EURO 2020

Das bringt der Dienstag bei der EURO: Schlager Frankreich gegen Deutschland

Portugal's forward Cristiano Ronaldo juggles the ball as he takes part in their MD-1 training session in Puskas Arena in Budapest on June 14, 2021, the eve of their UEFA EURO 2020 Group F football match against Hungary. (Photo by Attila KISBENEDEK / AFP)
© ATTILA KISBENEDEK

Für die DFB-Elf geht es heute (21 Uhr) gleich gegen den Top-Favoriten der EM: Frankreich. Für den scheidenden Teamchef Jogi Löw ein richtungsweisender Auftakt, der die Turnier-Tonalität bestimmen wird. Titelverteidiger Portugal eröffnet gegen Ungarn.

⚽ EM-Gruppe F: Ungarn - Portugal 18.00 Uhr

Auf der Margareteninsel inmitten der Donau plant Superstar Cristiano Ronaldo die erneute Eroberung der EM. Im Herzen Budapests tüftelt „CR7“ mit seinen Portugiesen am Masterplan für die Titelverteidigung. Fünf Jahre nach dem Triumph von Paris will die Seleção zum heutigen Auftakt gegen Ungarn (18 Uhr/live TT.com-Ticker) vor 61.000 erwarteten Zuschauern in der Puskas Arena jedoch nicht schon wieder einen Stotterstart hinlegen.

„Wir sind der Titelverteidiger und ein Anwärter auf die Trophäe“, verkündete Ronaldo gegen den Co-Gastgeber der EM. „Das Wichtigste ist, dass wir gut starten.“ Der fünfmalige Weltfußballer ist noch immer der Fixpunkt Portugals. Selbst wenn der 36 Jahre alte Stürmer von Juventus Turin in Joao Felix (Atlético Madrid), Bruno Fernandes (Manchester United) oder Bernardo Silva (Manchester City) Komparsen der Spitzenklasse an seiner Seite hat. „Er ist noch immer eine Bestie, deshalb sollte man nichts anderes als etwas Fantastisches von ihm erwarten“, meinte Abwehr-Oldie Jose Fonte über Ronaldo.

Der Galakicker dürfte als erster Spieler bei einer fünften EM zum Einsatz kommen und könnte sich dann auch noch den alleinigen Torjägerrekord sichern. Das lässt Cristiano Ronaldo aber äußerlich kalt. „Abgesehen vom Rekord, über den ich nicht ausgelassen rede, ist es ein guter Rekord“, meinte er gestern. „Ein besserer Rekord wäre es, zweimal hintereinander die EM zu gewinnen.“ Das hat zuvor nur Spanien 2008 und 2012 geschafft.

Die Ungarn haben Portugal schon bei der EM 2016 in der Gruppenphase aus dem Tritt bringen können. Ronaldo sicherte der Seleção damals mit einem Doppelpack noch ein Remis (3:3). „Wenn wir das gleiche Ergebnis holen könnten, würde das jeder von uns unterschreiben“, befand Kapitän Adam Szalai, der mit seiner Mannschaft bereits seit elf Partien ungeschlagen ist.

📊 Mögliche Aufstellungen bei Ungarn - Portugal

  • Budapest, Puskas Arena, SR Cakir/TUR)
  • Ungarn: 1 Gulacsi - 5 Fiola, 6 Orban, 4 At. Szalai - 14 Lovrencsics, 15 Kleinheisler, 8 Nagy, 13 Schäfer, 11 Holender - 20 Sallai, 9 Ad. Szalai
  • Portugal: 1 Rui Patricio - 2 Nelson Semedo, 4 Ruben Dias, 3 Pepe, 5 Guerreiro - 13 Danilo, 11 Bruno Fernandes, 14 William Carvalho - 10 Bernardo Silva, 7 Cristiano Ronaldo, 21 Diogo Jota

⚽ EM-Gruppe F: Frankreich - Deutschland 21.00 Uhr

Deutschland und Jogi Löw – das war bis vor drei Jahren eine Liebesgeschichte. Nach dem frühen WM-Aus wandelte sich das aber schlagartig. Der, der 2014 den WM-Pokal brachte, war auf einmal nicht mehr gut genug. Und schon viel zu lange im Amt. Der heutige EM-Start (21 Uhr, live TT.com-Ticker) der DFB-Elf leitet zugleich den Abschied von Löw ein, der nach dem Turnier für Hansi Flick den Stuhl räumen wird. Dass es dabei gleich gegen eine der besten Mannschaften des Turniers geht, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein.

