Uni-Vizerektor: „Eine Handvoll Professoren musste ermahnt werden"
Für Bernhard Fügenschuh, Innsbrucker Uni-Vizerektor für Lehre und Studierende, ist die 3-G-Regel die Eintrittskarte für den Unistart im Oktober. Offen spricht er in „Tirol Live“ über Nachteile des Online-Lehrbetriebs.
Innsbruck – Nach drei Semestern voller Unwägbarkeiten wegen der Corona-Pandemie beginnt am 4. Oktober für 24.240 Studierende an der Universität Innsbruck wieder der Studienalltag. Und der soll vor allem von Präsenz-Lehre geprägt sein. Der Vizerektor für Lehre und Studierende, Bernhard Fügenschuh, sieht dem „Neustart“ optimistisch entgegen. „Studierende und Lehrende sind froh über den geänderten Modus. Die 3-G-Regelungen sind die Eintrittskarte für Lehrveranstaltungen.“ Es werde trotz reduziertem Platzangebot ein vernünftiges Ausmaß an Präsenzlehrveranstaltungen geben, sagt er in „Tirol Live“. Sollten Corona-Fälle auftreten, so würden künftig nur die unmittelbaren Sitznachbarn des Betroffenen als enge Kontaktpersonen eingestuft „und nicht die gesamte Kohorte“ in Quarantäne geschickt werden.
📽️ Video | Bernhard Fügenschuh in „Tirol Live“
Offen spricht Fügenschuh über Beeinträchtigungen durch den Online-Lehrbetrieb. „Das wissen wir aus Befragungen der Studierenden. Andererseits waren ihre Prüfungsaktivitäten und Leistungen sehr gut. Die Studenten haben die geänderte Lehr- und Lernsituation ernst genommen – die Qualität stimmt.“
Rasch Lösungen gefunden
Dass die Umstellung auf eine virtuelle Lehre für eine Präsenz-Universität wie Innsbruck nicht einfach sei, bezeichnet Fügenschuh als selbstredend. Auch Lehrende taten sich schwer. Eine Handvoll Professoren, die geglaubt hätten, sie würden die Pandemie aussitzen, mussten ermahnt werden, „weil sie die Distanz-Lehre anfangs zu wenig ernst genommen haben“, sagt der Vizerektor. „Wenn uns das mitgeteilt wurde, haben wir uns sofort dem Problem angenommen und Lösungen gefunden.“ Insgesamt sei das aber überschaubar gewesen. „Einige haben sich sofort umgestellt, andere wiederum ihre Tätigkeit rasch adaptiert.“
Der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), Johann Katzlinger, zeigt sich mit den Corona-Regelungen ebenfalls zufrieden. „Wir haben einen guten Austausch mit dem Rektorat und können eigentlich mit allen Entscheidungen leben. Unser wichtigstes Anliegen ist Planbarkeit.“ Denn es könne nicht sein, dass online unterrichtet und die Prüfung dann in Präsenz abgehalten werde.
Katzlinger: „Wir sind optimistischer als im letzten Jahr"
Besonders für Studierende aus dem Ausland, die immerhin knapp die Hälfte aller Studenten in Innsbruck ausmachen, sei Klarheit über den Semesterablauf wichtig, fügt Katzlinger hinzu. Viele würden während der Fernlehre nicht in Innsbruck wohnen und könnten dementsprechend nicht an überraschend angesetzten Präsenzveranstaltungen teilnehmen. Darauf hat die ÖH aufmerksam gemacht. Studierende können deshalb bereits seit 30. Juni im Vorlesungsverzeichnis überprüfen, welche Kurse in Präsenz und welche online stattfinden. Außerdem drängte die ÖH darauf, dass vor allem Studierenden in den ersten Semestern der Unterricht vor Ort ermöglicht wird, weil diese wegen der Corona-Beschränkungen bisher kaum soziale Kontakte knüpfen konnten.
Im kommenden Semester erwartet Katzlinger, dass zumindest der Präsenzteil hält. Im Sommersemester 2022 sollen dann überhaupt 80 Prozent der Lehre wieder vor Ort in den Hörsälen stattfinden. „Wir sind optimistischer als im letzten Jahr“, verweist der ÖH-Chef auf die zurückliegenden Semester, in denen oft rasch auf Fernunterricht umgestellt werden musste. Um dies zu verhindern, ist an der Universität Innsbruck ein Mund-Nasen-Schutz Pflicht. An den Eingängen wird kontrolliert, ob die Studierenden einen 3-G-Nachweis mit sich führen. (pn, seb)
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