100 Tage bis zu Olympia in China: Die Spiele in der „Blase“
Hundert Tage vor Beginn der Winterspiele verfolgt China strikte „Null-Covid-Politik“. Grenzen sind noch enger als bei den Sommerspielen in Tokio.
Peking – Die Winterspiele im Februar in Peking werden wegen Chinas rigoroser „Null-Covid-Strategie“ ähnlich speziell wie jene im Sommer in Tokio. Hundert Tage vor Beginn der Spiele wird nach Veröffentlichung des ersten „Playbooks“ immer klarer: Es wird wenig Bewegungsfreiheit für Sportler, Trainer, Helfer und Journalisten geben. Alle Teilnehmer werden sich nur in „geschlossenen Kreisläufen“ bewegen dürfen.
Von der Ankunft bis zur Abreise, vom Bett bis zu den Wettkampfstätten – alles wird in hermetisch abgesperrten Transportsystemen geregelt. Täglich wird auf Corona getestet werden. Wer nicht geimpft ist, muss nach der Einreise drei Wochen in Zwangs-Quarantäne.
Die Spiele vom 4. bis 20. Februar, gefolgt von den paralympischen Wettbewerben vom 4. bis 13. März, werden auch ganz anders als die Spiele im Sommer in Japan. War es in Tokio eher eine „Blase mit vielen Löchern“, durch die Teilnehmer auch mal ins Land schlüpfen konnten, wie vereinzelt geschildert wurde, zieht China vielmehr „doppelte Wände“ hoch. Es soll verhindert werden, dass auch nur eine einzige Infektion unkontrolliert ins Land gebracht wird.
Das strenge Regime ist die Konsequenz aus der strikten Corona-Politik, mit der das bevölkerungsreichste Land die Pandemie besser in den Griff bekommen hat als andere. Gab es anfangs Kritik an der langsamen Reaktion auf die ersten Infektionsfälle im Dezember 2019 in Zentralchina, reagieren die Behörden seither scharf und schnell mit Ausgangssperren, Quarantäne, Massentests und Kontaktverfolgung. Seit Sommer 2020 hat es in China nur noch kleinere Ausbrüche gegeben.
Allerdings hat sich das Milliardenreich auch weitgehend gegenüber dem Ausland abgeschottet. Von den wenigen, die einreisen dürfen, werden bis zu drei Wochen in einer Quarantäne-Einrichtung verlangt. Dazu passt eigentlich kein internationales Sportereignis von der Größe Olympischer Spiele: Rund 2900 Athleten reisen an – zusätzlich mit Tausenden Sportfunktionären und Medienvertretern.
Wettkämpfe an drei Orten, 460 Sportler zu Testlauf eingereist
Nach Olympia 2008 ist Peking die einzige Metropole, die sowohl Sommer- als auch Winterspiele abhält. An drei Orten finden die Wettkämpfe statt: in der Hauptstadt selbst, in dem Vorort Yanqing und in Zhangjiakou in der angrenzenden Provinz Hebei. Die Sportstätten sind längst fertig. Es laufen gerade internationale Testwettkämpfe, zu denen auch schon 460 Sportler eingereist sind. Helfer in Schutzanzügen empfingen sie am Flughafen. So werden auch die „geschlossenen Kreisläufe“ und Transportsysteme erstmals getestet.
„Internationale Testwettkämpfe mit Ausländern stattfinden zu lassen, erhöht das Covid-19-Risiko, aber wir haben einen weitgehenden Plan zur Eingrenzung und eine Überwachung eingeführt, um die Sicherheit aller Teilnehmer und besonders die Bewohner der gastgebenden Orte zu schützen“, sagte Huang Chun, der für die Vorbeugung gegen die Pandemie zuständige Vizedirektor des Organisationskomitees.
Wie bei den Sommerspielen vor 14 Jahren in Peking rufen Menschenrechtsgruppen auch diesmal wieder zu einem Boykott der Spiele auf. Die Kritiker prangern die Verfolgung der Tibeter und Uiguren an, die Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und die schlechte Menschenrechtslage. Bei der Entzündung der olympischen Flamme in Griechenland protestierten Aktivisten mit einer tibetischen Flagge und einem Banner mit der Aufschrift „Keine Völkermord-Spiele“. (APA, dpa)