Voller Einsatz für die Älteren: Helmut Kritzinger im Zeitzeugen-Gespräch
Helmut Kritzinger baute den Tiroler Seniorenbund auf, vertrat die Anliegen der Senioren im Bundesrat und Innsbrucker Gemeinderat. Am 17. November ist er Gast im Zeitzeugen-Gespräch.
Von Mario Zenhäusern
Innsbruck, Sarnthein – Helmut Kritzinger ist ein politischer Mensch durch und durch. Auch als 93-Jähriger und mittlerweile größtenteils in seiner Heimat Sarnthein in Südtirol lebend, verfolgt er die Ereignisse und politischen Entscheidungen in Tirol, Österreich und Europa. Am Mittwoch, 17. November, ist er ab 19 Uhr Gast von Starautor Bernhard Aichner in der Interview-Reihe „Zeitzeugen im Gespräch“ von Land Tirol, Tiroler Tageszeitung und ORF-Landesstudio Tirol.
Geboren und aufgewachsen im Sarntal, engagierte sich Kritzinger früh in der Südtiroler Volkspartei (SVP).Als SVP-Obmann im Sarntal (1953–62) und Mitglied des Gemeinderats (1956–61) geriet der Volksschullehrer und Journalist im Zuge des Südtiroler Freiheitskampfes, der sich bekanntlich in der Nacht vom 11. auf den 12. Juli 1961 in der „Feuernacht“ entlud, rasch ins Visier der italienischen Sicherheitskräfte. Kritzinger wurde bereits 1961 festgenommen und – angeklagt wegen angeblicher „antinationaler Propaganda“ – in den Gefängnissen von Bozen und Trient inhaftiert. Nach acht Monaten und zahlreichen, teils brutalen Verhören wurde er mit der Auflage, seinen Wohnort nicht ohne Carabinieri-Begleitung zu verlassen, provisorisch auf freien Fuß gesetzt. Weil er eine erneute Verhaftung und Misshandlung befürchten musste, floh Kritzinger 1962 zu Fuß über Osttirol nach Innsbruck.
Bereits ein Jahr später ersuchte ihn der damalige Landeshauptmann und ÖVP-Obmann Eduard Wallnöfer, ebenfalls ein Südtiroler, am Aufbau einer schlagkräftige Seniorenorganisation in Tirol mitzuwirken. In den Folgejahren entstand unter maßgeblicher Beteiligung Kritzingers der Tiroler Seniorenbund (TSB).
Im Laufe der Jahre übte „Geburtshelfer“ Kritzinger im TSB verschiedene Funktionen aus. Er war Landessekretär von 1963 bis 1996, Bezirksobmann in Innsbruck (seit 1972) und Landesobmann (1997–2019). In all den Jahren baute er den Tiroler Seniorenbund zur mit Abstand größten Teilorganisation der Tiroler ÖVP aus. Als er die Obmannschaft im April 2019 an Patrizia Zoller-Frischauf übergab, waren in 255 Ortsgruppen mehr als 27.000 Mitglieder eingetragen.
Landeshauptmann Günther Platter bezeichnete die Verdienste Kritzingers im Zuge der Amtsübergabe als „unermesslich“. Die Erfolgsgeschichte des Tiroler Seniorenbundes sei „untrennbar mit dem jahrzehntelangen, beherzten Einsatz von Helmut Kritzinger verbunden“. Er habe beim Einsatz für die Anliegen älterer Menschen „nie den Blick dafür verloren, was für die gesamte Gesellschaft wichtig ist“, habe nie Alte gegen Junge ausgespielt.
Abseits seiner Arbeit für den Seniorenbund betätigte sich Helmut Kritzinger auch in der Tiroler Politik. 35 Jahre, von 1983 bis zum 26. April 2018, vertrat er die Anliegen der älteren Generation im Innsbrucker Gemeinderat, von 2002 bis 2008 war er Abgeordneter zum österreichischen Bundesrat, dessen Präsident er vom 1. Jänner bis zum 30. Juni 2008 war.
Für seine Leistungen wurde Kritzinger, der verheiratet und Vater von sechs Kindern ist, vielfach ausgezeichnet. Er ist unter anderem Träger des Ehrenrings des Landes Tirol (2009), der höchsten Auszeichnung, die das Land Tirol vergibt, des Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (2009), des Verdienstordens des Landes Südtirol (2011), Ehrenbürger der Gemeinde Sarntal (2012) und natürlich Ehrenobmann des Tiroler Seniorenbundes (2019).
Beim Zeitzeugen-Gespräch mit Krimi-Autor Bernhard Aichner am Mittwoch, 17. November, ab 19 Uhr im Haus der Musik in Innsbruck wird der 93-Jährige auf sein langes und ereignisreiches Leben zurückblicken, die eine oder andere Anekdote hervorkramen und – ganz so wie früher – die Mitsprache und Teilhabe der Seniorinnen und Senioren einfordern. Die nämlich verlangte er als TSB-Obmann mehr als einmal: „Bei wichtigen Themen müssen auch wir Senioren den Mund aufmachen und uns öfter zu Wort melden.“
Gratis-Eintrittskarten gibt es im Haus der Musik, Kassa & Abholservice, oder unter www.haus-der-musik-innsbruck.at. Einlass nur mit 3-G-Nachweis.