Neuer Messe-Park als „cooles“ Modellprojekt in Innsbruck
Eine erweiterte Parkanlage mit Wasserelementen soll Erkenntnisse liefern, wie sich urbane Hitze-Inseln kühlen lassen – nicht nur in Innsbruck.
Innsbruck – Der Klimawandel ist längst voll im Gange – und der Alpenraum besonders stark betroffen. In Innsbruck ist die durchschnittliche Jahrestemperatur seit 1880 um 2,2° C gestiegen (weltweit: ca. 1 Grad), an Hitzepunkten im Stadtzentrum sind heuer rund 25 Tage mit über 30° C zu erwarten. Umso wichtiger werden daher neben dem Kampf gegen den Klimawandel auch Maßnahmen gegen seine jetzt schon spürbaren Auswirkungen – wie eben urbane Hitze-Inseln.
📽️ Video | Messevorplatz wird grüner
BM Georg Willi (Grüne) freute sich deshalb gestern „riesig“ über den offiziellen Baustart des Stadtklima-Modellprojekts „Cool-INN“, das gemeinsam mit den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) umgesetzt und von der Uni Innsbruck sowie der BOKU Wien begleitet wird. Alles dreht sich um die Parkanlage zwischen der Messe Innsbruck und der künftigen ÖBB-Haltestelle bei den Viaduktbögen: Der Park wird nicht nur von 1300 auf 2800 m2 erweitert, sondern soll exemplarisch zeigen, wie sich Kühlung durch Wasser und Kühlung durch mehr Bäume innovativ verbinden lassen.
Wie IKB-Vorstand Thomas Pühringer erklärt, wird das Wasser zur Parkanlage gebracht, dort über Sprühnebel, Wasserwände sowie offene Wasserarme verteilt, dann wieder zurückgeführt und (nach Behandlung) wiederverwendet, also im Kreislauf gehalten. Zusätzlich sind auch Trinkwasserspender geplant.
Erde noch besser verstehen, Betrieb ab nächstem Frühjahr
Das „Kühlsystem“ soll nur an Tagen in Betrieb gehen, wo es vonnöten ist, betont Yannick Back (Uni Innsbruck), einer der wissenschaftlichen Projektmitarbeiter, abhängig von Parametern wie Lufttemperatur und -feuchtigkeit. Das Element Wasser diene bei „Cool-INN“ aber nicht nur zur Verdunstungskühlung, sondern auch zur Versorgung der Vegetation, damit diese ihrerseits ihre Verdunstungsfunktion wahrnehmen kann. Back sieht das Projekt als „Art Labor“, um das Gesamtsystem Erde/Atmosphäre noch besser verstehen zu lernen.
Nächstes Frühjahr soll alles in Betrieb gehen, dann startet laut IKB-Vorstandsvorsitzendem Helmuth Müller eine ausführliche Mess- und Monitoringphase (bis 2023). Ziel sei, die Erkenntnisse, wissenschaftlich gesichert, dann auf andere Standorte inner- wie außerhalb von Innsbruck zu übertragen.
„Kühlen ist das neue Heizen“, meint Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds der Bundesregierung, der das 710.000 Euro schwere Vorhaben Messe-Park mit 300.000 Euro fördert. Das gelte besonders im urban verdichteten Raum. Die „Smart Cities“-Initiative unterstützt daher Pilotprojekte, die durch Grün, Beschattung und offene Wasserflächen für Kühlung sorgen. Man hoffe auf viele Lehren aus dem Modellprojekt, sagt Vogel – und auf viele Nachahmer.
Ein Abschnitt der Siebererstraße nördlich des Parks wird im Zuge der Erweiterung übrigens rückgebaut. BM Willi wünscht sich weitere derartige „Entsiegelungen“ im Stadtzentrum, dafür gelte es aber, die „Autofahrerparteien im Gemeinderat umzupolen“.
Umwelt- und Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne) hofft auf deutliche CO2-Reduktion durch die künftige Bahnhaltestelle. Der angrenzende Straßenraum wird als Begegnungszone neu gestaltet, entlang der Viaduktbögen werden neue Bäume nach dem „Schwammstadt-Prinzip“ (mit möglichst vielen Versickerungsmöglichkeiten) gepflanzt. Für den Haltestellenbau mussten ja zwölf große Kastanienbäume fallen. (md)