Delta entfacht Debatte über Impfpflicht, Pfleger und Lehrer verärgert
Die Berufsvertretung ist gegen eine Impfpflicht. Gesundheitslandesrätin Leja kann sich vorstellen, Geimpfte bei der Jobvergabe zu bevorzugen.
Wien, Innsbruck – Es sind zumeist zwei Berufsgruppen, die sich immer wieder mit der Forderung einer Impfpflicht konfrontiert sehen: Lehrer und Pfleger.
Gestern Früh traf es nach einem entsprechenden Vorstoß aus Niederösterreich die Pädagogen. Die niederösterreichische ÖVP-Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister hatte eine Impfpflicht für neu eintretende Pädagogen gefordert. Der ÖVP-Wirtschaftsbund geht noch einen Schritt weiter und will eine Impfpflicht für alle Lehrer: „Wer sich aufgrund seines Berufes in eine Gruppe vulnerabler Personen begibt, trägt eben besondere Verantwortung“, sagt dessen stellvertretende Generalsekretärin Carmen Jeitler-Cincelli in einer Aussendung. Ausnahmen soll es nur für jene geben, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat sich erneut gegen eine nur Lehrer betreffende Impfpflicht ausgesprochen. „Ich glaube nicht, dass wir hier eine reine Lex Specialis nur für eine Berufsgruppe machen können“, sagte der Minister im ORF-Radio. Eine mögliche Impfpflicht müsse breiter diskutiert werden und alle Berufsgruppen mitnehmen, die engen Kontakt zu anderen Menschen haben. Die Lehrergewerkschaft will weiter auf Aufklärung und Motivation setzen.
Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader, zuletzt eher auf Konfrontationskurs mit Faßmann, ist beim Thema Impfpflicht seiner Meinung. Auch sie lehnt eine Impfpflicht für Lehrer ab und setzt auf Informationskampagnen.
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In Wien wurde bereits für neue Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen in städtischen Einrichtungen eine Impfpflicht eingeführt, Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr von den NEOS befürwortet eine solche für Lehrer und Gesundheitsberufe. Es brauche eine bundeseinheitliche Regelung.
Der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger, kann die Motivation Teschl-Hofmeisters „nicht nachvollziehen“, meinte er. Bei den Lehrern gebe es eine extrem hohe Impfbereitschaft. Er geht davon aus, dass rund 80 Prozent bereits geimpft sind. Das inkludiere auch jene jüngeren Kollegen, die zuletzt angestellt worden seien. Man müsse auch die Relation an den Schulen sehen: Zehn Prozent dort seien Lehrkräfte, 90 Prozent Schülerinnen und Schüler.
„Anderes Wording“ gefordert
Bei der zweiten Berufsgruppe, den Gesundheitsberufen, brauche es zuallererst ein „anderes Wording“, meint die Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes (ÖGKV), Ines Viertler. „Warum spricht man von einer Impfpflicht für das Pflegepersonal, nie aber von einer für Ärzte?“ Der Verband ist gegen eine Impfpflicht für Gesundheitsberufe. Viertler argumentiert ähnlich wie die Lehrergewerkschaft mit einer hohen Durchimpfungsrate beim Pflegepersonal. 60 bis 70 Prozent des Pflegepersonals seien in Tirol geimpft. Die Impfrate der Durchschnittsbevölkerung liegt laut Dashboard in Österreich zwischen 54 und 65 Prozent.
Unter dem medizinischen Personal herrsche Skepsis nicht gegen das Impfen im Allgemeinen, sondern gegenüber der Covid-Impfung. „Es handelt sich bei allen Impfstoffen um Notzulassungen.“ Zudem wehre man sich gegen Fremdbestimmung. „Davon hat es in den letzten Monaten gerade in unserem Bereich genug gegeben“, sagt Viertler.
ÖVP-Gesundheitslandesrätin Annette Leja verweist darauf, dass die Tiroler Landesregierung sich gegen eine Impfpflicht im öffentlichen Dienst ausgesprochen habe. „Ich habe aber Verständnis, wenn bei Neueinstellungen in medizinisch besonders sensiblen Bereichen geimpften Personen ein Vorzug gegeben wird.“
In Italien gibt es seit Kurzem einen Covid-Impfzwang für das Gesundheitspersonal. In Südtirol sind daraufhin 123 ungeimpfte Mitarbeiter im Sanitätsbetrieb und in Heimen vom Dienst suspendiert worden. (APA, aheu)