Das Imperfekte im Perfekten: Komponistin Adriana Hölszky im Porträt
Komponieren sei ein bisschen wie Bergsteigen, sagt Adriana Hölszky. Die nun startenden Klangspuren widmen der renommierten Komponistin heuer einen Schwerpunkt. Ein Porträt.
Von Joachim Leitner
Innsbruck – Der große Komponist Hans Werner Henze lobte auf seine Weise. Zuhörerinnen und Zuhörer von Adriana Hölszkys Musik würden provoziert und gestört, sagte er. Und: „Es wird ihnen auf die Nerven gegangen, an die Nieren.“ Genau das hat Henze Anfang der 1980er-Jahre an den Arbeiten der damals noch wenig bekannten Hölszky interessiert. „Er mochte die Plastizität meiner Partituren“, erinnert sich Hölszky. Deshalb bat er um ein Treffen. Hölszky kam – und stellte Henze vor ein Rätsel. „Er wollte wissen, was ich über Musiktheater dachte“, sagt sie. „Ich war ehrlich – und sagte: ‚nichts‘.“ Einen Kompositionsauftrag für seine erste Münchner Musiktheater-Biennale gab er ihr trotzdem. Und er schickte sie auf die Suche nach möglichen Librettisten: Franz Xaver Kroetz hatte keine Zeit; Thomas Brasch fiel nichts ein, er riet Hölszky, Cicero zu lesen. Letztlich landete sie bei Thomas Körner – und bei Rainer Werner Fassbinders Mörderinnen-Trauerspiel „Bremer Freiheit“. 1988 kam es als „Singwerk für ein Frauenleben“ zur Uraufführung. Es machte Adriana Hölszky mit einem Schlag berühmt. Jedenfalls in der Opernwelt.