Corona-Krise macht mehr geförderte Jobs in Tirol notwendig
329 geförderte Jobs für langzeitarbeitslose Personen gibt es derzeit in Tirol, in Telfs kommen noch im August 14 weitere Stellen dazu.
Von Verena Langegger
Innsbruck – Derzeit sind 2400 Menschen in Tirol langzeitarbeitslos, das heißt sie haben seit mindestens einem Jahr keine Arbeit. Wichtig ist für AMS-Tirol-Chef Alfred Lercher jedoch festzuhalten, dass viele der aktuell langzeitarbeitslosen Personen nur auf Grund von Corona arbeitslos wurden. Mit ihrer verwertbaren Ausbildung könnten sie also sofort einen Job annehmen. Wer mehr als ein Jahr arbeitslos ist, kämpft aber meist auch mit anderen Problemen.
„Oft fällt ohne Job die Tagesstruktur weg, das Selbstbewusstsein der Menschen ist im Keller“, berichtet Andrea Romen vom Verein WAMS. Das WAMS ist ein Sozialökonomischer Betrieb (SÖB) – die Kosten werden teilweise vom AMS getragen. Um langzeitarbeitslose Menschen wieder ins Berufsleben zu integrieren, werden Waren gesammelt und sortiert oder Fahrräder repariert. Neben dem aktuellen Programm „Sprungbrett“, das Betrieben, die eine langzeitarbeitslose Person beschäftigen, ein Jahr lang bis zu 50 Prozent der Lohnnebenkosten ersetzt, wurden seit Ausbruch der Corona-Krise auch die Arbeitsplätze im Sozialökonomischen Betrieben aufgestockt. Gab es in Tirol 2020 noch 255 dieser Arbeitsplätze, sind es derzeit 329.
Am 26. August werden noch einmal 14 dazukommen, denn in Telfs eröffnet ein weitere Sammelstelle des WAMS (steht für „Wieder arbeiten macht Spaß“. Geplant sind dort weitere neun Transitstellen für arbeitssuchende Frauen, Beraterjobs und eine Pensionstransitarbeitsstelle. Auf diesen Stellen können langzeitarbeitslose Frauen bis maximal 3,5 Jahre bis zu ihrer Pensionierung arbeiten.
Erst kürzlich hatte die Arbeiterkammer in einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes Wifo darauf hingewiesen, dass nur jede zweite Frau direkt aus der Erwerbstätigkeit in die Pension wechselt. Und dieser Anteil sinkt seit Jahren. Waren es 2010 noch 53,3 Prozent, die ihren letzten Arbeitstag vor der Pension arbeiteten, sank diese Zahl 2019 schon auf 48,1 Prozent. Besonders negativ fallen in der Studie die Branchen Tourismus und Reinigung auf.
Vor der Pandemie schien das Thema Langzeitarbeitslosigkeit nahezu verschwunden. Damit seien auch immer weniger potentielle SÖB-Mitarbeitende beim AMS vorgemerkt gewesen, erklärt Lercher. „2019 war wirtschaftlich gesehen ein hervorragendes Jahr für Tirol und den Arbeitsmarkt“, sagt der AMS-Chef: „Wir hatten ja beinahe Vollbeschäftigung und konnten daher auch viele langzeitarbeitslose Personen am ersten Arbeitsmarkt (Arbeitsplätze ohne Zuschüsse oder Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik, Anmerkung) vermitteln.“ Eine Reduktion der Plätze in Sozialökonomischen Betrieben wurde daher notwendig. Das Schaffen von geförderten Arbeitsplätzen lohnt sich, denn die Chancen, nach einem Job in einem Sozialökonomischen Betrieb wieder am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, stehen gut. Die Erfolgsquote liegt bei 30 Prozent, sagt Lercher. Im Jahr 2021 konnten etwa bereits 22 Personen direkt in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden.