Unwetter in Tirol: Mure im Valsertal, Wanderer saßen auf Hütten fest
In Ginzling wurde im Bereich Schwemmalm der Wanderweg weggerissen. Rund 100 Personen waren bis zum frühen Abend auf Berghütten eingeschlossen. Nach einem Murenabgang ist das hintere Valsertal derzeit nicht erreichbar.
Innsbruck – Nach heftigen Regenfällen in Tirol in der Nacht zum Samstag, die für mehrere Muren sorgten, gab es auch am Sonntagabend in Teilen Tirols ergiebige Niederschläge. Der Schwerpunkt lag dabei im Raum Brenner bis zum Zillertal. Über mögliche neue Schäden lagen am späten Abend keine Informationen vor.
„Aufgrund der Tatsache, dass bereits seit Samstagabend zum Teil größere Niederschlagsmengen zu verzeichnen waren und heute neuerlich mit kräftigen gewittrigen Schauern mit möglicherweise größeren Mengen zu rechnen ist, ist die Gefahr von Muren und Hangrutschungen erhöht", hatte das Land Tirol im Vorfeld gewarnt. Die ZAMG hatte die „Warnstufe Orange" ausgegeben.
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100 Personen auf Hütten eingeschlossen
Am Sonntagvormittag gegen 10.30 Uhr war in Ginzling im Bereich Schwemmalm der Wanderweg bzw. Forstweg auf einer Länge von etwa 100 Metern weggerissen worden. Der Weg wurde im Bereich zwischen Breitlahner und Grawanthütte für den gesamten Fahrzeugverkehr und Fußgänger gesperrt. Nach Aufräumarbeiten unter Hochdruck war der Weg am frühen Abend wieder passierbar.
Auf den anliegenden Berghütten waren zuvor etwa 100 Personen eingeschlossen. Die Feuerwehr Ginzling und Erdbaunternehmen stellten den Weg bis etwa 17 Uhr mit schwerem Gerät wieder her. Ein Befahren mit geländegängigen Fahrzeugen ist im Notfall ebenfalls möglich. Die Wegerhaltungsarbeiten werden in den folgenden Tagen fortgesetzt.
Hinteres Valsertal nicht erreichbar
Die L230 in Vals wurde Sonntagfrüh gegen 4.40 Uhr durch eine Mure verlegt. Die Straße war auf einer Länge von etwa 10 Metern mit Geröll bedeckt. Die erforderlichen Absicherungsmaßnahmen wurden von der Feuerwehr durchgeführt. Das hintere Valsertal ist derzeit nicht erreichbar. Die Dauer der Aufräumungsarbeiten kann noch nicht abgeschätzt werden.
Bürgermeister Klaus Ungerank berichtete von einer schlimmen Lage im Talschluss. „Das ist ein 100-jährliches Hochwasser. Es hat uns dort eine Brücke weggerissen und einen Parkplatz überschwemmt, Autos stehen teilweise unter Wasser", sagte das Gemeindeoberhaupt. Die Mure löste sich gegen 4.40 Uhr, sie ging auf den Abschnitt zwischen der Volksschule und dem Feuerwehrhaus nieder. Ganze Felder seien überflutet, auch die Talstation der Geraer Hütte sei ramponiert. Das Errichten einer Behelfsbrücke werde einige Tage dauern.
In St. Leonhard im Pitztal lösten sich am Samstag gegen 18.50 Uhr auf Höhe Mandarfen im Bereich des Hirschtales mehrere Felsbrocken, welche sich talwärts Richtung L16 bewegten. Durch den Felssturz wurde die Umzäunung eines dort befindlichen Wanderweges leicht beschädigt. Der Wanderweg wurde in beide Richtungen gesperrt. Die L16 war vom Steinschlag nicht betroffen.
In Fiss kam es am Samstag gegen 23.30 Uhr zu einer Verklausung des „Dorfbaches". Dieser verläuft großteils unterirdisch durch das Wohngebiet, lediglich an einer Stelle verläuft der Bach oberirdisch. In diesem Bereich befindet sich ein Schiebegatter, welches grobes Verschubmaterial/Schwemmmaterial zurückhalten soll. Aufgrund des Starkregens kam es zur Verklausung in diesem Bereich. Durch die Verklausung wurden eine Hofzufahrt, ein Teil der Gemeindestraße sowie eine Garage überschwemmt.
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Laut ZAMG wurden für Sonntagabend erneut ergiebige Niederschläge erwartet. Der Schwerpunkt liege dabei im Raum Brenner bis zum Zillertal. „Aufgrund der zu erwartenden Niederschlagsmengen wollen wir die Menschen in Tirol sensibilisieren. Die Pegelstände haben bereits zum Teil die Marke eines fünfjährlichen Hochwassers überschritten", informierte Elmar Rizzoli von der Landeseinsatzleitung. „Lokal sind sehr hohe Niederschlagssummen möglich, die örtlich auch zu Vermurungen und Überschwemmungen führen können“, so Rizzoli.
Die Bevölkerung wurde aufgerufen, unnötige Fahrten und Spaziergänge zu vermeiden, Wasserabläufe und Kellerschächte abzudecken sowie die Pegelstände zu beobachten. Das Land beobachtet die Situation genau und ist laufend in Kontakt mit der ZAMG sowie den Einsatzorganisationen.
Erdrutsche in Südtirol
In Südtirol haben starke Regenfälle die Pegel steigen lassen und zu Erdrutschen geführt. Die Feuerwehr berichtete am Sonntag von Murenabgängen im Ridnauntal. Dort wurden ein Haus und Fahrzeuge von den Erdmassen getroffen. Verletzte gab es demnach nicht.
Andernorts stiegen die Wasserstände von Bächen und Flüssen. Die Feuerwehr in Sterzing rückte zu einer überschwemmten Tiefgarage aus. Bei Meran verschüttete ein Steinschlag einen Wanderweg. Die Landesverwaltung hatte einen Tag zuvor vor heftigen Niederschlägen und Gewittern gewarnt. Der Wetterdienst registrierte besonders im Norden Südtirols starke Niederschläge mit teils 87 Litern je Quadratmeter binnen 24 Stunden. (TT.com)