25 Jahre: Manege frei für den Innsbrucker Circus Schett
Das Grafikdesignbüro Circus blickt im Innsbrucker Wei sraum auf 25 Jahre kreatives Tun zurück.
Von Edith Schlocker
Innsbruck – Dass das Circus-Team rund um Andreas Schett für seine Ausstellung den Wei sraum in einen – jedenfalls halben – Schwarzraum verwandelt hat, ist typisch für die Philosophie des Büros für Kommunikation und Gestaltung. Ist doch Kontext dessen „magic word“ oder eigentlich die Kontextverschiebung. Ginge es ihnen doch um das Erfinden anderer Lesarten gängiger Klischees, letztlich um Mehrwertigkeit, so Schett.
Der Mastermind hinter Circus, der unermüdliche Animator, Netzwerker, Menschen-Zusammenbringer, Redner und Überredner. Der aber gleichzeitig ein überzeugter Teamplayer ist, entstünden die besten Ideen im – fünfköpfigen – Team doch in der Diskussion, nicht selten durch einen Fehler, so der u. a. Trompete spielende Innervillgrater Tausendsassa, der vor 25 Jahren Circus gegründet hat.
In ihrer Geburtstagsschau im Wei sraum, zu der nicht zuletzt die Verleihung des Arthur-Zelger–Preises für gute Gestaltung im heurigen Frühjahr den Anstoß gegeben hat, wird designmäßig naturgemäß erstklassig demonstriert, was Circus alles ist. Wobei eine ganze Wand das in Schwarz-Weiß flirrende Sujet des Büros einnimmt, an dem sie nächtelang gebastelt hätten, wie Schett schmunzelnd verrät.
Daneben liegen elf Meter Quart auf einem schwarzen Sideboard. In der Form sämtlicher 37 Ausgaben der seit 2003 zweimal jährlich erscheinenden Tiroler Kulturzeitschrift. Die für Schett das „Flaggschiff“ von Circus ist, zelebriert als inzwischen 5000-seitige, konzeptuell sehr spezielle, den Denkhorizont erweiternde Anthologie des Tirolischen. Denn „nicht die übergroße Werbekeule, sondern eine von Intelligenz, Witz und handwerklichem Können geprägte Kommunikation“ veranlasste die Jury, Circus mit dem Zelger-Preis zu belohnen. Wobei deren Klientel sehr breit gestreut ist, vom Zillertaler Bier bis zu den Salzburger Festspielen reicht.
Auf einer Plakatwand wird vorgeführt, wie innovativ es ihnen gelingt, die unterschiedlichsten Botschaften visuell zu verschlüsseln. 1998 etwa in einem Plakat für die Kampagne „Sehnsucht Heimat“, das es sogar in eine Sonntagspredigt von Bischof Stecher geschafft hat. Für die Plakate der Salzburger Festspiele zwischen 2013 und 2016 ließ Circus aus den 13 Buchstaben des historischen Festspiel-Logos eine eigene Schrift für die Headline entwickeln. Für die Covers der CDs des Musiklabels col legno wurde dagegen ein markantes Farbkonzept entwickelt. Auf einem Tisch liegen aber auch von Circus bibliophil gestaltete Bücher. Und an einer Wand hängt das Logo des 1999 erschienenen Albums „Frische Ware“ von Franui. Das zwar ein verzogenes Frankfurter Würstl darstellt, allerdings verblüffend dem Logo eines großen Sportschuhherstellers gleicht, worüber dieser nicht wirklich amused war.
Begleitet wird die Schau von einem umfangreichen Rahmenprogramm. Info: www.weissraum.at