Innsbruck-Land

Initiative will historisches Herrenhaus im Halltal retten

Das Herrenhaus im Halltal zählt zu Tirols bedeutendsten Industriedenkmälern. Doch die Bausubstanz verfällt seit vielen Jahren zusehends.
© Domanig

Ein neuer Verein möchte den Verfall des bergbaugeschichtlich einmaligen Komplexes stoppen und eine denkmalgerechte Revitalisierung angehen.

Absam – Es ist ein zentrales Zeugnis der Tiroler (Salz-)Bergbaugeschichte, eines der wichtigsten Industriedenkmäler des Landes. Doch das Herrenhaus im Halltal, spektakulär gelegen auf ca. 1500 m Seehöhe, droht zur Ruine zu verkommen.

Nun hat sich, als Reaktion auf eine Masterarbeit der jungen Architektin Franziska Zahn über die Baugeschichte des Komplexes – samt TT-Bericht –, ein neuer Verein formiert, der sein Ziel schon im Namen trägt: „Rettet das Herrenhaus“. Es gehe darum, den weiteren Verfall zu verhindern, über eine Sanierung und schonende, nachhaltige Nutzung nachzudenken, sagt Andreas Öfner, Vereinsobmann und als Sohn von Ekkehard Öfner Eigentümervertreter. Dies alles „im Einklang mit den historischen Wurzeln und der Lage im Schutzgebiet Karwendel“.

Um 1780 errichtet und mehrfach erweitert, durften im Herrenhaus ursprünglich nur hohe Beamte wohnen. Später hausten im Dachboden unter prekären Bedingungen bis zu 180 Knappen. 1967 wurde der Salzbergbau eingestellt. „Mein Vater kaufte das Herrenhaus 1980 und konnte es mit Unterstützung von vielen Seiten halbwegs sanieren“, erzählt Öfner. Eine Gaststätte und ein Museum entstanden. Doch 1999 zerstörte eine Lawine das Gebäude – und seit zwei Jahrzehnten verfällt die Bausubstanz zusehends.

In einem ersten Schritt gehe es nun um eine Aufmessung und statische Bewertung des Gebäudes, sagt Öfner. Studierende des Bautechnik-Kollegs der „HTBLVA Ortweinschule Graz“ wirken bei dieser Bestandsaufnahme mit, ebenso ein Vermessungsbüro.

Aufbauend auf diese Basis sei geplant, dass Architektur-Studierende der Uni Innsbruck „den Ball übernehmen“ und sich in Arbeiten Gedanken über mögliche Nutzungskonzepte machen. Eine Entscheidung über eine Sanierung und weitere Nutzung sei auch erst nach der Abklärung des notwendigen Lawinenschutzes unterhalb des Törls sowie einer Einbindung des Bundesdenkmalamtes möglich, ergänzt Öfner. Ziel sei, dass diese Daten bis Ende 2021, Anfang 2022 vorliegen, um dann weitere Entscheidungsträger einzubinden.

Klar sei nämlich: Der Erhalt der Bausubstanz sei für einen Privaten „kaum zu stemmen“. Öfners Vision ist, das „Areal wieder der Allgemeinheit zugänglich zu machen, unter Beteiligung der öffentlichen Hand“. So könnte ein neues Museum den krönenden Abschluss des bestehenden „Solewanderweges“ bilden.

„Wir stehen der Initiative sehr positiv gegenüber“, meint Werner Nuding, Obmann des TVB Hall-Wattens. „Es wäre schade, wenn das Herrenhaus weiter dem Verfall preisgegeben wäre.“ Nuding weist darauf hin, dass nur ein späterer Anbau, nicht aber der älteste (Mittel-)Teil des Gebäudes, das sog. Königsberg-Haus, in der Lawinenzone liege. „Es gäbe sicher Konzepte, wie man z. B. lawinensicher rückbauen könnte.“ Nun warte man einmal ab, was bei den Planungen herauskommt.

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Vorsichtig zeigt sich der Absamer Bürgermeister Manfred Schafferer: Die Pläne müssten „noch viel konkreter werden“; eine Unterstützung der Gemeinde für den Verein oder ein konkretes Projekt sei prinzipiell vorstellbar, nicht aber Investitionen, die die Gemeindekasse zu stark belasten. Schließlich habe man erst vor einigen Jahren die gesamte Liegenschaft St. Magdalena im Halltal angekauft und müsse diese erhalten.

Der neue Verein bittet indes alle Interessierten um Mithilfe sowie um Spenden mittels Bausteinaktion. Mehr Info: herrenhaus.tirol (md)

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