirektor von Österreichs größtem Medienhaus. Heute trifft das oberste Gremium des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu seiner letzten Sitzung vor der Abstimmung zusammen. Dabei wird auch das Prozedere der Wahl bestimmt. Alexander Wrabetz, ORF-General seit 2007, hat bereits angekündigt, sich erneut zu bewerben. Über mögliche Mitbewerber:innen wird bereits seit Längerem spekuliert. Offiziell ausgeschrieben wird der Posten Ende Juni. Die Ausschreibungsfrist dauert vier Wochen. In der ersten Stiftungsratssitzung nach der Wahl, die diesmal am 16. September angesetzt ist, werden dann auf Vorschlag des neugewählten Generals weitere Führungspositionen – darunter die Direktoren der neuen Landesstudios – bestellt.
Mit 16 direkt der ÖVP zuordenbaren Räten gibt es im obersten ORF-Gremium derzeit eine türkise Mehrheit, die den neuen Generaldirektor im Alleingang bestimmen könnte. Roland Weißmann – aktuell ORF-Vizefinanzdirektor und Geschäftsführer von orf.at – wird als Wunschkandidat der Kanzlerpartei gehandelt. Auch Lisa Totzauer, seit 2018 Channelmanagerin von ORF 1, und Thomas Prantner, Leiter „Online und neue Medien“, werden Ambitionen nachgesagt. Eine Bestellung von außen gilt als eher unwahrscheinlich. Ganz ausgeschlossen ist eine Bewerbung von Matthias Settele, dem Geschäftsführer des slowakischen Privatsenders Markiza, aber nicht.
Von „vorzeitigem Wahlkampffieber“ will Thomas Zach, Leiter des türkisen „Freundeskreises“ im Stiftungsrat, vor der heutigen Sitzung aber nichts wissen. Es gebe ausreichend Themen, die noch bearbeitet werden müssen, sagt er. Wirklich lösen lassen sich die aber von Wrabetz’ neuerlicher Bewerbung nicht. Die begründete er zuletzt im TT-Gespräch damit, dass er seine großen Projekte noch „mit Leben erfüllen“ wolle. Gemeint ist damit vor allem der neue ORF-Newsroom, in dem ab 2022 die öffentlich-rechtliche TV-, Radio- und Online-Information zusammengeführt werden sollen. Die „größte Veränderung des ORF seit Jahrzehnten“, sagt Thomas Zach. Und: „ganz klar das Thema der Woche“. „Viele Stiftungsräte, aber auch Redakteursvertreter haben große Sorge, dass wir nicht ausreichend vorbereitet sind.“ ORF-Generaldirektor kündigte gestern „umfassende Antworten“ auf einen entsprechenden Fragenkatalog der bürgerlichen Stiftungsräte an.
Auch SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer will heute ausloten, wo Wrabetz’ Schwerpunkte liegen. Dabei gehe es nicht zuletzt um das ökonomische Fundament des ORF. Weiteres „Sparen um des Sparens willen“ könne es nicht mehr geben. Zudem fordert Lederer eine Digital-Offensive für die Landesstudios. „Hier warten wir auf gute Antworten und Analysen des Generaldirektors“, sagt er. (jole, APA)