Castañeda auf „Revolutscher-Tour“: Edelblödsinn trifft den Nerv der Zeit
Sozialsatiriker Gabriel Castañeda aus Grins startete „Revolutscher-Tour“ vor Publikum mit Kulturentzug.
Von Helmut Wenzel
Grins – „In Hinterschlapfing beginnen sich die Uhren anders zu drehen.“ Mit diesem Hinweis entführt Gabriel Castañeda, nachdem er in die Rolle des Dorfbürgermeisters und „Möchtegern-Revoluzzers“ geschlüpft ist, das Publikum zum Ort des Geschehens. „Ich möchte an dieser Stelle ganz herzlich danke sagen, den Blaulicht- und auch den Rotlichtorganisationen. Ohne sie wäre die Durchführung der Veranstaltung gar nicht möglich gewesen.“
„Revolutscher“ ist das dritte Soloprogamm, mit dem der Kabarettist, Drehbuchautor und Moderator aus Grins derzeit bis Ende November in Tirol und Vorarlberg unterwegs ist. Nach der Premiere kürzlich in Roppen begeisterte der 42-jährige Kulturmacher zuletzt im ausverkauften Nassereither Gemeindesaal. Eigentlich war der Start von „Revolutscher“ vorigen Herbst im ebenfalls ausgebuchten Imster Glenthof geplant. Dann kam Corona dazwischen. „Jetzt haben wir alle Kulturentzug. Daher ist das für uns heute ein sehr erfreulicher Abend“, resümierte Kulturarbeiterin Isolde Kranebitter in Nassereith.
Castañeda hat sich mit „Revolutscher“ voll dem Genre Sozialsatire verschrieben. Der selbstherrliche Dorfkaiser bekommt ebenso schonungslos sein Fett ab wie die beiden Grünen-Politiker im fiktiven Hinterschlapfing. Außerdem lässt Castañeda das Universalgenie Arnie Schwarzenegger von dessen Bruder parodieren und entlarvt egoistische Charakterzüge der Thermomixverkäuferin Veronika „Pvroni“ Schmiederer-Pechtl. Stilistisch weckt der Sozialsatiriker Assoziationen an einen schnellen Gerhard Polt, die Lacher erinnern an Didi Hallervorden.
„Der Workshop war für den ganzen Gemeinderat ein Gewinn“, lässt er den Hinterschlapfinger Dorfkaiser mit erhobener Brust erklären. „Ich habe einstimmig beschlossen, dass ich es so machen will. Social Skills sind auch für einen kleinen Landbürgermeister das A und O.“ Im Workshop war das Thema Konfliktbewältigung angesagt. „Man muss Konflikte umarmen. Aber das ist ja nicht immer leicht. Kaum klappert ein Kanaldeckel, schon regen sich zehn Leute bei mir auf. Der Kindergarten wird abgerissen, dann hast du zehn hysterische Eltern.“ Da müsse er den Leuten „schon reinen Tisch“ einschenken.
📅 Nächster Termin: 19.6., Komma, Wörgl (20 Uhr). www.castaneda.tv