Schwaz will Schulsozialarbeit an Pflichtschulen etablieren
Darin sind sich die Schwazer Mandatare einig: Jugendliche brauchen jemanden zum Reden. Die Umsetzung sorgt jedoch für Diskussionen.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz – Der Ärger war BM Hans Lintner (ÖVP) bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Schwaz deutlich anzusehen. Er konnte nämlich die Kritik rund um das Thema Schulärzte, Betreuungslehrer und Sozialarbeit in Pflichtschulen nicht verstehen. Es gab einen Antrag vom freien Mandatar Albert Polletta, der künftig für die NEOS in Schwaz antritt. Darin forderte Polletta mehr budgetäre Mittel und den Ausbau der Strukturen.
„Die geforderten Leistungen bestehen alle schon“, stellte BM Lintner klar. Der schulärztliche Dienst sei im Budget verankert, es finde sich jedoch kein niedergelassener Arzt, der das zusätzlich bewerkstelligen könne. Das Problem hätten auch viele andere Tiroler Gemeinden. Die Betreuungslehrer liegen nicht in der Kompetenz der Stadt, sondern der Bildungsdirektion. „Die Betreuungslehrerin in Schwaz geht leider mit Ende des Jahres in Pension“, erklärte BM Lintner. Bei der Schulsozialarbeit verwies er auf die Streetworkerin. Daher forderte Lintner, den Antrag von Polletta abzulehnen.
Doch sowohl Grüne als auch SPÖ meldeten Bedenken an. Ersatz-GR Bernd Weißbacher (Grüne) brachte daher einen Antrag zur Ausweitung der Streetworker-Tätigkeit ein. Es brauche dringend mehr von der mobilen Jugendarbeit und zudem neben der Streetworkerin auch einen männlichen Ansprechpartner.
VBM Victoria Weber (SPÖ) findet auch, dass es ein Streetworker-Tandem aus Frau und Mann in der Stadt brauche. Aber damit nicht genug: „Es gibt de facto keine Schulsozialarbeit in Mittelschulen und Poly“, bemängelte Weber. Der Bedarf sei aber ganz klar gegeben. „Ich finde, wir müssen etwas tun, gerade durch Corona mehren sich die Anfragen, die Jugendlichen brauchen jemanden zum Reden“, sagte die Vizebürgermeisterin.
„Was hier passiert, das ist reiner Populismus“, sprang BM Lintner von seinem Platz auf und machte seinem Ärger Luft. Laut ihm könnten die Schulen jederzeit um Schulsozialarbeiter ansuchen. Man biete bereits alles an. „Aber das ist eben zu wenig“, entgegnete GR Polletta. Weber wisse zudem von den Direktoren, dass Schulsozialarbeiter dringend gewünscht seien.
Thomas Hatzl, Abteilungsleiter Schule und Bildung, erklärte, dass die Schulsozialarbeit definitiv die Zukunft sei und man diese, nachdem die Betreuungslehrerin in Pension gehe, etablieren wolle.
Das sorgte für etwas Beruhigung in der Diskussion. Der Gemeinderat einigte sich darauf, den Antrag erneut an den Schulausschuss zur weiteren Beratung zu verweisen und sich dort auch über den Ausbau der Streetwork auseinanderzusetzen. Weiters werde GR Polletta zu dieser Ausschusssitzung eingeladen.