Olympia

Inzinger Ringer bei Olympia: „So viel Aufmerksamkeit sind wir nicht gewohnt“

Für Ringer Aker Al Obaidi (li.) und den Inzinger Coach Benedikt Ernst beginnt das Olympia-Abenteuer.
© RSC Inzing

Der Inzinger Ringer Aker Al Obaidi (21) will am Dienstag bei seiner Olympia-Premiere mit etwas Losglück in die Hoffnungsrunde einziehen.

Tokio, Innsbruck – Der Inzinger Aker Al Obaidi ist in Tokio ein gefragter Mann. „Zuerst hat man den vierfachen Olympiasieger aus Kuba interviewt und gleich danach unseren Aker. Das ist eine große Ehre für einen jungen Sportler“, erzählt Österreichs Ringer-Bundestrainer Benedikt Ernst. Während Mijaín López Nuñez gestern mit dem vierten Gold in der Klasse bis 130 kg Historisches leistete, ist Al Obaidi ein noch unbeschriebenes Blatt.

Als einzigem Ringer im IOC-Flüchtlingsteam wird ihm große Aufmerksamkeit zuteil: Fotos, Filmaufnahmen, Interviews. Das IOC-TV-Team heftete sich sogar beim Training an seine Fersen. „So viel Aufmerksamkeit“, sagt Trainer Ernst, „sind wir als Randsportart bisher nicht gewohnt. Es ist einfach großartig für uns, bei den Spielen in Tokio dabei zu sein.“

Al Obaidi kam als Flüchtling aus dem Irak nach Österreich und kämpft seit einigen Jahren für den RSC Inzing. In Tokio tritt Al Obaidi, der 2019 EM-Bronze bei den Junioren holte, für das Refugee-Team auf die Matte. Sein Vorteil: Er hat nichts zu verlieren und kann befreit draufloskämpfen. Die Losfee meinte es jedenfalls gut mit ihm. Der 21-Jährige tritt heute in den frühen Morgenstunden (los geht es bereits ab 4 Uhr Früh) im Achtelfinale gegen den Tunesier Souleymen Nasr an. „Es hätte weit schlimmer kommen können, aber auch den Nordafrikaner darf man nicht unterschätzen“, zeigt sich Trainer Ernst fokussiert.

Als zweiter Gegner wartet der Sieger aus dem Duell Ismael Borrero Molina (CUB) gegen Ramaz Zoidze (GEO). Auch bei einer Niederlage im zweiten Kampf lebt die Chance auf den Einzug in die Hoffnungsrunde, die erst am Donnerstag stattfindet.

Im Trainingslokal des RSC Inzing treffen sich heute frühmorgens Martina Kuenz, Daniel Gastl und Michael Wagner, die jeweils knapp an der Quali-Hürde gescheitert sind, zum Daumendrücken. „Die Auslosung ist sehr gut. Ein bisschen Glück gehört im Leben dazu“, weiß Inzing-Obmann Klaus Draxl mit Blick auf die insgesamt 17 Starter in der stark besetzten Gewichtsklasse bis 67 kg. „Natürlich ist Aker etwas nervös, er zählt zu den jüngsten Kampfsportlern, die bei Olympia dabei sind.“ Al Obaidi ist in Japan Teil des 29-köpfigen Refugee-Teams, das ein Zeichen für gelebte Integration sein soll. „Ich trete als Flüchtling an und bin auch stolz auf diese Möglichkeit, aber ich fühle mich als Österreicher. Ich bin hier groß geworden. Inzing ist seit 2018 mein Heimat.“

Aufgrund der strengen Corona-Auflagen war mehr als ein kurzer Besuch bei der österreichischen Delegation bisher nicht drin. Auch bei den Medaillenfeiern der Österreicher durfte man nicht dabei sein. Für Al Obaidi sind die Spiele schon jetzt ein wahr gewordener Traum: „Seit ein paar Wochen lebe ich diesen Moment, dieses coole Gefühl, dass ich bei Olympia dabei sein darf“, beschreibt er seine Gefühlslage. „Die anderen haben mehr Erfahrung als ich, aber ich sage mir immer: ‚Du bist stark, du kannst alles, du hast Talent!‘“

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