Geisler bei „Tirol live": „Benötigen für Problemwölfe Ausnahme wie in Schweden“
FPÖ stellt im Parlament mit Entschließungsantrag ÖVP-Bauernbundmandatare erneut auf die Probe. Geisler: „Alpen müssen sensible Zone werden.“
Von Peter Nindler
Innsbruck – Nicht nur unter den heimischen Bauern herrscht kollektive Unzufriedenheit. Auch für Bauernbundobmann und Agrarreferent LHStv. Josef Geisler (VP) ist die Situation wegen der großen Beutegreifer nicht zufriedenstellend. Problemwölfe und -bären haben heuer rund 300 Tiere auf den Tiroler Almen gerissen.
„Die Stimmung unter den Bauern ist aufgeheizt, ihre Verzweiflung verständlich“, meinte Geisler am Montag in „Tirol Live“ im Gespräch mit TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern. Zugleich bringt der neue Verein „Weidezone Tirol“ den Bauernbund unter Druck. Eine Spaltung befürchtet dessen Obmann allerdings nicht, „weil wir schließlich dieselben Ziele haben. Für mich ist dieser Verein sicher kein Feindbild.“
📽️ Video | Josef Geisler in „Tirol Live“
Entschließungsantrag von FP-Hauser
Politisch wiederum will vor allem die FPÖ die ÖVP-Bauern in die Bredouille bringen. Der blaue Tiroler FPÖ-Mandatar Gerald Hauser brachte in der Vorwoche erneut einen Entschließungsantrag im Parlament ein. Die Bundesregierung wird darin dringend aufgefordert, „alle notwendigen Maßnahmen für ein aktives Wolfsmanagement in Österreich zu treffen sowie die Entnahme von Problemwölfen durch Änderung des Schutzstatus gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zu ermöglichen“. Hauser ist gespannt, ob dieses Mal die Bauernbundmandatare „den Mut aufbringen, unsere Initiative im Landwirtschaftsausschuss am 6. Oktober zu unterstützen“.
Geisler hält die Senkung des Schutzstatus des Wolfes in Tirol nicht für realistisch. Die Politik orientiere sich deswegen vielmehr an Finnland und Schweden. „Unser Ziel ist es, in der EU eine Ausnahmeregelung für die Entnahme von Problemwölfen zu bekommen.“ Schließlich sei der Alpenbogen ein sensibler Ökoraum. „Die Europäische Union muss das Alpengebiet als sensible Region einstufen, dann täten wir uns viel leichter. Das wäre auch gerechtfertigt, um die Almwirtschaft aufrechtzuerhalten.“
„Abschüsse, wo dies notwendig ist"
Offen gibt Geisler zu, dass alles andere „sehr kompliziert“ und „schwerfällig“ sei. Obwohl die Entscheidungen der im Juli gesetzlich verankerten Expertenkommission künftig rascher bzw. innerhalb von zwei Wochen erfolgen würden. „Darauf arbeiten wir ebenfalls konsequent hin.“ Dass die Fachleute zuletzt keine Empfehlung für eine Entnahme abgegeben haben, war auch aus der Sicht des Agrarreferenten keinesfalls befriedigend. „Sie entscheiden auf Basis der rechtlichen Rahmenbedingungen. Es lagen Risse vor, doch die großen Beutegreifer waren zum Zeitpunkt der Entscheidung schon wieder weitergezogen.“
Das Grundprinzip der schwarz-grünen Landesregierung versucht Geisler seinen Bauern gebetsmühlenartig klarzulegen. „Es ist eine einfache Formel: So viel Herdenschutz wie möglich und so viele Abschüsse von Problemwölfen, wo dies notwendig ist.“
Geisler tritt wieder an
Was seine eigene politische Zukunft betrifft , hat der seit 2013 der schwarz-grünen Landesregierung angehörende Landeshauptmannstellvertreter in „Tirol Live“ klar Schiff gemacht. „Selbstverständlich werde ich wieder bei der Landtagswahl kandidieren“, will Geisler, der 1994 erstmals in den Landtag eingezogen ist, keine Spekulationen aufkommen lassen. Am 8. Dezember erfolgt seine Wiederwahl, als Bauernbundobmann ist der wichtigste Vertraute von LH Günther Platter (ÖVP) in der künftigen Landesregierung wohl erneut gesetzt.
Der Wolf sei eine herausfordernde Angelegenheit für die Politik, aber Geisler geht es generell um die Zukunft der Landwirtschaft. „Hier sind wir in Tirol auf dem besten Weg, unsere großen Ziele für die Landwirtschaft umzusetzen.“ In der Regionalität sieht Geisler eine große Chance, die alpine Landwirtschaft zu erhalten.
🎧 Podcast | „Tirol Live“ mit Josef Geisler zum Nachhören