„Alternative Nobelpreise" an Basisaktivisten aus vier Weltgegenden
Stockholm – Die auch als Alternative Nobelpreise bekannten Right Livelihood-Awards gehen dieses Jahr an vier weitgehend unbekannte Basisaktivisten aus unterschiedlichen Weltteilen. Die am Mittwoch in Stockholm präsentierten Preisträger sind die Kamerunerin Marthe Wandou, die sich gegen Gender-basierte Gewalt im Tschadbecken einsetzt, der russische Umweltaktivist Wladimir Sliwjak, die kanadische Indigenenvertreterin Freda Huson und die indische Rechtsinitiative für Wald und Umwelt (LIFE).
Right-Livelihood-Direktor Ole von Uexkull sagte, die diesjährigen Preisträger zeichneten sich allesamt dadurch aus, dass sie „nicht nur Widerstand leisten, sondern ganze Gemeinschaften mobilisieren, ihre Rechte einzufordern: Sie werden zu Akteurinnen des Wandels, wo Regierungen versagen."
Die Alternativen Nobelpreise wurden 1980 ins Leben gerufen und fördern Personen, die sich auf mutige Weise für die Lösung der Probleme der Welt einsetzen. Jedes Jahr werden vier Preisträger bestimmt die jeweils eine Summe von Million Schwedische Kronen (100.000 Euro) erhalten.
Mehr zu den Preisträgern
MARTHE WANDOU (Kamerun): Die 57 Jahre alte Juristin Marthe Wandou zeigt nach Angaben von Stiftungsdirektor Ole von Uexküll auf beeindruckende Weise, dass es trotz der Bedrohung durch Terroristen der Gruppe Boko Haram möglich ist, Menschen vor Ort zu mobilisieren und zu organisieren. Seit den 90er Jahren setzt sich die Gender- und Friedensaktivistin dafür ein, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder - vor allem gegen Mädchen - bekämpft wird. 1998 schuf sie die Organisation Aldepa, mit der sie für das Wohlergehen von Mädchen kämpft. Dabei geht es ihr nicht nur um das Verhindern von Gewalttaten, sondern auch um Bildung, Betreuung und Rechtsbeistand.
WLADIMIR SLIWJAK (Russland): Die Energiemacht Russland gilt in Europa vor allem als Produzent von Erdöl und Erdgas. Dass jedoch auch große Anteile der in Deutschland verfeuerten Steinkohle - ebenfalls ein fossiler Brennträger - aus dem Riesenreich stammen, ist weniger bekannt. Wladimir Sliwjak, 1973 in Kaliningrad geboren, setzt sich dafür ein, dass das Ausland etwa für die Folgen des Kohleabbaus in Russland sensibilisiert wird – und er hilft Menschen vor Ort, die darunter leiden. Er hat mehrfach Briefe an die Bundesregierung in Berlin geschickt. Als Mitbegründer der russischen Umweltorganisation Ecodefense arbeitet Sliwjak an der Entschärfung der Klimakrise und kämpft auch für den Ausbau von Erneuerbaren Energien.
FREDA HUSON (Kanada): Als weibliches Oberhaupt ihres Volkes der Wet‘suwet‘en setzt sich die 57-jährige Freda Huson dafür ein, dass sich indigene Gemeinschaften wieder mit ihrem Land verbinden und die Kontrolle darüber zurückfordern. Dabei geht es auch um den Kampf gegen den Bau von Pipelines in ihren Lebensräumen. In der kanadischen Provinz British Columbia koordiniert sie das Unist‘ot‘en-Camp, in dem sich Menschen versammeln, die gegen die Gas-Pipeline „Coastal GasLink“ in der Region sind. Die Right-Livelihood-Stiftung würdigt sie dafür, mit ihrem ganzheitlichen Ansatz bei der Rückgewinnung von Kultur und Land wichtige kulturelle Erneuerungsprozesse anzustoßen.
(APA, dpa)