„Dream Horse“: Ein Zehner pro Woche für einen Champion auf Hufen
Der Spielfilm von Regisseur Euros Lyn schildert die wahre Geschichte eines walisischen Kaffs, das sein Glück auf dem Rücken eines Rennpferds findet.
Von Markus Schramek
Innsbruck – Einen Film besprechen, in dem ein Pferd eine tragende Rolle spielt: Lieber Filmverleih, geaht’s no (frei nach dem Motto der Volksschauspiele Telfs)? Aber gut, hart ist das Leben des Kulturredakteurs. Also tapfer auf Start gedrückt, Film läuft, Erleichterung folgt. Im Spielfilm „Dream Horse“ von Regisseur Euros Lyn galoppieren tatsächlich Pferde durchs Bild. Doch die Story rundherum ist ziemlich herzhaft.
Eine kauzig bis schrullige, jedenfalls bunt gemischte Truppe von 20 Gestalten aus einem Hinterwald-Kaff in Wales zapft gemeinsam letzte monetäre Reserven an. Jeder lässt pro Woche zehn Pfund springen, um Jung-Wallach „Dream Alliance“ den Unterhalt und die kostspielige Ausbildung zum Rennpferd zu finanzieren.
Initiatorin des anfangs milde belächelten Unterfangens ist Supermarkt-Kassiererin Janet „Jan“ Vokes (gespielt von Toni Collette). Diese hat blöderweise null Ahnung vom Pferderennsport.
Klingt bis hierher nach einem filmischen Plot für Gutgläubige, weitesthergeholt und frei erfunden? Denkste! Die wundersame Pferde-Geschichte hat sich vor einigen Jahren in Wales tatsächlich so zugetragen. Alle Charaktere – Jan, das Pferd, der ganze Rest – existieren auch in der realen Welt und heißen genau so.
📽️ Trailer | „Dream Horse“
Und eines sollte man nicht übersehen: Pferderennen stehen in Großbritannien höchst im Kurs. Man wirft sich in die beste Schale und gibt ein Vermögen für Wetten aus, sei es im noblen Ascot, dem berüchtigten Aintree oder eben in jenem walisischen Hintertupfing, in dem Jan ihren Traum vom eigenen Rennpferd in die Tat umsetzt, „with a little help from her friends“.
„Dream Alliance“ erweist sich als Volltreffer auf Hufen, gewinnt prestigeträchtige Rennen, macht ordentlich Kohle. Dabei hätte eine Verletzung für den Vierbeiner fast das Todesurteil bedeutet.
Um das siegreiche Viecherl scharen sich, mit herrlichen Sprüchen im breitesten regionalen Dialekt, seine 20 Co-Finanziers: darunter einsame, angegraute Herzen, ein Schluckspecht, ein frustrierter Büro-Hengst (dieses Wortspiel war nur eine Frage der Zeit), Job-Suchende und Jungvolk. Sie versetzen das heimatbewusste Wales, immer im Schatten des großen Bruders England, in Euphorie. Sogar der örtliche Leichenwagen rückt aus, um alle (plötzlichen) Fans zum größten Rennen von „Dream Alliance“ karren zu können.
Man sieht stürzende Pferde und Jockeys am Boden, die Hatz nach Ruhm und Preisgeld hat ganz klar ihre Schattenseiten. Anders als noch kürzlich bei Olympia macht kein Reiter vor der Kamera Gebrauch von der Gerte. Da war man wohl vorgewarnt.
Wen seinerzeit 1996 „Brassed Off“ zu Tränen rührte (Musikkapelle aus dem darbenden nordenglischen Kohlerevier geigt bei Wettbewerb in London groß auf), wird auch dem Charme der fidelen Tierfreunde erliegen. Natürlich ganz unauffällig und diskret – wie auch sonst, bei einem Film über Pferde.
Dream Horse: ab 13.8. im Kino.