Wut und Zorn in Großbritannien: Abwasser darf ins Meer
Das britische Parlament weigert sich, die ungefilterte Ableitung von Abwasser in Meer und Flüsse zu verbieten. Das sorgt nur wenige Tage vor dem Weltklimagipfel in Glasgow für Empörung.
London – Wenige Tage vor der Klimakonferenz COP26 in Glasgow kocht in Großbritannien eine Umweltdebatte hoch. Anlass ist die Weigerung des britischen Parlaments, die ungefilterte Ableitung von Abwasser in Meer und Flüsse zu verbieten. In sozialen Medien sowie Schreiben an ihre Abgeordneten hätten viele Menschen mit Wut und Zorn reagiert, berichtete die Zeitung Daily Mail am Montag.
Zuvor hatte die Regierung erlaubt, dass Kläranlagen nicht vollständig behandeltes Abwasser entsorgen dürfen. Denn die notwendigen Chemikalien sind wegen des eklatanten Lastwagenfahrermangels nicht zu bekommen. Eine Regierungsquelle wies die Vorwürfe zurück.
Nur 22 Tory-Abgeordnete stimmten für Änderung
Nur 22 Parlamentarier der regierenden Konservativen Partei von Premierminister Boris Johnson hatten für eine Änderung des Umweltgesetzes gestimmt, die Wasserunternehmen gesetzlich dazu verpflichtet hätte, kein Abwasser in Flüsse zu pumpen. Die Mail verwies darauf, dass Umweltminister George Eustice die Abgeordneten um Ablehnung gebeten habe – „nur Tage, bevor Boris Johnson die Staats- und Regierungschefs der Welt zum COP26-Klimagipfel in Glasgow empfängt“. Das Thema ist aber noch nicht vom Tisch: Das Oberhaus des britischen Parlaments will eine neue Abstimmung im Unterhaus erzwingen.
Vergangenes Jahr wurde landesweit mehr als 400 000 Mal ungefiltertes Abwasser in Gewässer geleitet. Aktivisten zufolge wird deswegen in mehreren Gebieten vor allem im Südosten Großbritanniens vom Baden abgeraten. Nur 14 Prozent der britischen Flüsse wird derzeit ein ökologisch gesunder Status bescheinigt. In Glasgow diskutieren vom kommenden Sonntag (31. Oktober) an etwa 200 Staaten über die Einhaltung der Klimaziele von Paris. (dpa)