Zivilschutz-Probealarm: Härtetest für 1025 Tiroler Sirenen
Am Samstag findet bundesweit der alljährliche Zivilschutz-Probealarm statt. Die mehr als 8200 Sirenen in Österreich sind allerdings nur eine Säule des Alarmierungssystems.
Von Nikolaus Paumgartten
Innsbruck – Wenn morgen ab 12 Uhr im ganzen Land die Sirenen losgehen und nicht wie für einen Samstagmittag üblich nur einmal kurz aufheulen, dann liegt das am jährlich stattfindenden Zivilschutz-Probealarm. Dieser findet immer am ersten Samstag im Oktober statt und dient dazu, die rund 8200 Sirenen in Österreich – 1025 davon in Tirol – auf ihre Funktion zu überprüfen. Doch nicht nur das: Außerdem soll die Bevölkerung an das bundesweit flächendeckende System erinnert und mit den Warntönen vertraut gemacht werden. Dabei wird auch die Tiwag durch die Leitstelle Silz um 12.45 Uhr den Flutwellenprobealarm der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz und des Kraftwerkes Kaunertal auslösen.
„Wie wichtig es ist, die Alarmsignale für den Zivilschutz zu kennen, hat sich im heurigen Sommer in der Stadt Kufstein gezeigt, als im Zuge schwerer Vermurungen und Überschwemmungen der Zivilschutzalarm ausgelöst werden musste“, erinnert Sicherheitsreferent LHStv. Josef Geisler (ÖVP). Er verweist zudem auf die App des Landes Tirol, mit der man bei verschiedenen Ereignissen wie Verkehrsbehinderungen oder Naturereignissen direkt Push-Meldungen auf das Handy bekommt.
Was passiert, wenn die wichtige Information im Ernstfall nicht rechtzeitig bei den Betroffenen ankommt, hat heuer das verheerende Juli-Hochwasser in Deutschland gezeigt. Dort wurden zahlreiche Menschen von den Wassermassen überrascht. Hauptkritikpunkt in der Nachbetrachtung: die Menschen seien zu spät oder gar nicht gewarnt worden – oder schlichtweg über die falschen Informationskanäle. Als Konsequenz haben Bund und Länder im August beschlossen, das Handy-Warnsystem Cell Broadcast in der Bundesrepublik einzuführen. Dabei handelt es sich um Warnmeldungen per Mobilfunknetz, die automatisch an alle in einem Netzabschnitt angemeldeten Mobiltelefone gehen.
Probealarm Ablauf:
12 Uhr: Die Sirenenprobe startet mit einem 15-sekündigen gleichbleibenden Dauerton.
12.15 Uhr: Ein dreiminütiger Dauerton bedeutet „Warnung“ und herannahende Gefahr. Im Ereignisfall ist die Bevölkerung aufgerufen, sich über Radio, Fernsehen und Internet über die aktuelle Lage zu informieren.
12.30 Uhr: Bei einem einminütigen auf- und abschwellenden Heulton droht im Ereignisfall unmittelbar Gefahr. Dann gilt es, schützende Bereiche bzw. Räumlichkeiten aufzusuchen und über die Medien oder Lautsprecher durchgegebene Verhaltensmaßnahmen zu befolgen.
12.45 Uhr: Mit einem einminütigen gleichbleibenden Dauerton wird „Entwarnung“ gegeben und der Zivilschutz-Probealarm 2021 beendet.
Österreich setzt bei der Alarmierung neben seinem dichten Sirenennetz auf das so genannte Katwarn-System. Dieses bietet neben einer App auch die Möglichkeit, den von einem Ereignis bedrohten Personen entsprechende Informationen auch per SMS oder E-Mail zukommen zu lassen. Laut Innenministerium wurde die Katwarn-App österreichweit bisher mehr als 100.000-mal heruntergeladen. Das System von Fraunhofer Fokus, dem größten europäischen Forschungsinstitut, biete viele technische Vorteile und habe sich bereits in Deutschland bewährt, so ein Ministeriumssprecher.
In Abstimmung mit den Bundesländern werde derzeit auch die Erweiterung des Warn- und Alarmierungssystems um den Informationskanal von Cell Broadcast geprüft. „Im Zuge weiterer Umsetzungen ist die Nutzung derartiger Warn- und Alarmierungssysteme durch Behörden und Organisationen zu klären und zu vereinbaren, technisch umzusetzen und dabei auch unter Einbindung dieser Partner breit bekannt zu machen“, heißt es aus dem Innenministerium. „Es gibt aber kein europaweites einheitliches System, sondern eine EU-Vorgabe für entsprechende nationale Umsetzungen, sodass jeder Staat gefordert ist, in seinem Bereich für die Umsetzungen zu sorgen.“
Mit den Sirenen verfüge man über ein etabliertes, technisch digitalisiertes Aktivierungssystem, das flächendeckend zusätzlich zum Einsatz komme und der österreichischen Bevölkerung bestens vertraut sei. „Diese auf mehreren Ebenen stattfindenden Warnungen sind auch im internationalen Vergleich höchster Standard“, betont das Ministerium.