Gelderziehung

Kinder und Finanzen: Über Geld spricht man doch

Das erste kleine Taschengeld ist ein Mittel, um dem Kind den Umgang mit Geld näherzubringen.
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Der Umgang mit Finanzen sollte bereits von klein auf vermittelt werden. Neben Mathe und Deutsch gehört Gelderziehung zum Basisprogramm.

Von Nicole Strozzi

Innsbruck – In Zeiten des bargeldlosen Zahlens ist für Kinder der Umgang mit Geld nicht immer leicht zu verstehen. Kein Wunder, dass einige Kids glauben, das Geld komme aus dem Bankomaten oder Mama und Papa müssten „eh nie zahlen“, sondern nur ein Karterl hinhalten und schwupps, schon ist alles erledigt.

💶 Den Wert verstehen: „Umso wichtiger ist es, dem Nachwuchs von klein auf die Wertigkeit von Geld zu vermitteln“, betont Verena Wurnig, Pressesprecherin der Tiroler Sparkasse. Die Kinder sollen lernen, dass Waren und Dienstleistungen gegen Geld getauscht werden und dass die Eltern für das Geld, das sie ausgeben, arbeiten müssen und dieses am Konto weniger wird. „Man sollte den Kindern auch erklären, wenn etwas teuer und nicht leistbar ist“, sagt Wurnig.

💶 Das Geld von Oma und Opa: Gerade Großeltern sind oft sehr großzügig, was Geldgeschenke betrifft. „Ab einem gewissen Alter freuen sich die Kinder, wenn man ihnen das Geld überweist“, weiß Wurnig. Kleinere Kinder sollten die größeren Beträge besser in einer Spardose oder in einem Sparschwein aufbewahren.

Das Ritual, am Weltspartag den Betrag auf eine Karte einzuzahlen, habe für Familien nach wie vor eine große Bedeutung. Der Sinn des Sparens – also Geld beiseite legen, um vorzusorgen oder sich einen Wunsch zu erfüllen – sollte spätestens im Vorschulalter vermittelt werden.

💶 Das Taschengeld: Das erste kleine Taschengeld kann, so Wurnig, durchaus schon ab Schuleintritt ausbezahlt werden. Für Sechsjährige empfehlen die Experten der österreichischen Finanzbildungseinrichtung „Erste Financial Life Park“ 1,80 bis 3 Euro pro Woche. Der Wert sollte sich dann jährlich steigern (Formel: € 0,3 bis € 0,5 x Alter = Betrag pro Woche). Dieses Geld sollte nicht unbedingt ins Sparschwein wandern, sondern in eine Geldtasche. „Die Kinder sollten das Taschengeld ausgeben dürfen“, betont Wurnig. So würden bereits die Kleineren sehen, dass man sich größere Ziele setzen kann, wenn man das Geld ein paar Wochen spart oder dass man die ganze Woche nichts mehr davon hat, wenn man schon alles am Montag ausgibt.

Ab einem Alter von 13 Jahren lautet die Empfehlung, das Geld monatlich auszubezahlen (Formel: € 2 bis € 3,6 x Alter = Betrag pro Monat). So würde etwa ein 13-Jähriger 26 bis 47 Euro monatlich erhalten. (www.financiallifepark.at/taschengeldleitfaden)

„Eltern sollten das Ganze aber nicht übertreiben. Kinder sollten auf ihrem Niveau wirtschaften“, erklärt Wurnig. Ein zusätzliches kleines Taschengeld für eine gewisse Leistung sei allerdings ein zusätzlicher Ansporn. So können sich die Kids selbst ausrechnen, wie lange sie den Tisch abräumen müssen, um sich dies oder jenes leisten zu können.

💶 Die Jugendjahre: Die ersten Jahre sollte das Kind das Taschengeld in bar ausbezahlt bekommen, ab dem zehnten Lebensjahr kann der Betrag auch auf ein Jugendkonto überwiesen werden – das übrigens nicht überzogen werden kann. „Internetbanking hilft, den Weg des Geldes besser nachzuvollziehen. Man sieht genau, wo man wie viel für was ausgegeben hat“, erklärt die Sparkassen-Pressesprecherin.

Eltern sollten mit dem Teenager die Kontobewegungen gemeinsam durchgehen und schauen, wo der Nachwuchs womöglich etwas für weniger Sinnvolles ausgegeben hat. „Die Hoheit über Sparkasse und Karte sollen immer die Eltern haben“, betont die Expertin.

Es sei auch wichtig, dass die Kinder kapieren, was eine Haushaltsrechnung ist. Daher sollte man sie stets miteinbeziehen und fragen: Was glaubst du, was wir für Strom, Wasser, Internet und Heizung zahlen? Was glaubst du, was ein Liter Milch kostet? „Manche Jugendliche fallen in kaltes Wasser, wenn sie von daheim ausziehen“, sagt Wurnig. Einige wissen gar nicht, was es bedeutet, eine Kreditkarte zu haben.

💶 Finanzbildung und Schuldenfalle: Schnelles Shopping im Internet, der Wunsch nach der neuesten Technik oder der neuesten Mode lassen schnell die Schuldenfalle zuschnappen. Knapp 25 Prozent aller Verschuldeten sind unter 30 Jahre alt. Nicht nur Eltern, auch Schulen sind gefordert, beim Umgang mit Geld und Konsum kritisches Denken zu vermitteln. Neben Deutsch und Mathe sollte auch Gelderziehung am Stundenplan stehen. Der Erste Financial Life Park, kurz „FLiP“, bingt z. B. Unterlagen, Videos oder Podcasts in die Schulen, um Finanz- und Wirtschaftskompetenzen zu fördern.

Auch der Vermögensaufbau – z. B. in Form von Fondssparen – sollte bereits in Jugendjahren thematisiert werden. Genauso wie die Gefahr der Verschuldung. „Es gibt 14-Jährige, die sind bereits Sparweltmeister, und junge Menschen, die sehr konsumkritisch sind, aber bei einigen Jugendlichen schaut es dramatisch mit der Verschuldung aus“, betont Wurnig. Corona habe gezeigt, wie wichtig es ist, Geld auf der Seite zu haben. „Wir raten, das Dreifache seines Einkommens als verfügbares Erspartes zur Verfügung zu haben“, sagt Wurnig. Es könne immer etwas Unvorhersehbares geschehen.