Die Fans des scheidenden DFB-Teamchefs Jogi Löw sind weniger geworden. Ändert sich das bei der EM?
© imago

Selbstvertrauen: „Ich gehe mit sehr viel Vorfreude und einem gesunden Optimismus in das Turnier“, erklärte Löw gestern noch. Man sei motiviert und werde „alles raushauen, was möglich ist“. Die kämpferische Ausstrahlung des 61-Jährigen soll der eigenen Truppe Selbstvertrauen einhauchen. Etwas, was man auch brauchen wird, wenn man dem regierenden Weltmeister Frankreich entgegentritt.

Aber auch danach wird es nicht leichter: Mit Portugal (spielen heute gegen Ungarn/18 Uhr) wartet in der vielzitierten „Todes-Gruppe“ der amtierende Europameister rund um Superstar Cristiano Ronaldo. Einzig Ungarn (23. Juni) gilt als Pflichtübung, bei der aber so gar nichts anbrennen darf.

Rückhol-Aktion: Dass Löw für den Erfolg auch das eigene Ego zurückstellt, hat er bewiesen. Und zwar mit der Rückhol-Aktion der ausgebooteten Thomas Müller und Mats Hummels. Was anderes blieb dem Teamchef („Ich bin davon überzeugt, dass wir sie brauchen in diesem Turnier“) aber auch nicht übrig. Der Stachel, den man sich bei der 0:6-Klatsche gegen Spanien (Nations League, November 2020) einfuhr, war derartig tief, dass viele den sofortigen Kopf von Löw forderten. Ein kompletter Neustart sei erforderlich.

Der Goldtorschütze beim EM-Finale 1996 und jetzige DFB-Direktor Oliver Bierhoff blieb aber standhaft, ließ seinen seit über 14 Jahren regierenden Löw auf der großen Bühne. Der reagierte und kündigte von sich aus das Aus nach der EM an und ließ die letzten Kritiker mit dem Comeback der vielfach geforderten Müller und Hummels verstummen.

📊 Mögliche Aufstellungen bei Frankreich - Deutschland

  • München, Fußball Arena, SR Del Cerro Grande/ESP).
  • Frankreich: 1 Lloris - 2 Pavard, 4 Varane, 3 Kimpembe, 21 Hernandez - 6 Pogba, 13 Kante, 12 Tolisso - 7 Griezmann - 19 Benzema, 10 Mbappe
  • Deutschland: 1 Neuer - 4 Ginter, 5 Hummels, 2 Rüdiger - 6 Kimmich, 8 Kroos, 21 Gündogan, 20 Gosens - 7 Havertz, 10 Gnabry, 25 Müller

Die Kimmich-Frage: Ob das Duo Müller/Hummels gegen Frankreich genug ist, darf bezweifelt werden. „Nur wenn wir als Team das Ganze angehen, können wir gegen eine Mannschaft wie Frankreich bestehen“, erklärte Joshua Kimmich vor dem Auftakt-Match.

Ausgerechnet der auf Weltklasse-Niveau agierende Mittelfeldmotor des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München wird eine der Hauptrollen spielen müssen. Denn im 3-5-2-System wird Kimmich auf die rechte Seite gezogen werden. Zumindest deutete sich das beim letzten Testspiel (7:1 gegen Lettland) an. Da wirbelte der 26-Jährige auf der rechten Seite, während Ilkay Gündogan und Toni Kroos die Aufgaben im Mittelfeld übernahmen.

Apropos Kroos – der vierfache Champions-League-Sieger steht ebenfalls im Fokus. Legenden wie Lothar Matthäus haben den oftmals als „Querpass-Toni“ verschrienen begnadeten Rechts-Fuß angezählt. Die Zeit des 31-Jährigen sei vorbei. Kroos zeigte sich genervt und sprach im Podcast „Eine Halbzeit mit ...“ Klartext: „Am Ende ist es so, dass ich seit elf Jahren spiele und ich übrigens nicht derjenige bin, der sich aufstellt. Ich denke, dass das einen Grund hat.“

Ende ohne Schrecken? In jedem Fall werden Kroos und Co. einen großen Anteil daran haben, wie Löws Abschiedstour verlaufen wird. Scheidet man sang- und klanglos in der Gruppenphase aus, wären Schimpf und Schande wohl vorprogrammiert. Können die Deutschen das Minimalziel Viertelfinale erreichen, dürfte es doch ein Ende ohne Schrecken werden.

Einen ersten Vorgeschmack werden die 14.000 zugelassenen Fans in der Münchner Allianz Arena heute wohl geben. Je nach Spielverlauf wird die Freude oder der Ärger klar hörbar sein. (suki)